"Die Resistenzrate auf Hähnchenfleisch hat sich seit Jahren nicht verringert", sagt Reinhild Benning von Germanwatch. Während es für Schwein- und Kalbfleisch ein Monitoring gebe, werde Hähnchenfleisch gar nicht systematisch erfasst. Das müsse die Politik auch ändern.
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) vergleicht EU-Länder beim Verkauf von Veterinär-Antibiotika für Nutztiere. Mit im Schnitt rund 89 Milligramm pro Kilogramm Nutztier lag Deutschland nach den jüngsten Zahlen für 2016 weit oben - in Schweden waren es zum Beispiel nur 12,1 Milligramm pro Kilogramm.
Wie viele Menschen durch antibiotikaresistente Keime im Fleisch Schaden nehmen, ist unklar. Denn übertragen werden die Erreger nicht durch das Essen, wenn Fleisch gut durchgegart ist. Risiken gibt es laut Germanwatch eher bei der Küchenhygiene in Restaurants und auch zuhause. Beim Waschen des Fleischs mit Wasser unter 70 Grad Celsius könnten zum Beispiel Spitzer auf Schneidbretter gelangen. Wenn dann dort auch Lebensmittel geschnitten würden, die roh gegessen werden, könnten die resistenten Keime über Mahlzeiten in den Darm gelangen.
Dort richteten sie oft keinen direkten Schaden an. Doch wenn ein Mensch mit resistenten Keimen schwer erkranke und ein Antibiotikum brauche, könnten Resistenzen die Wirkung verhindern, erläutert Germanwatch. Wenn es um Resistenzen gegen Reserveantibiotika gehe, werde es besonders kritisch.
Das BMEL hat die Resistenzsituation bei Geflügel für eine Novelle seines Antibiotika-Minimierungskonzept im Blick. Ein Bericht solle demnächst veröffentlicht werden. "Aus den Ergebnissen werden wir gegebenenfalls gesetzgeberische Schlussfolgerungen ziehen", erläuterte der Sprecher.