Schmeckt es oder schmeckt es nicht? Das wollte Klaus Förtsch vor fünf Jahren wissen. Da hatte der Schmölzer Dorfbraumeister seinen ersten Sud fertig und auf dem Dorfplatz gab es ein Probetrinken, das Seidla für einen Euro. „Es war der Wahnsinn“, erzählt seine Tochter Heike Dötschel heute, „um 16 Uhr war kein Bier mehr da.“ Das war der Beginn eines Geheimtipps, der inzwischen zum Biergarten und Familienbetrieb herangewachsen ist. Der Schmölzer Braugarten ist „der schönste und freundlichste“, sagen die Gäste – oder sie schreiben es auf Facebook.

Dafür haben Vater und Tochter geschaut, wer aus der Familie mitmachen kann und möchte. „Nach diesen Möglichkeiten haben wir das Konzept des Braugartens geschrieben“, sagt Heike Dötschel. Die gelernte Hotelfachfrau hatte die Branche schon verlassen. „Aber jeden Morgen an einem Biergarten vorbeizufahren, in dem Papas Bier ausgeschenkt wird – und ich hätte nichts damit zu tun? Das konnte ich nicht“, lacht sie. Neben den vielen helfenden Händen der Familie spaziert inzwischen auch Julius in die Brauerei und hilft seinem Opa beim Fässer-Spülen. Heike Dötschels Opa mäht mit über 80 Jahren noch den Rasen, wenn der Biergarten geschlossen hat, und setzt sich zu den Gästen, wenn er offen ist.

Was schafft eine Familie ohne Hilfe von außen? „Uns war klar, dass es nur eine kalte Küche geben wird“, erklärt Heike Dötschel. Die Hartnäckigkeit von Vater und Tochter, „man kann ruhig sagen, wir sind stur“, haben bei der nächsten Frage zu Konflikten geführt. „Papa wollte einen Biergarten mit Bedienung – ich wollte Selbstbedienung, wie man es auch aus der fränkischen Schweiz kennt“, beschreibt es Heike Dötschel. Sie setzte sich durch, „einfach, weil wir kein Personal gehabt hätten“.

Bei den Öffnungszeiten hat die kleine Brauerei eine Rolle gespielt. Klaus Förtsch und sein Brauerkollege Horst Vießmann können etwas mehr als 200 Liter pro Sud brauen. Mit zehn Lagertanks in gleicher Größe heißt das: Freitag und Samstag sind Brautage. Im Sommer reicht der Ausstoß genau für die Gäste, die zwischen Donnerstag und Sonntag in den Braugarten kommen. „In der Nebensaison verkaufen wir auch ein paar Fässer für private Feiern“, sagt Klaus Förtsch. Er schraubt an Ventilen, stellt sie etwas schärfer ein. „Damit bleibt mehr Kohlensäure im Bier und es schmeckt spritziger“, erklärt er.

Das Kellerseidla schmeckt seinen Gästen, Förtsch kann das erklären: „Es darf nicht zu herb sein und auch nicht zu süß“. Der Hopfen dafür kommt aus der Hallertau. Förtsch hat seine Brauerlehre mit 15 Jahren begonnen, heute ist er 62. Die Erfahrung und Leidenschaft für das Handwerk stecken in seinen Bieren. Neben dem Kellerseidla braut er noch ein böhmisches Pilsner, das er „Gaumenschmeichler“ nennt.

Die Wirtin bekommt natürlich auch die Diskussionen ihrer Gäste mit: „Die Frauen fahren nicht mehr automatisch, weil ihnen das Bier auch schmeckt“, lacht sie. Kinderspielplatz, Parkplatz und Biergarten sollten ebenerdig sein, war die Vorgabe, als der Biergarten 2018 noch mit der tatkräftigen Hilfe von Eugen Geuther eröffnet wurde. Wenn ein Biergarten neu eröffnet, kommen die Leute und wollen sehen, was es gibt. „Wenn sie nach fünf Jahren und nach der Pandemie immer noch kommen, dann fühlen sie sich bei uns wirklich wohl“, findet Heike Dötschel.

Das liegt auch an den Brotzeiten. „Das Auge isst mit“, weiß die Wirtin und hat die Dekoration jedes Tellers, der die Küche verlässt, festgelegt. Große Bilder hängen an der Küchenwand, damit jede und jeder, der eine Brotzeitplatte richtet, Salat, Tomate, Petersilie oder Kresse in gleicher Menge an die gleiche Stelle legt. Den Obatzten macht Heike Dötschels Mutter selbst, nach einem Rezept, das sie niemandem verrät. Die Gurken kommen vom Gurkengraf aus Schmölz, der Schinken aus dem Schwarzwald, die Wurst aus der Region.

Ab und zu gibt es auch Weißwürste oder Matjes mit Kartoffeln. Sie sind neu auf der Speisekarte, weil Lachs- und Fischsemmeln so gut liefen. Ähnlich ist es mit dem Spritz. Auch da kamen heuer mit Mango und Maracuja zwei neue Geschmacksrichtungen hinzu. Das Konzept muss so gut sein, dass die Gäste dauerhaft und gerne kommen – es muss aber auch sicherstellen, dass die Familie es dauerhaft bewältigen kann. Also wollte Heike Dötschel ihrem Vater den Schankdienst ersparen. Diesmal hat er sich durchgesetzt und steht mit Herzblut am Zapfhahn: „Es ist ein unheimlich schönes Gefühl, das selbst gebraute Bier auch selbst zu zapfen und den Gästen in die Hand zu drücken.“

Maracuja-Spritz 0,25 l
125 ml Prosecco, 10 ml Aperol, drei Eiswürfel zum Kühlen in das Glas geben. Auffüllen mit Maracuja-Sirup und spritzigem Wasser, alternativ mit Maracujasaft. Zur Dekoration einen Orangenscheibe sowie Minzblätter verwenden.

Kochkäse
Das brauchen Sie dazu: 200 g Harzer Käse, 200 ml Sahne, 100 g Butter, 200 g Quark, 1 TL Natron, Kümmel, Pfeffer

Und So! wird’s gemacht: Den Käse in kleine Würfel schneiden und mit Sahne und Butter zusammen erhitzen, bis er schmilzt. Den Quark dazugeben und unterrühren, ebenso das Natron, den Kümmel (je nach Vorliebe) sowie pfeffern. Einen Tag im Kühlschrank ruhen lassen.

Schmölzer Braugarten
Anschrift: Johann-Georg-Herzog-Straße 4, 96328 Küps OT Schmölz

Telefon: 0151 20748374

Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag ab 17 Uhr, Sonntag ab 16 Uhr

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