Gereuth Neue Sicherung fürs Sorgenkind

Pia Bayer

Seit Kurzem steht ein Baucontainer am Alten Schloss in Gereuth, heute soll die Einrüstung beginnen. Das Dach ist mittlerweile stark beschädigt.

 
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Ein Baucontainer steht bereit (links). Heute soll eine Notsanierung für das Dach und die Gebäudehülle des Alten Schlosses in Gereuth starten. Foto: Pia Bayer

Große Löcher klaffen in der Ziegelabdeckung, Dachbalken und Regenrinnen liegen frei. Lange haben die Gereuther auf diesen Moment gewartet – am heutigen Montag nun soll eine erneute Notsicherung am Alten Schloss im Untermerzbacher Gemeindeteil starten. Geplant seien vor allem Arbeiten am Dach und der Gebäudehülle, „insbesondere Sicherungsmaßnahmen und Instandsetzungen am Dachtragwerk sowie der Dacheindeckung“, teilt Monika Göhr, Pressesprecherin am Landratsamt Haßberge, auf Anfrage der Neuen Presse mit. Bis November sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

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Einst Herrschaftshaus, heute am Rande einer Ruine, hat das Alte Schloss in Gereuth eine wechselvolle Geschichte hinter sich (siehe auch Infokasten). Zuletzt zählten zu seinen diversen Besitzern ein dubioser „Adelsverband“ aus Recklinghausen sowie eine Gesellschaft aus Großbritannien. Die Gesellschaft wurde aufgelöst, die Eigentumsverhältnisse unklar, das Schloss herrenlos. Gleichzeitig sackte der Dachstuhl des Schlosses immer weiter ab.

Wegen der unklaren Besitzverhältnisse allerdings fehlte ein Adressat für Forderungen des Denkmalschutzes. Rechnungen für dringend notwendige Sicherungsmaßnahmen, die das Landratsamt als Sicherungsbehörde auch ohne die Zustimmung des Denkmaleigentümers hätte anordnen und durchführen lassen können, hätten an niemanden gerichtet werden können. Vor fast genau zwei Jahren entschloss sich der Landkreis Haßberge deshalb in einer der umstritteneren Entscheidungen des Kreistags, selbst Schlossbesitzer zu werden – zum symbolischen Preis von einem Euro im Nachtragsliquidationsverfahren, mit dem Ziel, wieder sichere Eigentumsverhältnisse zu schaffen und damit auch die Grundlage für weitere Fördergelder.

In Gereuth keimte nicht mehr nur das Unkraut zwischen den Fugen des alten Schlosses, sondern auch wieder Hoffnung für das alte Baudenkmal auf, eines der größten im Landkreis Haßberge. Doch wieder tat sich lange nichts – oder zumindest nichts, das in der Öffentlichkeit wahrnehmbar war.

„Zur Projektvorbereitung stand zunächst die rechtliche Klärung der Eigentumsverhältnisse an, ebenso war der bautechnische und finanzielle Aufwand sowie die Finanzierbarkeit des Projektes zu klären“, führt Monika Göhr auf die Frage aus, warum die Sicherung erst jetzt beginnt. Erst nach dem dann folgenden Eigentumserwerb durch den Landkreis im August 2021 habe das Projekt konkreter weiterverfolgt werden können, einschließlich der verbindlichen Förderverfahren. „In Anbetracht der Komplexität des Vorhabens und den allgemeinen gültigen Regelungen öffentlicher Bauvorhaben ist das Projekt in seiner Umsetzung sehr zügig vorangeschritten“, erklärt Göhr.

Umso größer ist nun auch vor Ort die Freude, dass eine erneute Sicherung des Baudenkmals startet. „Die Gemeinde freut sich. Da freuen sich alle drüber – sicherlich vor allem auch die Gereuther, die ja wollen, dass sich da etwas tut“, erklärt entsprechend Tanja Zürl, Geschäftsleiterin der Gemeinde Untermerzbach. Nicht nur rein optisch wünscht man sich dabei eine Verbesserung, was das Alte Schloss angeht. Die Hoffnung schwelt, dass sich nach der erneuten Notsicherung eventuell auch neue Ideen oder Interessenten für eine Nachnutzung des einst repräsentativen Gebäudes finden.

Klar ist: Das Alte Schloss wird auch nach den neuen Maßnahmen nicht rundumerneuert dastehen. Vielmehr geht es lediglich darum, weiterem Verfall vorzubeugen.

Die Kosten für die Notsicherung sind aktuell mit 1 044 000 Euro veranschlagt. Davon steuert der Landkreis 75 000 Euro, die Gemeinde Untermerzbach 60 000 Euro bei. Der verbleibende Restbetrag wird über Fördermittel aus dem Bayerischen Entschädigungsfond und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz finanziert. „Nach den bisherigen Vergaben der Bauleistungen scheint eine Reduzierung der Kosten durchaus möglich“, sagt Pressesprecherin Monika Göhr.