Brose Coburg hat das Nachsehen

Die Entscheidung ist gefallen. Brose wird am Berliner Ring in Bamberg investieren und seine Kapazitäten am Stammsitz in Coburg nicht erweitern. Foto: picture alliance/dpa/Nicolas Armer

Der Automobilzulieferer wird in Bamberg investieren. Gegen Kapazitätserweiterungen am Stammsitz in Coburg hätten Kosten sowie „mangelnde Unterstützung durch Stadtverwaltung und Stadtrat gestanden“. OB Sauerteig weist die Kritik zurück.

 
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Coburg - Die Gesellschafter der Brose-Gruppe haben am Montag entschieden, den Standort Bamberg des Automobilzulieferers am Berliner Ring zu erweitern. Geplant sind Gebäude für Entwicklungs- und Vertriebstätigkeiten sowie Zentralfunktionen, „die im Zusammenhang mit der globalen Geschäftsentwicklung verlagert beziehungsweise erweitert werden“, heißt es in einer am Montagabend veröffentlichten Pressemitteilung. Zu den Zentralfunktionen bei Brose gehören unter anderem die Bereiche Finanzen, Controlling, Personal und Unternehmenskommunikation. Welche davon nach Bamberg verlagert werden, steht noch nicht endgültig fest. Unklar ist, ob Coburg Sitz der Gesellschafter und der Geschäftsführung der Brose-Gruppe bleibt. Darüber wurde am Montag nicht entschieden.

Brose hat ein Investitionsprojekt von insgesamt rund 130 Millionen Euro aufgelegt. Es soll in den nächsten Jahren umgesetzt werden. Als Standorte standen Coburg und Bamberg im Wettbewerb. Gegen Kapazitätserweiterungen am Stammsitz in Coburg hätten die Kosten der Baugrundsanierung, die Probleme der Bauabwicklung im Stadtgebiet mit einem alten Baumbestand „und nicht zuletzt die mangelnde Unterstützung durch Stadtverwaltung und Stadtrat gestanden“, so Brose weiter. So ist der Verkauf einer Zufahrtsstraße an das Unternehmen im Stadtrat umstritten, ebenso die Fällung von Bäumen, die einer Erweiterung im Wege stehen. Auch bei der Kostenübernahme für die Altlastensanierung von Baugrundstücken, die vor Jahrzehnten als Mülldeponie genutzt worden sind, sieht Brose zu wenig Entgegenkommen der Stadt.

Mit der Verwirklichung der nächsten Baustufen des Brose-Masterplans würden sich die Schwerpunkte der künftigen Aktivitäten des Automobilzulieferers in Franken weiter in den Raum Bamberg verschieben, teilte das Unternehmen mit. Entscheidend seien die bessere Verkehrsanbindung, die höhere Attraktivität zur Gewinnung neuer Mitarbeiter sowie die vom Bamberger Stadtrat beschlossenen Vorleistungen für den Ausbau des Brose-Geländes und des benachbarten Flugplatzes. In der Pressemitteilung wird die „konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung“ hervorgehoben.

Coburg bekommt damit nur den kleineren Teil der 130-Millionen-Euro-Investition ab. Am Stammsitz des Unternehmens würden die bereits 2018 geplanten Logistikinvestitionen aus einem Warenverteilzentrum und Hochregallager für die Fertigung an der Dieselstraße verwirklicht, sobald das Parkhaus an der angrenzenden Bamberger Straße fertiggestellt ist. Diskutiert werde der Bau einer Halle für die Kunststofffertigung an der Uferstraße, die entlang der Itz verläuft. Auf dem Gelände zwischen der Max-Brose- und der Bamberger Straße sollen Betriebsgebäude saniert werden, „jedoch sind Kapazitätserweiterungen in Coburg nicht vorgesehen“.

Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) wies die Kritik von Brose zurück. Sauerteig betonte am Abend, „die Stadtverwaltung hat seit Vorlage des Brose-Masterplans 2030 sehr viel unternommen, um Wünsche des Unternehmens (...) kurzfristig zu realisieren“. Eine „mangelnde Unterstützung von Seiten der Stadtverwaltung und des Stadtrats lässt sich angesichts der eindeutig und mit großer Mehrheit gefassten Beschlüsse und der priorisierten Bearbeitung der eingereichten Anträge objektiv nicht feststellen“, so der OB. Coburg werde die Planungen von Brose weiterhin „konstruktiv begleiten“.

Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) bezeichnete die Brose-Entscheidung als herausragenden Tag für die Zukunftsfähigkeit der Stadt. Die Investition des Automobilzulieferers bedeute eine zusätzliche Stärkung des Wirtschaftsstandorts Bamberg, sagte Starke.

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