Kronach Friseur-Innung: Lockdown befeuert die Schwarzarbeit

Karl-Heinz Hofmann
Die Friseur-Innung Kronach mit Innungsobermeisterin, Petra Fischer (links) und Anja Meier, die Leiterin der Geschäftsstelle der Kreishandwerkerschaft Kronach, rufen zum Kampf gegen Schwarzarbeit – auch in der eigenen Branche – auf. Foto: /Karl-Heinz Hofmann

Obwohl Friseure viel in ein Hygienekonzept investiert haben, bleiben die Salons geschlossen. Die Innung befürchtet eine Pleitewelle, warnt aber auch gleichzeitig vor illegalen „Hausbesuchen“.

 
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Kronach - Die Friseurgeschäfte in der Region stöhnen unter den Belastungen und Auflagen durch die Corona-Krise. Viele der 106 Betriebe in Stadt und Landkreis Kronach hätten inzwischen enorme finanzielle Probleme, wie Friseur-Innungsobermeisterin Petra Fischer und Anja Meier, Leiterin der Geschäftsstelle der Kreishandwerkerschaft (KHS) Kronach, informieren.

„Die Friseurbranche ist das einzige Vollhandwerk, das in dieser erneut ausgerufenen Lockdown-Phase nicht arbeiten darf. Dabei sind doch die Friseurbesuche sicher“, betonen sie. Schließlich habe die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) bereits im ersten Lockdown einen Branchenstandard für Unternehmen der Haar- und Bartpflege entwickelt, der auch nachweislich funktioniere und in den Salons der Friseur-Innung Kronach auch vorbildlich umgesetzt werde.

„Unsere Betriebsinhaber sind aufgrund des Meistervorbehalts hoch qualifiziert. Auch, was die Umsetzung der Arbeitsschutz- und Hygienestandards angeht“, betont Fischer. Bereits im Frühjahr vergangenen Jahres hätten die Betriebe mit hohem organisatorischen und finanziellen Aufwand dafür gesorgt. Warum man nun dennoch wieder schließen mussten, sei einfach nicht nachvollziehbar. Die Salons hätten im Geschäftsjahr 2020 im Durchschnitt einen Umsatzrückgang von etwa 15 bis 20 Prozent verzeichnet, so Fischer.

Ernsthaft in der Existenz bedroht

Durch den erneuten Lockdown seien viele nun in ihrer Existenz ernsthaft bedroht, zumal das Friseurhandwerk keine Ausweichmöglichkeiten wie etwa Online-Handel oder To- go- Angebote bereitstellen könne. Die Rücklagen seien inzwischen aufgebraucht. Die Förderinstrumente wie Soforthilfen und Überbrückungshilfe III würden nicht greifen. Oder sie kämen nicht zeitnah zur Auszahlung. Ohnehin gingen die Förderbedingungen an der Situation im Friseurhandwerk vorbei. Denn bei der überwiegenden Anzahl der Friseurbetriebe handele es sich um Einzelfirmen. Die Förderprogramme aber sähen keine Entschädigung für den entgangenen Unternehmerlohn vor. „Mitarbeiter erhalten zwar Kurzarbeitergeld. Doch das bedeutet ein deutlich reduziertes Einkommen. Zudem fällt das Trinkgeld aus, ein nicht zu unterschätzender Faktor“, sagt die Innungsobermeisterin. So wachse letztendlich auch die Gefahr, dass Fachkräfte in andere Branchen abwandern. „Wir haben große Sorge, ob die Akzeptanz für die Corona-Verordnungen bei einem längeren Lockdown erhalten bleibt.“

Natürlich denke jeder Friseur auch an seine Kunden. „Für viele Menschen bedeutet der Friseurbesuch ja mehr als nur etwas für seine Schönheit zu tun. So etwas stärkt auch Selbstbewusstsein und das Wohlbefinden insgesamt.“ Es würden sich auch hin und wieder Kunden über die Salonschließungen beklagen, die meisten brächten aber meist noch Verständnis auf. Petra Fischer und Anja Meier appellieren demnach weiter an die Kunden, ihrem Salon die Treue und Loyalität zu halten, Geduld zu habe und ihn eventuell mit dem Erwerb von Gutscheinen zu unterstützen.

Indes scheint sich in der Krise ein weiteres Problem für die ehrlichen Friseurbetriebe und deren Inhaber zu entwickeln. Inzwischen blühe auch im Landkreis Kronach die Schwarzarbeit auf. Dabei sei Schwarzarbeit alles andere als ein Kavaliersdelikt, auch nicht in Zeiten der Corona-Zwangsschließung der Geschäfte, betonen die beiden Frauen. Schwarzarbeit bedeute gleich mehrere Rechts- und Gesetzesverstöße: unter anderem gegen das Steuerrecht, gegen das Sozialversicherungsrecht und gegen die Mitteilungspflichten gegenüber den Behörden und Sozialträgern. Auch gegen das Hygieneschutzgesetz werde dabei verstoßen. Etwas, das allein schon eine Strafe von 5000 Euro nach sich zöge. Auch dem Kunden drohten übrigens saftige Geldbußen. Eine wirksame Kontrolle, um solchen schwarzen Schafen das Handwerk zu legen, sei aber eine Illusion.

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