Gartenmarkt Gereuth Besucher vor verschlossenen Türen

Pia Bayer
Wo am Wochenende eigentlich ein Gartenmarkt hätte stattfinden sollen, herrscht Leere und Stille. Persönliche Differenzen zwischen dem Schlossbesitzer, Rupert Fechner, und dem diesjährigen Veranstalter, Heiko Bayerlieb, hatten kurzfristig zum Aus des Marktes geführt. Die Öffentlichkeit über die Absage informiert hatte niemand. Foto: /Pia Bayer

Ein Kommunikationsproblem hat am Wochenende zu einiger Irritation im Untermerzbacher Ortsteil Gereuth geführt. Denn der Gartenmarkt im Schlosspark fand kurzfristig nicht statt. Die Aussteller waren bereits vor sieben Wochen informiert worden – den Markt für die Öffentlichkeit abgesagt hatte allerdings niemand.

 
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Die Straßenränder sind leer. Einige Autos schleichen in Schrittgeschwindigkeit vorbei, während Fahrer und Beifahrer fragend auf das geschlossene Tor zum Park von Schloss Gereuth schauen. Davor stehen zwei Passanten: Einer sucht die Anschlagtafel nach Hinweisen ab, eine andere durchforstet das Internet via Handy nach Informationen. Wo reger Trubel herrschen sollte, hört man Vogelgezwitscher und sonst Stille. „Der Veranstalter hat kurzfristig abgesagt“, informiert dann knapp der Besitzer des Schlosses Gereuth, Rupert Fechner.

Persönliche Differenzen und „Forderungen und Vorstellungen des Schlossherrn, auf die ich nicht eingehen konnte“, hätten zum Aus für den diesjährigen Gartenmarkt geführt, erklärt schließlich auch Heiko Bayerlieb auf Nachfrage der Neuen Presse. Rund sieben Wochen vor dem Termin habe er deshalb „die Reißleine gezogen“ und die Aussteller informiert. Eine Mail von Bayerlieb dazu, die der Neuen Presse vorliegt, datiert auf den 30. April. Darin heißt es: „Hiermit möchte ich bekannt geben, dass ich mich aus der Organisation des Gartenmarktes in Schloss Gereuth mit sofortiger Wirkung zurück ziehen werde“, und weiter: „Jetzt stellt sich die Frage; zwei Menschen sollten doch eine Handvoll Probleme lösen können.“

Dass dem nicht so war, verdeutlichen die irritierten Besucher am Wochenende vor dem eisernen Tor zum Schlosspark in Gereuth. Denn dafür, die Öffentlichkeit über die Absage zu informieren, fühlte sich offenbar keiner mehr verantwortlich.

Schlossbesitzer Rupert Fechner weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass es in diesem Jahr keine Plakate und auch sonst keine Werbung für den Markt gegeben hätte, zudem sei er erneut lediglich Verpächter des Anwesens für den Gartenmarkt, nicht mehr Veranstalter. Heiko Bayerlieb betont, dass er sich aus der Organisation zurückgezogen habe einen Tag, bevor ein Ultimatum der Gemeinde Untermerzbach ausgelaufen wäre, alle erforderlichen Unterlagen für die Anmeldung abzugeben. Der Gartenmarkt für dieses Jahr war demnach nie offiziell.

Doch auch Haßberge Tourismus führt den Termin noch in seinem Veranstaltungskalender und hat den Termin auch an die regionalen Zeitungen weitergegeben. Auch auf den Websites einiger Aussteller, die ursprünglich für den Gartenmarkt zugesagt hatten, und einiger Obst- und Gartenbauvereine findet sich noch immer der Hinweis auf den Gartenmarkt Schloss Gereuth am 11. und 12. Juni 2022. Ein erstes Veranstaltungsplakat mit Hinweis auf das vergangene Wochenende war von Veranstalter Heiko Bayerlieb bereits kurz nach dem letztjährigen Gartenmarkt am 15. August 2021 via Facebook-Post verbreitet worden. Auch räumt Bayerlieb ein, den Markt bis vor zwei Monaten noch aktiv über seine Kanäle beworben zu haben: „Da dachte ich ja auch noch, dass ich ihn mache“, so Heiko Bayerlieb.

Am 30. April jedoch richtet er sich um 21.39 Uhr dann an die bis zu diesem Zeitpunkt rund 50 angemeldeten Aussteller: „Alle mir zugesandten Verträge können von mir nicht erfüllt werden und werden von meiner Seite aufgehoben. Leider. [...] Ich werde die Aufstellung der Teilnehmer, wenn dies vom Schlossherren gewünscht und benötigt wird, aushändigen um einem Gartenmarkt am 11. und 12. Juni 2022 nicht im Weg zu stehen. Ich nehme mir nur das Recht, mich dieser Aufgabe nicht zu stellen.“ Hauptstreitpunkt war nach den übereinstimmenden Schilderungen von Schlossbesitzer Rupert Fechner und Veranstalter Heiko Bayerlieb der Betrieb des Biergartens.

Für Aussteller Reinhard Berger von Berger Baubiologie in Richnach kam die Absage durch Heiko Bayerlieb „früh genug“, sodass er für den Termin noch umdisponieren konnte. Andere Aussteller wie die „Kräuterschnegge“ in Schwabach bestätigen die Mail von Heiko Bayerlieb ebenfalls, werteten sie jedoch noch nicht als „richtige Absage“. Einen Versuch, den Markt auch ohne Heiko Bayerlieb zu organisieren, gab es laut Rupert Fechner noch. Zwar hätten noch 35 bis 40 Aussteller weiterhin mitgemacht, doch letztlich seien die Vorlaufzeit zu kurz und die Risiken zu groß gewesen, schildert der Schlossbesitzer und sagt: „Schade. Denn wenn es ein Jahr nicht ist, ist es schwierig.“

Der erste Gartenmarkt Schloss Gereuth fand 2004 statt. Seitdem entwickelte er sich – immer am zweiten Wochenende im Juni stattfindend – zu einer festen Konstante im Terminkalender von Gartenfreunden. Während Schlossbesitzer Rupert Fechner dem Markt über Jahre hinweg auch organisatorisch voran stand, übergab er die Rolle des Veranstalters im letzten Jahr zum ersten Mal an Heiko Bayerlieb und fungiert damit nur noch als Verpächter. Im nächsten Jahr wird Oliver Popp aus Coburg mit seiner Agentur pp event neuer Veranstalter für den Gartenmarkt 2023. Auf Nachfrage erklärt Popp, dass man in die Planungen dafür noch nicht eingestiegen sei. „Im Herbst werde ich mich mit dem Schlossherrn zusammensetzen“, erklärt er.

Im Schlosspark sitzen derweil zwei weitere Passanten, nachdem Rupert Fechner das Tor an diesem Tag zumindest geöffnet hat, „damit Besucher das Ambiente auch ohne Markt auf sich wirken lassen können“, wie er sagt. „Ist das schön ruhig hier“, sagt eine Frau und genießt den Nachmittag unter Kastanienbäumen etwas anders als erwartet.

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