Die sechs Leichen seien in einem unterirdischen Tunnel im Gebiet Rafah im Süden des umkämpften Gazastreifens gefunden und nach Israel überführt worden, teilte die Armee mit. "Nach unserer ersten Einschätzung wurden sie von Hamas-Terroristen brutal ermordet, kurz bevor wir sie erreichten", sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari. Ein Hamas-Sprecher teilte dagegen mit, die Geiseln seien bei israelischem Bombardement getötet worden.
Ein anderer Armeesprecher machte zunächst keine Angaben zum genauen Zeitpunkt und den Umständen ihres Todes. Sie seien von Hamas-Terroristen getötet worden, die Untersuchungen dauerten aber noch an. In etwa einem Kilometer Entfernung sei am Dienstag eine 52-jährige Geisel lebend aus einem Tunnel befreit worden. "Wir hatten keine spezifischen Geheimdienstinformationen über ihren Aufenthaltsort", sagte er über die Geiseln und sprach von "allgemeinen Informationen, dass Geiseln in dem Gebiet festgehalten werden".
"Ich liebe dich, bleib stark, überlebe!"
Die Eltern von Goldberg-Polin, der auch US-Staatsbürger ist, hatten sich unermüdlich für seine Freilassung eingesetzt. Erst im vergangenen Monat rührten sie die Teilnehmer eines Parteitags der US-Demokraten mit der Geschichte ihres Sohnes, der bei der Entführung einen Arm verloren hatte, zu Tränen. Am Donnerstag nahmen sie gemeinsam mit anderen Geisel-Angehörigen an einem Protest an der Gaza-Grenze teil. "Hersh, hier ist Mama", rief Rachel Goldberg-Polin mit einem Megafon in den Gazastreifen. "Ich liebe dich, bleib stark, überlebe!"
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, schrieb auf X: "Wir alle wachen auf mit der schrecklichen Nachricht, dass sechs weitere tote Geiseln gefunden wurden, die von der Hamas getötet wurden." Namentlich nannte Seibert die Geisel Carmel Gat. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel habe sich die deutsche Botschaft an der Seite der Familie für ihre Freilassung eingesetzt. Das Auswärtige Amt bestätigte auf Anfrage nicht, ob Carmel Gat die deutsche Staatsbürgerschaft hatte.
Der Angehörige einer weiterhin vermissten Geisel sagte dem israelischen TV-Sender Channel 13: "Wenn wir warten, bis wir auch den letzten Hamas-Kämpfer gefangen haben, werden keine lebenden Geiseln mehr übrig bleiben, die man retten könnte." Der Fund der Leichen sei ein trauriger Beweis dafür. "Netanjahu kann einen Deal zu ihrer Befreiung erzielen. Natürlich ist es die Hamas, die die Geiseln entführt und ermordet hat, daran hat niemand einen Zweifel, aber der Regierungschef kann sie retten - aber er tut es nicht, er lässt sie im Stich."
In Tel Aviv und anderen Orten demonstrierten am Samstagabend Tausende für ein Abkommen zur Freilassung der Entführten aus der Gewalt der islamistischen Hamas.
Insgesamt verschleppten Terroristen der Hamas und anderer Gruppen während des Massakers am 7. Oktober mehr als 250 Menschen aus Israel in das abgeriegelte Küstengebiet. Wie viele der 101 in Gaza verbliebenen Geiseln noch am Leben sind, ist nicht bekannt.
Seit Kriegsbeginn ist die Zahl der getöteten Palästinenser in dem Küstenstreifen auf mehr als 40.700 gestiegen, wie die Behörden in Gaza melden. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten und lässt sich kaum überprüfen.