Für's Touristenprogramm: Fußballstadion und Bayer-Kreuz
Die konzentrierte Leistungsorientierung des Clubs passe hervorragend zu der Stadt, meint Richrath. "Der Bayer hat immer sehr konsequent gearbeitet." "Der Bayer" - so nennt man hier den Club, die Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH, der vor 120 Jahren als Turn- und Spielverein der Farbenfabriken vorm. Friedrich Bayer & Co. in Leverkusen gegründet wurde.
Wenn man Richrath fragt, was sich ein Tourist in Leverkusen anschauen müsse, nennt er keine Naturdenkmäler oder fancy Cafés - er nennt erstens das Fußballstadion und zweitens das in den Nachthimmel leuchtende Bayer-Kreuz, das gigantische Symbol des Chemie- und Pharmakonzerns. Man bekommt den Eindruck, dass da jemand weiß, wo sein Platz ist.
"Heidewitzka, musste das unbedingt sein?"
Zur Wahrheit gehört, dass man beim Blick aus dem Rathaus auf die Innenstadt eine Ahnung davon bekommt, warum der Kölner Witz mit dem "Parkplatz" verfangen konnte. Man sieht reichlich Beton, graue Farben, Schornsteine.
Das weist auch Komiker Ralf Schmitz nicht von sich. "Leverkusen ist meine Heimat, ich liebe sie. Es gibt dort unglaublich schöne Flecken", betont er. Gleichwohl halte sich das "Gerücht" im Ort, dass Leverkusen bei einer Umfrage zu den schönsten Städten Deutschlands nur den 100. Platz erreicht habe. "Auch ich muss zugeben, dass es durchaus architektonisch - nicht menschlich! - in Leverkusen Orte und Auswüchse gibt, an denen man sagt: Heidewitzka, musste das unbedingt sein?", sagt Schmitz. "Ich glaube, es gibt heute noch Menschen in Leverkusen, die vor dem neuen Rathaus auf die Knie fallen, an das alte denken und anfangen zu weinen."
Gram bereitet ihm das aber erkennbar nicht. Er leitet daraus etwas Positives ab. "Auch Köln ist in Teilen nicht der Inbegriff der architektonischen Schönheit", sagt Schmitz. "Das eröffnet aber auch den Blick auf die Menschen. Man sagt dann: Es ist wie es ist, wir halten zusammen und machen es uns schön." Natürlich sei der Bayer-Konzern dabei prägend für die Menschen. "Als ich Kind war, haben gefühlt fast alle Eltern meiner Freunde "beim Bayer" gearbeitet", berichtet Schmitz.
Karl Lauterbach ist Abgeordneter für Leverkusen-Köln
Einer, der ständig einen Spagat zwischen Leverkusen und Köln hinbekommen muss, ist Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister und Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Leverkusen-Köln IV. "Leverkusen war immer schon spitze - jetzt auch im Fußball", sagt der derzeit vielleicht bekannteste Rheinländer der Deutschen Presse-Agentur. "Der Stadt Leverkusen tut der Triumph gut, die Bürger haben es in den letzten Jahren nicht leicht gehabt. Ich freue mich."
Aber er wäre nicht der mit allen Wassern gewaschene Vollblutpolitiker, wenn er nicht noch den Satz hinzufügen würde: "Jetzt muss nur noch Köln erstklassig bleiben."