Der richtige Zeitpunkt für das Vertikutieren
„Viele stellen das Gerät zu tief ein“, warnt Martin Bocksch. „Ein Vertikutierer ist jedoch keine Fräse.“ Die Sägeblätter sollen den Boden höchstens ankratzen, aber nicht pflügen. Das Problem: Wenn mit dem Vertikutierer der Boden im Frühjahr aufgerissen wird, gelangen für kurze Zeit Licht und Sauerstoff ins Erdreich. Hier befinden sich große Mengen an Samen, die durch diese Reize zum Keimen angeregt werden.
„Im Ergebnis hat man mehr Unkräuter im Rasen als vorher“, betont der Experte. „Es ist daher darauf zu achten, dass die Messer des Geräts den Boden nicht aufreißen, denn dabei werden auch die Graswurzeln beschädigt.“ Eine wichtige Rolle spielt der richtige Zeitpunkt für das Vertikutieren.
Zwischen Ende April und Anfang Mai wachsen die Rasengräser bereits kräftig und können die Behandlung gut überstehen, denn die vertikalen Messer machen keine scharfen Schnitte, sondern verletzten die Pflanzen am Trieb. Dies muss rasch abheilen, da sonst Krankheitserreger eindringen können. Wird der Rasen zu früh mit dem Vertikutierer behandelt, können die gewünschten Rasengräser nicht gut nachwachsen.
Den Rasen vorbereiten
Stattdessen nutzen kältetolerante Pflanzen den frei werdenden Platz und die Grünfläche sieht hinterher schlechter aus als vorher. Der Rasen muss auf das Vertikutieren vorbereitet werden. Etwa zehn Tage zuvor sollte mit Stickstoff gedüngt werden. „Ich empfehle, den Rasen fünf Mal pro Jahr mit fünf Gramm Dünger pro Quadratmeter zu stärken“, rät Prof. Martin Bocksch.
Los geht es bereits Anfang März mit Nitrat und Ammonium. „Die Stoffe werden von den jungen Wurzeln direkt aufgenommen und fördern das Pflanzenwachstum.“ Das ist in dieser Phase besonders wichtig, da die Rasenwurzeln bei etwa drei bis vier Grad Bodentemperatur bereits sehr gut wachsen.
Organischer Dünger
Die zweite Düngergabe erfolgt Mitte April vor dem Vertikutieren. Zu diesem Zeitpunkt kann bereits ein organischer Dünger verwendet werden, der sowohl schnell als auch langsam verfügbare Stickstoffe enthält. Da organischer Dünger von den Mikroorganismen im Boden umgewandelt werden muss, sollte die Bodentemperatur bei mindestens zwölf Grad liegen.
Außerdem ist eine ausreichende Wasserversorgung des Bodens wichtig, da sich die Mikroorganismen in Trockenphasen zurückziehen. „Sinnvoll ist im April die Gabe eines sogenannten Volldüngers, der neben Stickstoff auch weitere wichtige Nährstoffe wie Phosphor oder Kalium enthält“, empfiehlt der Experte.
„So ist der Rasen gut auf das Vertikutieren vorbereitet.“ Insbesondere bei stark vermoosten oder verfilzten Rasen bleiben nach dem Vertikutieren große Kahlflächen zurück. Hier sollte unbedingt direkt nachgesät und die Flächen feucht gehalten werden. Das Vertikutieren ist jedoch nicht jedes Jahr notwendig. „Man sollte sich den Rasen genau anschauen und den Bedarf prüfen“, betont Martin Bocksch. „Falls das Vertikutieren sinnvoll ist, kann man einfach ein Gerät ausleihen.“