Fünf Jahre nach Pilotprojekt Paketdrohnen keine Lösung für Lieferverkehr in den Städten

Reguläre Paketlieferungen per Drohne: Vor fünf Jahren wurde das auf der ostfriesischen Insel Juist zum ersten Mal Realität. Was wurde aus dem Projekt?

 
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Ein DHL-Paketkopter startet mit Medikamenten an Bord zu einem Flug auf die Nordseeinsel Juist. Foto: Ingo Wagner/dpa Foto: dpa

Juist - Vor fünf Jahren flog die Zukunft über Juist: Zwischen dem Festland und der Apotheke "Seehund" auf der Nordseeinsel wurden im Herbst 2014 zum ersten Mal regelmäßig Medikamente per Drohne transportiert.

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Von einem weltweit einzigartigen Projekt sprach damals der Paketzusteller Deutsche Post DHL, der die zwölf Kilometer langen Flüge ausgeführt hatte. Nun stellt sich die Frage: Was bleibt vom Drohnen-Rummel? Werden wir künftig mehr Lieferungen aus der Luft erhalten? Wichtige Fragen und Antworten zum Thema:

Wie waren die Erfahrungen mit den Lieferdrohnen auf Juist?

Erich Hrdina ist der Apotheker von Juist - und selbst passionierter Hobbyflieger. Er sagt: "Für uns war das mit der Drohne perfekt." Da das DHL-Modell damals nur 1,2 Kilogramm tragen konnte, habe damit zwar nicht die komplette Medikamentenversorgung der Insel geklappt. Aber in Ausnahmesituationen waren die autonomen Fluggeräte seiner Meinung nach wichtig: "Wir hatten einen Notfall an einem Samstag bei Nacht und Nebel. Da hätte kein Hubschrauber mehr fliegen können, da war die Drohne dann schon toll", erinnert sich der Apotheker.

Wird heute schon regelmäßig per Drohne geliefert?

Nein. Die Deutsche Post DHL hat zwar weitere Testläufe unter anderem in Bonn und im Alpenort Reit im Winkl unternommen. Im regulären Lieferbetrieb setzt das Unternehmen die Drohnen in Deutschland jedoch noch nicht ein. "Bis auf weiteres ist das für uns ein reines Forschungsprojekt", erklärt Sprecherin Sarah Preuß. In China hingegen hat die DHL-Schwester DHL Express im Mai die erste innerstädtische Route eröffnet. In der Metropole Guangzhou transportieren Drohnen zweimal täglich Express-Sendungen zwischen zwei Packstationen - und das, ohne von Menschenhand gesteuert zu werden.

Welchen Nutzen könnten Paketdrohnen haben?

Insel-Apotheker Hrdina ist seit der Erfahrung auf Juist Drohnen-Fan. "Für die Notfallversorgung sollte man die auf jeden Fall einsetzen", erklärt er. Doch auch in der regulären Paketzustellung können Drohnen sinnvoll sein. Sie erreichen auch abgelegene Orte, etwa auf Inseln oder in eher wenig besiedelten Bergregionen. "Da ist das Konzept auf jeden Fall zu begrüßen", sagt eine Sprecherin des Bundesverbands Paket- und Expresslogistik.

Und welche Nachteile sind damit verbunden?

Für den Massenversand eignen sie sich nicht, da sind sich die Beteiligten einig. Bei mehr als drei Milliarden Paketen pro Jahr wäre der Luftraum vollkommen überlastet. "Stellen Sie sich mal vor, da würden Millionen Drohnen in der Luft fliegen", erklärt Anne Putz vom Logistikunternehmen GLS: "Da wäre der Himmel ja schwarz." Auf Juist habe es vor allem Sicherheitsbedenken gegeben, erzählt Erich Hrdina. Keiner wollte unbemannte Fluggeräte über seinem Kopf schwirren haben. Hinzu kommt, dass die Regeln für Drohnenflüge in Deutschland bisher sehr streng sind. Bei dem Versuch auf Juist musste jeder der insgesamt 40 Flüge einzeln genehmigt werden.

Wie steht die Logistikbranche zu dem Thema?

In der Zustellerbranche ist von einem Drohnen-Hype nicht viel zu spüren. Die Sprecherin des Bundesverbands sagt: "Drohnen sind ein Randthema bei der Zustellung von Paketen." Auch Unternehmen wie Hermes oder GLS stehen dem Thema eher skeptisch gegenüber und haben keine Entwicklungsprojekte mit Drohnen laufen. "Ein schönes PR-Thema,", meint Anne Putz, "aber keines für GLS".

Werden Drohnen bald den Lieferverkehr in den Innenstädten entzerren?

Eher nein. Fünf Jahre nach dem Testflug auf Juist setzen die Logistiker auf E-Fahrzeuge oder Lastenräder. "Das sind alles Dinge, die für uns in Richtung Emissionsfreiheit auch einfacher umzusetzen sind", sagt Sebastian Kaltofen vom Paketzusteller Hermes. Das sieht auch der Bundesverband so. Statt über Drohnen zu reden, könne man den Stadtverkehr ganz konkret entzerren, indem man beispielsweise mehr Packstationen einrichten würde, heißt es dort.