FTE-Valeo Ebern Angst und Unmut machen sich breit

Helmut Will

Dicke Luft herrscht unter den Beschäftigten bei Valeo in Ebern. Die Mitarbeiter kämpfen nicht nur um ihre Jobs, sondern auch gegen Verschlechterungen unter anderem beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

 
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Verteilt auf dem Großparkplatz an der Verteilerspange in Ebern, in und neben ihren Fahrzeugen, Beschäftigte von FTE-Valeo bei der Streikveranstaltung der IG-Metall Bamberg. Foto: /Helmut Will

Ebern - Bereits zweimal, am 1. März mit einem „stillen Protest“ vor dem Werkstor in der Andreas-Humann-Straße in Ebern, am 10. März und am gestrigen Mittwoch zum dritten Mal mit einem Warnstreik, brachten die IG-Metall Bamberg und die örtlichen Vertreter des Betriebsrates von Valeo in Ebern, ihre Sorgen um ihre Arbeitsplätze zum Ausdruck, verbunden mit der Forderung um eine moderate Lohnerhöhung.

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Diesmal wurde als Ort des Protestes der Parkplatz der Firma an der Verteilerspange, gegenüber des Friedhofes Ebern ausgewählt. „Friedhofsstimmung“ herrschte allerdings nicht, im Gegenteil, „flammende Reden“ waren zu hören: Es mögen etwa 300 Arbeitnehmer gewesen sein, die ihren Arbeitsplatz drei Stunden vor dem offiziellen Arbeitsschluss verlassen hatten, um, verteilt über den Großparkplatz, mit Hupkonzerten ihrer Autos und Trillerpfeifen, ihre Sorge um ihren Arbeitsplatz und ihren Unmut über die Arbeitgeber zum Ausdruck brachten. Unterstützt wurden sie hierbei von Delegationen aus dem Werk in Fischbach und dem Werk der Spindeltechnologie Weiss in Maroldsweisach.

Von einer Hebebühne aus sprachen Funktionäre zu ihren Kollegen, wobei die Forderungen der IG-Metall vorgebracht wurden. Der gemeinsame Tenor: „Hände weg vom Tarifvertrag, Arbeitsplatzsicherung und vier Prozent Lohnerhöhung.“ Thomas Werner, Vertrauenskörperleiter und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Valeo sagte, dass „heute ein weiteres Zeichen gesetzt werden soll.“ Deshalb hole man die Arbeitnehmer dreieinhalbstunden vor Schichtende von ihren Arbeitsplätzen weg, um mit ihnen den Warnstreik durchzuführen. „Bisher, nach über drei Wochen Warnstreik fast 200 000 Beteiligten bayernweit, hat sich der Arbeitgeberverband nicht weiter bewegt, deshalb müssen wir den Druck weiter erhöhen“, sagte Werner. Der Arbeitgeberverband würde nicht sehen wollen, dass die Ideen der IG-Metall letztlich der ganzen Branche helfen würden. Es werde eine Lohnerhöhung von vier Prozent gefordert und man fordere nachhaltige Zukunftssicherungsverträge und Perspektiven zur Standorterhaltung.

Andrea Sicker, zweite Bevollmächtigte der IG Metall Bamberg, freute sich, als die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Ort des Streikes eintrafen. Sie zeigte sich auch als „Anpeitscherin“ der Streikveranstaltung. „Danke, dass ihr gekommen seid, bleibt eine halbe Stunde hier und kämpft mit uns gemeinsam für den Erhalt euerer Arbeitsplatze, für eure Zukunft am Standort hier in Ebern“, rief die Funktionärin der IG-Metall Bamberg den Leuten zu. In Bayern habe man vier Verhandlungstermine mit der Arbeitgeberseite hinter sich, wobei kaum Bewegung auf Arbeitgeberseite zu erkennen sei. „Unsere Beschäftigten sind sauer und erwarten endlich mal ein faires Angebot. Heute wollen wir bei FTE-Valeo ein Zeichen für unsere Tarifforderungen setzten gegen das, was von Arbeitgeberseite auf dem Tisch liegt, nämlich eine Nullrunde in 2020/21 und auch 2022 soll es nicht viel geben, im Gegenteil, die Arbeitgeber wollen Verschlechterungen unter anderem beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld“, so Sicker. Weiter werde die Gestaltung der Transformationsprozesse über einen Zukunftstarifvertrag gefordert, was gerade bei Valeo in Ebern ein wichtige Forderung wäre. „Es fehlt hier an Investitionen, Produktinnovationen und an Qualifizierung. Streichkonzerte und Personalabbau wollen wir nicht“, sagte Andrea Sicker. Eine Reaktion von Valeo in Ebern gebe es darauf noch nicht.

Das sich um die 300 Personen eingefunden hatten zeigte, dass sich die Arbeitnehmer mit den Forderungen der IG-Metall solidarisieren. Ein Insider, der nicht genannt werden möchte: „Vom Arbeitgeber wird intern Druck aufgebaut und es fällt sicher nicht jedem leicht, seinen Arbeitsplatz für diesen Streik heute frühzeitig zu verlassen. Aber ich denke, meine Kollegen haben es begriffen das sie sich wehren und um ihren Arbeitsplatz kämpfen müssen.“ Begeistert zeigte sich Betriebsratsvorsitzende Sonja Meister, über die Teilnahme ihrer Kollegen. In der Fertigung habe man aktuell gut zu tun und sogar Samstagsarbeit sei in einigen Bereichen notwendig. „Es fehlt an neuen Produkten, die in Zukunft hier am Standort gefertigt werden können und womit Geld verdient werden kann“, so die Betriebsratsvorsitzende. Stellenabbau sei nur begrenzt sinnvoll, weil ein Unternehmen ohne Facharbeiter und Spezialisten nicht bestehen könne. Der Standort Ebern brauche für die Zukunft ein Konzept. Das alles werde beim Management angesprochen, auch um zweigleisig zu fahren. „Schließlich können wir in Ebern auch Medizintechnik“, so Sonja Meister.

Sicherung der Aus- und Weiterbildung und Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen forderte Meister, auch die Auszubildenden müssten übernommen werden. Für diese sprach Mario Bornkessel, Vertreter für Jugend und Auszubildende. Alles könne nur funktionieren mit einer guten und soliden Ausbildung. „Hört auf, der jungen Generation Steine in den Weg zu legen“, rief er an die Adresse der Arbeitgeber. Der Warnstreik wurde am Mittwoch für die Spätschicht um 18 Uhr und für die Nachtschicht am Donnerstagmorgen um zwei Uhr wiederholt.