Geflüchtete Neue Anlaufstelle für Ukrainer öffnet ihre Türen

Yannick Seiler
Marina Fleischhauer in ihrem neuen Laden. Foto: Yannick Seiler

Sie kommen an mit Winterstiefeln und warmen Jacken. Doch in Coburg ist Frühling. Eine Studentin handelt.

 
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Sie sind viel zu warm angezogen, hat sich Marina Fleischhauer gedacht, als zwei Ukrainerinnen zusammen mit weiteren Geflüchteten, vor allem Frauen und Kindern, jüngst in Coburg aus einem Bus stiegen. So beschreibt die 28-Jährige ehrenamtliche Übersetzerin für Russisch ihren ersten Eindruck der Neuankömmlinge; und der brachte sie auf eine Idee: „Die Menschen brauchen schnell und unkompliziert Hilfe“, sagt sie. Das sollen sie nun in den Räumen von ProjectUACO in der Schenkgasse 4 erhalten – kostenlos. Am heutigen Mittwoch eröffnet sie diese.

Familienausstattung nicht zu bezahlen

Die meisten Ukrainerinnen, die in Stadt und Landkreis Coburg ankommen, seien geflohen, als in ihrer Heimat Schnee gelegen und kalte Temperaturen geherrscht haben, erklärt Fleischhauer. Während der hastigen Flucht gen Westen nahmen sie nur mit, was sie an ihrem Körper trugen oder in einem eilig gepackten Koffer Platz fand. Demnach tragen sie nun etwa dicke Jacken und Winterstiefel – zu warm für das anstehende Frühjahr und den kommenden Sommer. Wie lange die Geflüchteten in ihren Unterkünften in Coburg leben werden, hängt davon ab, wann der Krieg in der Ukraine endet. Viele Ukrainerinnen hoffen, dass es sich gar nicht lohne, neue Kleidung zu kaufen. Zumal könnten sich Geflüchtete kaum eine Familienausstattung zu deutschen Preisen leisten, sagt die Übersetzerin.

Deshalb sammelt die Studentin der Hochschule Coburg, deren Verwandte laut eigener Aussage seit Wochen in Mariupol belagert und beschossen werden, nun Spenden. Diese kann man durch eine Nachricht per Facebook und Instagram anmelden. Was die Ukrainerinnen und ihre Kinder benötigen, darüber informiert sie ebenfalls durch Soziale Netzwerke. Zurzeit brauche man etwa Kinderkleidung für Jungs in den Größen zwischen 152 und 170.

Mina Fleischhauer ist eine von vielen Menschen im Freistaat, die geflüchteten Ukrainern helfen. Laut Bayerns Innenministeriums haben bereits 20 000 Neuankömmlinge Zimmer in staatlichen und kommunalen Unterkünften bezogen. Auf einer Internetseite des Ministeriums werden die bayernweiten Hilfsangebote koordiniert. Dort finden Ukrainer und Helfer Informationen. Mehr als 8000 Maßnahmen zur Unterstützung sind dort bereits eingetragen worden, darunter unter anderem kostenlose Unterbringungen, Transportmöglichkeiten und Dolmetscherdienste.

Erst mal für vier Wochen

Vorerst verteilt die Dolmetscherin in der Vestestadt Klamotten, die auf einen Spendenaufruf des Vereins Alternative Kultur hin abgegeben worden sind. Die Räume vermiete Coburgs Wohnbau, die das Projekt unterstütze, erst mal für vier Wochen, sagt Pressesprecherin Annette Vogel. Mina Fleischhauer öffnet die Räume der Geflüchtetenhilfe zusammen mit weiteren Unterstützerinnen von Dienstag bis Freitag zwischen 11 und 13 Uhr.

Weitere Informationen über das Hilfsangebot und die Anmeldung von Spenden finden sich in Facebook und Instagram. Zudem klärt der Landkreis Coburg auf seiner Internetseite über Unterstützung für geflüchtete Ukrainer auf.

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