Hansjörg Müller-Velten Kronachs ewiger Direktor

Hansjörg Müller-Velten hat als langjähriger Leiter des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums eine ganze Generation von Schülern und Lehrern geprägt. Nun ist er im Alter von 83 Jahren gestorben.

 
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Prägende Persönlichkeit: Hansjörg Müller-Velten, 16 Jahre lang Direktor des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums, ist gestorben. Foto: /NP-Archiv

Kronach - Als Hansjörg Müller-Velten am 29. Juli 2002 sein Büro im zweiten Stock des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums in Richtung Aula verließ, brandete Applaus auf. Die Schülerinnen und Schüler hatten ein Spalier gebildet, das vom Hauptbau über den Schulhof bis zur Eingangstür des Kreiskulturraums reichte. Es war eine Verneigung vor Kronachs ewigem Direktor. Stolze 16 Jahre lang hatte „MüVel“, wie ihn seine Schüler im Spaß gern nannten, das Gymnasium geleitet. An diesem Tag, seinem letzten im Amt, ließen sie ihren Direx spüren, wie viel Respekt und Sympathie er sich in dieser Zeit verdient hatte. Der folgende Festakt dauerte über drei Stunden, Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf hielt die Festrede. Es war damals schon spürbar, dass hier ein besonderer Mensch die große Bühne verließ.

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„Ganz toller Chef“

Wie intensiv Müller-Velten – auch nach seinem Ausscheiden – als Pädagoge und Persönlichkeit gewirkt haben muss, ist dieser Tage erneut zu spüren. Am Wochenende ist Hansjörg Müller-Velten im Alter von 83 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit gestorben – und die Trauer ist groß. „Niemand, der mit ihm zusammengearbeitet hat, wird ihn je vergessen. Er war eine ganz prägende Persönlichkeit“, erklärt Renate Leive. Die Pädagogin, mittlerweile selbst Schulleiterin am KZG, hat Müller-Velten von 1996 bis 2002 als Direktor erlebt. „Er war ein ganz toller Chef“, blickt sie zurück. Einer, der „die Verantwortung gesucht und angenommen hat“, aber auch jemand, „der Potenzial in anderen erkannt und gefördert hat“.

Müller-Velten stehe wie kein anderer für die „goldenen Zeiten des KZG“. Lehrerpersönlichkeiten wie Hans-Jürgen Schmitt, Petra Mahr-Richter und Franz Lederer hätten im musischen Bereich nachhaltige Akzente setzen können, „weil er ihnen vertraut hat und sie hat machen lassen“. Respekt und Anstand seien zudem Tugenden gewesen, die Müller-Velten seinen Schülern ebenso vermitteln wollte wie das Unterrichtswissen selbst. „Die Freude daran hat ihn angetrieben, da hatte er eine ungeheure Energie und Dynamik“, würdigt Leive den Verstorbenen.

„Väterlicher Freund und Mentor“

Für Horst Pfadenhauer war Müller-Velten viel mehr als ein Vorgesetzter. „Er wurde mein väterlicher Freund und Mentor“, sagt der heutige Leiter des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums (MGF) in Kulmbach. Pfadenhauer, dessen Lehrerlaufbahn am KZG begann, hat noch heute ein Foto Müller-Veltens auf seinem Schreibtisch stehen. „Das zeigt ihn, der so naturverbunden war, mit einem Kabeljau, den er gerade gefangen hat.“ Noch am vergangenen Freitag habe er mit ihm telefoniert, erzählt Pfadenhauer. Da sei der 83-Jährige bereits sehr schwach gewesen. Am Sonntag hätten sie wieder sprechen wollen – doch dazu kam es nicht mehr. „Ich hätte mit ihm gern noch einmal über unser erstes Jagderlebnis gelacht.“ Einen Bock, auf den sich der damalige Jungjäger Pfadenhauer ewig nicht getraut hatte zu schießen, erlegte Hansjörg Müller-Velten schon nach fünf Minuten. „Damit hat er mich ewig aufgezogen. Irgendwann haben wir beide darüber geschmunzelt.“

Pfadenhauer hat Müller-Velten zu Ehren die Fahne auf dem Schuldach auf halbmast setzen lassen. Auch eine offizielle Trauerbeflaggung hat der MGF-Chef angeordnet. Einerseits, weil der promovierte Pädagoge im Schuljahr 1992/93 als Interims-Schulleiter in Kulmbach tätig war und die Einrichtung nach einer schwierigen Zeit stabilisieren konnte. Andererseits aus Respekt vor einem Mann, „dem eine ganze Generation von Lehrern und Schülern viel zu verdanken hat“: Er selbst, so mutmaßt Pfadenhauer, säße wohl heute nicht am MGF im Chefsessel, wenn es Hansjörg Müller-Velten nicht gegeben hätte. Auch Martin Rohde, heute Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Mittelfranken, oder KZG-Chefin Renate Leive seien von „MüVel“ entscheidend gefördert worden.

Keine offizielle Trauerfeier

Lange Jahre seine rechte Hand in der Schulleitung war Alfons Neubauer. Der Studiendirektor erinnert sich an „einen Chef, wie man ihn sich nur wünschen kann“. Es habe sich eine Freundschaft entwickelt, die auch im Ruhestand nie abgerissen sei.

„Statt für Mäuse für Menschen“

Hansjörg Müller-Velten wurde am 20. November 1937 in Bamberg geboren. Nach der Grundschulzeit wechselte er in die Oberrealschule Bamberg, das heutige Clavius-Gymnasium. Er legte das Abitur ab und studierte im Anschluss in Marburg und Erlangen die Fächer Chemie, Biologie und Erdkunde. Danach blieb er dem universitären Leben treu und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter am zoologischen Institut in Hamburg. 1963 promovierte er mit einer Arbeit über Tierphysiologie und Tierpsychologie.

Fünf Jahre später entschied sich Hansjörg Müller-Velten „statt für Mäuse für Menschen“, wie es der damalige bayerische Staatsminister Werner Schnappauf 2002 bei der Verabschiedung des Direktors formulierte. Müller-Velten, mittlerweile verheiratet und zweifacher Vater, zog nach Memmelsdorf bei Bamberg und trat ins pädagogische Seminar in Nürnberg ein. 1970 hatte er seine Fortbildung abgeschlossen und bekam seine erste Stelle in seiner Heimatstadt Bamberg – und zwar am Dientzenhofer-Gymnasium. 1986 wechselte er als Direktor ans Kronacher Kaspar-Zeuß-Gymnasium.

Als Naturfreund gehörten Pflanzen-Exkursionen und Wanderungen in seiner Freizeit ebenso dazu wie Jagd- und Angelausflüge. Weggefährten verweisen zudem auf seine hervorragenden Kochkünste. Besonders Wildgerichte waren seine Spezialität.