Ebern sagt „Danke“ Gedenken für Pfleger, Ärzte und andere

Christian Licha

Bürgermeister Jürgen Hennemann zeigt im Rahmen der jüngsten Versammlung Akzeptanz für die, die sich nicht impfen lassen wollen. Man müsse dann aber auch die Konsequenzen annehmen. Die Versammlung verlief friedlich, einen „Spaziergang“ gab es nicht.

 
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Ebern - „Solidarisch gegen Corona - Ebern steht zusammen“: Unter diesem Motto hatten der Eberner Stadtrat, die Kirche, Vereine und Parteien zu einer angemeldeten Demonstration am Mittwoch, 19. Januar, auf dem Eberner Marktplatz aufgerufen. Mit etwa 120 Teilnehmern war die Zusammenkunft gut besucht, trotz anhaltenden Nieselregens. Die Anwesenden untermauerten mit ihrem Erscheinen den Dank der Veranstalter an alle, „die Wirtschaft, Versorgung, Kultur, Bildung und soziales Leben am Laufen halten.“

Bürgermeister Jürgen Hennemann erklärte, dass Beschränkungen während der Pandemie „nicht immer ganz logisch und einheitlich erscheinen, aber immer mit der besten Absicht“ erfolgen würden. Der Staat sei zum Schutz von Leben und Gesundheit verpflichtet. „Wir wollen die Verbreitung des Corona-Virus so weit wie möglich eindämmen. Wir wollen verhindern, dass Menschen sich massenhaft anstecken und womöglich so schwer erkranken, dass sie sterben“, so Hennemann.

Zum Thema Impfen führte das Stadtoberhaupt aus: „Es verhindert nicht unbedingt die Ansteckung. Auch Geimpfte werden krank. Aber es gibt da diesen schönen Vergleich: Bei winterlichen Straßenverhältnissen kann auch ein Auto mit Winterreifen verunglücken. Doch ein Auto mit Sommerreifen kommt mit noch viel größerer Wahrscheinlichkeit ins Rutschen.“ Schon das Fahren mit Sommerreifen könne bei winterlichen Straßenverhältnissen zu einem Bußgeld und einem Punkt in Flensburg führen. „Impfen dämmt die Krankheit und die Verbreitung der Krankheit ein. Deshalb gilt der erste Dank dieses Abends allen, die sich haben impfen lassen, sich und andere schützen“.

Hennemann betonte, dass er die Entscheidung einiger, sich aus persönlichen Gründen nicht impfen zu lassen, akzeptiere. Diese „müssen dann aber mit Regeln und Einschränkungen leben“. Das sei auch so, „wenn man sich entscheidet, keinen Führerschein zu machen. Dann darf man auch kein Auto fahren“, so der Bürgermeister.

„Wir wollen all denen danken, die trotz Lockdown die Versorgung von Lebensmittel aufrecht erhalten haben“, sagte Stadträtin Irene Jungnickel. Auch der Bundesregierung sei ein Dank auszusprechen, dass sie mit dem vereinfachten Kurzarbeitergeld Arbeitslosigkeit verhindert hat, so Jungnickel.

An Medizinern und Pflegern und allen die an der Bildung von Menschen beteiligt sind, richtete sich der Dank von Stadtrat Philipp Arnold, der das Versammlungsgeschehen auch mit seiner Gitarre musikalisch untermalte. Der Dank ging auch an die Kinder und Jugendlichen, die während der Pandemie auf vieles verzichten mussten und müssen. „Vor allem die Kinder und Jugendlichen sind es, die mit stoischer Ruhe, viel Geduld und einer Prise Leichtigkeit der Krise begegnen“, so Arnold, der gleichzeitig ergänzte: „Wir sollten uns alle aus meiner Sicht ein Beispiel an den Kindern nehmen, die sich unaufgeregt und vor allem unvoreingenommen begegnen“.

Im Auftrag von Freiherr Hermann von Rotenhan, der terminlich verhindert war, verlas Arnold dessen Dankesworte: „Wir Stadträte danken sehr all denen, die den Mut hatten, trotz Corona etwas Kulturelles anzubieten. Hierzu zählen der Bürgerverein Ebern, Pfarrer und Kirchengemeinden sowie Musiker, die in Gärten oder von Balkons für ihre Nachbarn und spielten. Großes Engagement kam vom Bayerischen Roten Kreuz, der DLRG, Feuerwehr und Dorfgemeinschaft Jesserndorf, die Tests anboten, damit wieder Besuche in Altenheimen oder Familienfeiern möglich wurden“.

Einen großen Applaus bekam Georg Rode, der sich als großer „FC St. Pauli“-Fan klar mit einer großen Fahne gegen Rechts positionierte und zum Abschluss der Versammlung spontan ein Lied sang. Mit dem Song „Gut wieder hier zu sein“ von Hannes Wader traf der Marbacher Gitarrist den Nerv des Publikums.

Die Versammlung, bei der auch die Polizei Präsenz zeigte und die Freiwillige Feuerwehr Ebern die Straßen für den Verkehrs sperrte, verlief friedlich. Lediglich ein Mann versuchte mit lauten Zwischenrufen wie „Friede, Freiheit“ oder „Das ist keine Demokratie“ die Ansprache von Bürgermeister Hennemann zu stören. Auch am Bahnhof blieb es wie erwartet ruhig. Die anonymen Veranstalter der bisherigen illegalen Versammlungen verkündeten von sich aus in ihren Netzwerken, dass vorläufig in Ebern keine Zusammenkünfte mehr stattfinden werden. Lediglich ein kleiner Personenkreis von acht Frauen und Männern wurde im hinteren Bereich des Parkplatzes gesichtet, wie sie augenscheinlich im Kerzenschein beteten.

In einer Pressemitteilung äußerte sich auch Barbara Hahnlein, die Ortssprecherin der Eberner Grünen, zu den bisherigen unangemeldeten Versammlungen: „Nach dem Motto ‚Der Zweck heiligt die Mittel’ nahmen es Menschen in Kauf, sich mit Gruppierungen zu solidarisieren, die für Intoleranz, Hetze, Gewalt, Hass und Vorurteile stehen“. Weiterhin heißt es in der Mitteilung, dass eine Gruppierung „unsere Stadt für ihre populistischen Zwecke missbraucht“ habe. „Wir sind stolz auf die Kirchen, die Bürger, Vereine und Parteien unserer Stadt, die diese Propaganda nicht einfach stillschweigend akzeptiert und Zeichen dagegen gesetzt haben!“.

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