Feste Routen, auf denen Satelliten fliegen müssen, gibt es bislang nicht. Für China hat der Wettlauf im All auch deshalb Priorität. Im aktuellen Fünfjahresplan des von der Kommunistischen Partei regierten Landes ist die Entwicklung von verschiedenen Satelliten als Ziel veranschlagt. Dahinter stehe auch "die Knappheit von Satellitenfrequenzen und orbitalen Ressourcen", die nach offiziellen Angaben, "durch das Prinzip "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst"" vergeben werden.
Warum das Internet per Satellit aufgebaut wird
Warum aber überhaupt der Aufwand, wenn ein Zugang zum Internet auch auf der Erde erfolgen kann? Liu nennt Chinas nationale Sicherheit als Grund. Wer eine eigene Kommunikation im All aufbaue, könne verhindern, dass der Internetzugang von politischen Entscheidungen in anderen Ländern wie etwa den rivalisierenden USA abhängig ist.
Außerdem hätten rund 40 Prozent der Menschen auf der Erde noch keinen Internetzugang, weshalb jetzt ein guter Zeitpunkt sei, eine technische Infrastruktur dafür aufzubauen, meint Liu. Doch dass China bald in anderen Teilen der Welt wie etwa Afrika Internet über seine Satelliten anbieten könnte, sehen manche kritisch. Immerhin sperrt die Volksrepublik kritische Webseiten wie die von ausländischen Medien oder Organisationen für seine rund 1,4 Milliarden Einwohner.
Auch Astronomen sind besorgt über die Satelliten
Noch eine ganze andere Gruppe sieht all die Satelliten kritisch: die Astronomen. Denn werden die Satelliten von der Sonne angeschienen, erscheinen sie auf astronomischen Aufnahmen als Störstreifen. Seit zwei Jahren betreibt die Internationale Astronomische Union (IAU) daher eine eigene Satelliten-Überwachung, mit deren Hilfe die Astronomen ihre Beobachtungen mit den Teleskopen planen können.
Gerade erst berechnete die IAU, dass eine neue Ausbaustufe der Starlink-Satelliten bis zu fünfmal heller am Himmel leuchten könne als die bisherigen Starlink-Satelliten. Doch die Helligkeit kann vermindert werden: etwa durch weniger stark reflektierende Außenanstriche der Satelliten oder bestimmte Flugmanöver.
Jeder Himmelsbeobachter kann abends Satelliten sehen
In der Langen Nacht der Astronomie können auch Laien am Samstag in zahlreichen astronomischen Einrichtungen deutschlandweit etwas über das Weltall lernen und in den Himmel schauen - und dabei sicherlich auch zahlreiche Satelliten verfolgen. Einzelne davon können so hell wie die hellsten Sterne aufleuchten.
Manche Astronominnen und Astronomen hoffen nun auf die Unterstützung durch Künstliche Intelligenz. Wie das Magazin "Nature" gerade berichtete, ist KI in der Lage, die langen Störstreifen in den Fotos mit hoher Sicherheit zu erkennen und herauszurechnen. Aber Satellitenstarts und -entwicklungen schritten mit "halsbrecherischer Geschwindigkeit" voran, erklärte Siegfried Eggl, ein Astrophysiker an der University of Illinois Urbana-Champaign dem Magazin. Die Forschenden täten "ihr Bestes, um aufzuholen".