„Fritzla“ in Steinwiesen Erfolg im Wandel der Zeit

Susanne Deuerling

Der „Fritzla“ in Steinwiesen feiert sein 100-jähriges Bestehen. Der außergewöhnliche Laden ist mittlerweile in ganz Bayern bekannt.

 
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Vom Bahnhofscafé zur „Einkaufsmetropole“ in der City von Steinwiesen – so könnte man die Erfolgsgeschichte des „Fritzla“ beschreiben. 1922 als Bahnhofscafé und Konditorei in der Nähe des Bahnhofs gegründet, steht es jetzt an der Hauptstraße als Symbol dafür, dass kleine Läden nicht immer vom Aussterben bedroht sein müssen.

Es „Fritzla“ heißt so, weil sein Gründer Fritz Beierkuhnlein Fritzla genannt wurde. Und dieser Name hat sich etabliert. Nach Fritz kam Friedrich und nun führt der Enkel des Gründers, Wieland, das Geschäft bereits in dritter Generation und es heißt immer noch „Fritzla“. 1922 als Café gegründet, sattelte man 1925 auf „Gemischte Waren“ um, da im armen Dorf Steinwiesen mit einem gehobenen Café nichts zu verdienen war. Doch auch das waren schwere Zeiten, denn Elsa, Fritzlas Frau, war evangelisch und deshalb wurde der Laden anfangs auch gemieden.

Neubau 1935

Aber irgendwann ging es dann aufwärts und 1935 baute man an der Hauptstraße ein neues Geschäft. Dort ist heute noch der Sitz des damaligen „Gemischtwarenladens Fritzla“. Das Sortiment war groß und alles unverpackt. Die Kunden kamen mit Flaschen, Schüsseln und Gläsern zum Einkaufen, Wermut und Branntwein gab es aus Ballons und Backwaren aus der eigenen Backstube. Außerdem Melissengeist, Baldrian, Verbandsmaterial und vieles mehr, da es keine Apotheke im Ort gab. Petroleum für die Lampen wurde genauso verkauft wie Kohle und alle Arten von Kurzwaren, Textilien, Spielsachen und und und. Man stelle sich das Kaufhaus „Weka“ in klein vor mit einer „Aldi“-Supermarktabteilung ganz modern als Unverpacktmarkt – so war der „Fritzla“.

Charme und Herzlichkeit

Vom alten „Fritzla“ übernahm dann Sohn Friedrich den Laden. Er konnte aufgrund einer Kriegsverwundung den Beruf des Bäckers und Konditors nicht mehr ausüben und machte eine Ausbildung zum Lebensmittelfachwirt. 1959 heiratete er seine Elfriede und hatte zwei Söhne, Carl und Wieland. Letzterer übernahm Mitte der neunziger Jahre das Unternehmen und machte es zu dem, was es jetzt ist – ein Laden, der mit einem großen Sortiment an Lebensmitteln punkten kann, aber den Charme und die Herzlichkeit der Tante-Emma-Läden bewahrt hat. „Weltoffen und heimatverbunden“, mit Kompetenz und Kundenfreundlichkeit – so kennen die Menschen aus nah und fern „ihren Fritzla“. Und seit er die Auszeichnung zum 5 Sterne Dorfladen sogar von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger persönlich bekommen hat, kennt man ihn auch in ganz Bayern und darüber hinaus.

Schulen als Kunden

Die „gute Seele“ bei Fritz, Friedrich und lange Zeit auch bei Wieland ist die „Fritzla-Liane“, die Schwester von Friedrich. Noch bis 2020 saß sie jeden Tag mit damals 85 Jahren an der Kasse und unterhielt sich gerne mit den Kunden. „Das Geschäft war meine Welt“, sagt sie heute wehmütig. Die Corona-Pandemie beendete diese Zeit leider. Neben dem Geschäft beliefert Wieland Beierkuhnlein auch noch 50 Schulen und Kindergärten im Rahmen des Schulfruchtprogramms mit Obst und Milchprodukten. Viele regionale Produkte finden sich im Laden und Hauptlieferant ist heute die Edeka.

Zum 100-jährigen Jubiläum waren deshalb auch zahlreiche Kunden, Lieferanten, Freunde und die ganze Familie Beierkuhnlein gekommen, um den „Fritzla“ hochleben zu lassen. Hans Rebhan, Vizepräsident der IHK Oberfranken und Kreisvorsitzender des IHK Gremiums Kronach, überreichte eine Dankesurkunde und betonte, dass er Auszeichnungen dieser Art nicht oft durchführe. Bereits in dritter Generation gibt es den „Fritzla“, das ist außergewöhnlich und verlangt Hochachtung und Respekt. „Möge dieser Leuchtturm in Steinwiesen für die Zukunft erhalten bleiben“, schloss Rebhan. Auch Bürgermeister Gerhard Wunder war stolz und meinte, wenn es den „Fritzla“ nicht gäbe, müsste man ihn erfinden. Und gerade Wieland Beierkuhnlein ist ein Paradebeispiel für engagierte Bürger in einer aktiven Gemeinde.

Gratulation im Dialekt

Bereits nach der Begrüßung durch den Inhaber Wieland Beierkuhnlein erfreute Liane Bauer, die „Fritzla-Liane“ alle mit einer kurzen Chronik der letzten 100 Jahre. Hedi Höhn gratulierte mit einem Gedicht in Dialekt und Carolin Hollendonner berichtete in Reimform über ihre Erfahrungen als Kundin. Musikalischen Hochgenuss boten die Musiker des „Blue Moon Swingtetts“.

Mehr Bilder unter www.np-coburg.de

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