Gericht Bamberg 34-Jähriger Einbrecher vor Gericht

Udo Güldner
Eine Bande aus Einbrechern hatte es vor drei Jahren auf Buntmetall in größeren Mengen abgesehen. Ihr Raubzug führte sie unter anderem auch nach Haßfurt. Die Beute verkauften sie bei einem Schrotthändler nahe Leipzig. Foto: AA+W - stock.adobe.com

Mehrere Männer haben vor drei Jahren in einem Haßfurter Betrieb Buntmetall in großen Mengen gestohlen. Einer der Männer musste sich nun verantworten – er hatte sich selbst gestellt.

 
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Vor drei Jahren suchte eine Einbrecherbande Haßfurt heim, um aus einem Betrieb Buntmetall in großen Mengen zu stehlen. Nachdem bereits mehrere Täter im Frühjahr und Herbst 2021 am Landgericht Bamberg zu langen Haftstrafen verurteilt worden sind, stand nun ein weiteres Bandenmitglied vor dem Amtsgericht Bamberg. Der 34-jährige Mann hatte sich selbst gestellt.

Das Mobiltelefon klingelt. Als Marian (Name geändert) drangeht, ist am anderen Ende der Leitung von „spazieren gehen“ die Rede. Marian weiß, was dieses Codewort bedeutet. Er und seine sechs Komplizen besteigen in der Nähe von Halle an der Saale zwei Kleintransporter und machen sich auf den Weg. Der führt die jungen Rumänen nach Bayern, genauer nach Haßfurt. Ziel des zweieinhalbstündigen Wochenendausfluges sind nicht die Sehenswürdigkeiten des Maintals. Immerhin ist es stockdunkle Nacht im Gewerbegebiet. Vielmehr interessiert sich die Bande aus Einbrechern für ein Firmengelände. Dort vermuten sie Buntmetall in größeren Mengen, das sie mitnehmen und verkaufen wollen.

Mit Bolzenschneidern zwicken sie die Metallstifte durch, die an einer Feuerwehrzufahrt die Zaunelemente halten und verursachen einen Sachschaden von rund 500 Euro. Für ihre Methode haben Marian und seine Kollegen das Codewort „Haareschneiden“ vereinbart. Dann fahren sie zielgenau zu den Messingvorräten, die eigentlich für Heizungs- und Sanitäranlagen vorgesehen sind. Seelenruhig laden die Rumänen die drei Meter langen Stangen auf, bis bei Nummer 286 Schluss ist. Aber nicht, weil die „Handwerker“ vom Schleppen und Schlichten erschöpft sind, sondern weil die Fahrzeuge mehr als die 2,4 Tonnen Zuladung nicht mitmachen.

Mehrfach straffällig geworden

Die Beute fahren die Einbrecher zu einem Schrotthändler nahe Leipzig, der ihnen etwa 16 000 Euro in die Hand drückt. Sichtlich glücklich darüber, mit dem hochwertigen Material im Marktwert von mehr als 27 000 Euro ein schönes Schnäppchen gemacht zu haben. Marian bekommt mach eigener Aussage höchstens 1000 Euro. Das Geld reicht nicht lange. Denn wenig später wird er in Halle an der Saale wegen versuchten Betruges und in Weimar wegen Diebstahls verurteilt. Ähnliches ist ihm am Amtsgericht Riesa vor vier Jahren auch schon passiert. Seine Kollegen sehen sich übrigens weiteren Ermittlungsverfahren zu Kupferdiebstählen in Gera und Suhl gegenüber. Fast auf den Tag genau drei Monate später kommen Marian und Konsorten noch einmal. Alles spielt sich genauso ab, wie beim ersten Mal. Diesmal aber wird ein Mitarbeiter des Wachschutzes auf die Einbrecher aufmerksam. Er alarmiert die Polizeiinspektion Haßfurt. Als eine Streife eintrifft, können die Täter flüchten. Dabei hatten sie schon einiges aufgeladen. Auch eine groß angelegte Fahndung, bei der sogar ein Polizeihubschrauber über Unterfranken kreist, führt nicht zum Ziel. Allerdings müssen Marian und seine Helfer die beiden Kleintransporter zurücklassen. In den Fahrzeugen werden die Spezialisten der Kriminalpolizei Schweinfurt fündig. Ein abgeschnittener Damenstrumpf, der zur Sturmhaube umfunktioniert worden ist, sowie ein Kaffeebecher werden Marian zum Verhängnis. Sein Erbgut klebt daran. Fingerabdrücke hingegen fehlen. Die Bande hat an Handschuhe gedacht.

Vor dem Schöffengericht mit seinem Vorsitzenden Matthias Bachmann erzählte Marian manches Märchen. Man sei nur zufällig an dem Betriebsgelände vorbeigekommen und habe gesehen, was da so herumgelegen habe. Dabei wurde nach Erkenntnissen der Kripo Schweinfurt nicht nur dieses Objekt der Begierde zuvor ausgesucht und ausgespäht. Bei Verkehrskontrollen nahe Adelsdorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt) und Zapfendorf (Landkreis Bamberg) fällt die Bande nämlich auf. Wer neben den vier polizeilich bekanntem die drei noch nicht identifizierten Mittäter seien, wisse er nicht. Als er von „zwei Polen und einem Araber“ sprach, musste selbst Staatsanwalt Johannes Bartsch grinsen. Denn in solch einer Bande sind meist nur Familienangehörige, Verwandte oder enge Freunde, die sich untereinander verständigen können.

Geständnis mildert Strafe

Ob Marian im Tatzeitraum tatsächlich drogensüchtig war und mit den Einbrüchen seine Sucht nach Crystal Meth finanziert hat, blieb eine durch keinerlei Fakten belegte Behauptung. Ebenso wie seine Schilderung, er habe eine viermonatige Entziehungskur in Bukarest und damit auch das Rauschgift hinter sich. Dennoch kam Marian mit einer Freiheitsstrafe von 21 Monaten auf Bewährung davon. Ihm kam zugute, dass er sich nach seiner Flucht in sein Heimatland den dortigen Behörden gestellt und so nach vier Wochen im Knast die Auslieferung ermöglicht hatte. Ebenso halfen ein Geständnis, die fast fünf Monate Untersuchungshaft in der JVA Bayreuth und die Erkenntnis, dass man es nur mit einem Handlanger zu tun hatte.

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