2002 wurde Rummenigge erster Vorstandsvorsitzender des FC Bayern. "Da war ich fit für den Posten." Fast zwei Jahrzehnte lang bekleidete er diesen. Es war eine sportliche und finanzielle Erfolgsgeschichte. Sie begann mit dem Umzug in die Allianz Arena 2005. "Der Bau war unser wichtigster und größter Kampf." Das Triple mit Trainer Jupp Heynckes 2013 und das historische Sechs-Titel-Jahr 2020 mit Hansi Flick waren die Krönungsmomente als Bayern-Chef.
"Verwerfungen" nach dem Rückzug als Chef
2021 machte Rummenigge Platz für Oliver Kahn. Die Umstände waren freilich nicht so, wie von ihm gewünscht. "Es sind damals auch ein paar Dinge passiert, die ich nicht für richtig gehalten habe." Wie der Verkauf von David Alaba, der Verlust von Thiago, der Wechsel von Erfolgscoach Flick zum DFB. Auch Kahns Neuausrichtung des Vereins entsprach nicht Rummenigges Vorstellungen.
Nach nicht einmal 24 Monaten wurde das Projekt abrupt beendet. Und Rummenigge kam zurück, zwar nicht als Vorstandschef, aber als Mitglied des Aufsichtsrates um Ehrenpräsident Hoeneß. "Uli hat mich damals angerufen und gesagt, das funktioniert so nicht", schildert Rummenigge: "Von Julian Nagelsmann, der eigentlich langjährig Trainer sein sollte, hatte man sich getrennt. Thomas Tuchel kam als Nachfolger, aber er hat zu keinem Zeitpunkt funktioniert in diesem Club. Das alles hat zu Verwerfungen geführt."
"Der FC Bayern braucht mehr Uli Hoeneß"
Die Alten mischen seitdem wieder gemeinsam mit. Und viele finden, dass Hoeneß und Rummenigge den Verein längst wieder aus dem Hintergrund steuern. "Zunächst einmal wissen wir, wie der Club funktioniert", sagt Rummenigge dazu. Ein Plädoyer hält er für Weggefährte Hoeneß, mit dem er auch nicht immer in allem einig war. "Der FC Bayern braucht nicht weniger Uli Hoeneß, er braucht mehr Uli Hoeneß."
Zusammen achten sie im Aufsichtsrat auf die Finanzen, was im zurückliegenden Transfersommer auch Sportvorstand Max Eberl zu spüren bekam. Man müsse im Fußball-Business "auch mal das kleine Wörtchen "Nein" sagen", findet Rummenigge. "Die Gehaltskosten sind bei uns zu schnell angewachsen in eine Größenordnung, die nicht ganz ungefährlich ist." Er warnt davor, "finanziellen Irrsinn" zu betreiben - der FC Barcelona gilt ihm als warnendes Beispiel.
"Kontinuität" ist eines von Rummenigges Lieblingsworten, wenn es um den Vorstand geht. Man brauche dort Personen, die "Bayern-like" ticken und auch arbeiten. Die ideale Zukunftsbesetzung ist weiterhin nicht gefunden.
Wer weiß, vielleicht tritt ja Bayerns Rekordspieler Thomas Müller (36) nach seinem Karriereende in die Fußstapfen der großen Ex-Spieler Beckenbauer, Hoeneß und Rummenigge. "Es ist der Wunsch der Fans und des Clubs, dass ehemalige Spieler bei Bayern München eine Führungsrolle einnehmen", sagt Rummenigge. Und Vereinslegende Müller kenne den Club bestens: "Aber er muss Lust auf diese ganz neue Herausforderung haben." Eine Lust am FC Bayern, die Karl-Heinz Rummenigge auch mit 70 Jahren nicht loslässt.