Gesundheit und Krebs Sehr heiße Getränke erhöhen Risiko für Speiseröhrenkrebs

Markus Brauer/

Bei der Temperatur von Heißgetränken scheiden sich die Geister: Für die einen sind sie gerade wohltemperiert, andere finden sie schon zu kühl. Mit Blick auf das Krebsrisiko empfiehlt sich aber unbedingt, Getränke nicht zu heiß zu trinken. Das bestätigt eine Studie.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Zu heiße Getränke wie Kaffee, oder Tee können die Entstehung von Speiseröhrenkrebs fördern. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Sehr heiße Getränke können die Entstehung von Speiseröhrenkrebs fördern. Wer beispielsweise regelmäßig mehr als 0,7 Liter Tee bei einer Temperatur von mindestens 60 Grad trinkt, hat ein deutlich erhöhtes Risiko, an einem Plattenepithelkarzinom in der Speiseröhre zu erkranken.

Nach der Werbung weiterlesen

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie unter Leitung von Farhad Islami von der Tehran University of Medical Sciences in Teheran (Iran), die im „International Journal of Cancer“ veröffentlicht worden ist.

„Möglicherweise krebserregend“

Hinweise auf einen solchen Zusammenhang gibt es schon länger. Deshalb stuft die Internationale Agentur für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer, IARC) das „Trinken sehr heißer Getränke bei über 65 Grad Celsius“ – die IARC nennt als Beispiele Kaffee, Mate-Tee und allgemein Heißgetränke – als „möglicherweise krebserregend“ ein.

Auch der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) warnt im Zusammenhang mit Speiseröhrenkrebs vor sehr heißen Getränken.

Riskofaktoren: Rauchen, Alkohol, Heißgetränke

Die Forscher um Islami präsentieren ihre Studienergebnisse auf einer großen Datenbasis: Für ihre Untersuchung anhand von Tee erhoben sie zwischen 2004 und 2017 Daten von mehr als 50 000 Frauen und Männern in der nordiranischen Provinz Golestan. Wie es den Teilnehmern erging, wurde im Durchschnitt gut zehn Jahre lang nachverfolgt. Neben den genauen Umständen des Teekonsums erfassten die Forscher sozioökonomische Daten und Ernährungsgewohnheiten.

Zur Ermittlung der bevorzugten Trinktemperatur wurden jeweils zwei Tassen Tee eingeschenkt. In eine Tasse steckte der Mitarbeiter ein Thermometer. Wenn die Temperatur des Tees auf 75 Grad Celsius gesunken war, wurden die Teilnehmer gebeten, von dem Tee zu trinken. War ihnen der Tee noch zu heiß, wurden sie bei 70, 65 und 60 Grad erneut gebeten, ihn zu trinken. Die bevorzugte Trinktemperatur wurde notiert.

Im Untersuchungszeitraum gab es unter den Teilnehmern 317 Fälle von Plattenepithel-Karzinomen, eine der beiden häufigsten Arten von Speiseröhrenkrebs. Nach einer Bereinigung um mögliche andere Einflussfaktoren wie Rauchen oder Alkoholkonsum ergaben sich statistisch eindeutige Zusammenhänge zwischen der Temperatur des Tees und dem Krebsrisiko. Dazu passt, dass das Krebsrisiko umso größer war, je kürzer die Zeit zwischen dem Einschenken und dem Trinken bei dem jeweiligen Teetrinker war.

Verletzungen im Gewebe der Speisröhre

Zur möglichen Ursache schreiben die Forscher, dass die heiße Flüssigkeit Verletzungen verursachen könne, die entzündliche Prozesse im Gewebe der Speiseröhre zur Folge haben. Dabei wiederum könne das Erbgut direkt verändert oder die Bildung krebserregender Substanzen verstärkt werden – mit einem Tumor als möglicher Folge.

Auch der Pharmakologe Stephen Evans von der London School of Hygiene & Tropical Medicine vermutet Hitzeverletzungen als Ursache. Auch in der Mikrowelle erhitzte Marmelade sei dafür bekannt, dass sie Verletzungen der Speiseröhre verursacht. „Es ist möglich, dass die Verletzung zu Zellveränderungen und somit zu Krebs führt“.