Altenpflege in Konkurrenz zu Kliniken im Nachteil
Der Minister bezeichnete auch die Zahl der benötigten Fachkräfte in der Pflege als viel größer als die Zahl der ausgebildeten Kräfte. Laut Deutscher Stiftung Patientenschutz geraten die Altenheime und Pflegedienste dabei in der Konkurrenz mit den Kliniken ins Hintertreffen. Schon heute könnten viele Pflegeeinrichtungen Schichten nur minimal oder gar nicht mit Fachkräften besetzen, sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. Fraglich sei, ob sich viele Ausgelernte nach der Vereinheitlichung der Pflegeausbildung für die Altenpflege entscheiden. "Schließlich zahlen Krankenhäuser nach Berufsabschluss deutlich mehr. Auch sind die Arbeitszeiten hier verlässlicher."
Experten fordern Ende von Ressourcenverschwendung
"Wir verbrennen unheimlich viel Geld", kritisierte Hallek. Deutschland habe eines der teuersten Gesundheitswesen der Welt, doch die Fachkräfte würden in die Überlastung getrieben und Patienten oft nicht optimal versorgt. "Da kann man als demokratischer Bürger nicht zufrieden sein", so der Kölner Medizinprofessor. Eindringlich mahnte der Forscher: "Wir müssen beginnen, mit der Ressourcenverschwendung aufzuhören." Patientinnen und Patienten sollten nach Ansicht des Sachverständigenrats vor allem mehr ambulant statt stationär versorgt werden. Der Hamburger Forscher Jonas Schreyögg identifizierte das Ziel weniger Belegungstage in den Krankenhäusern als Schlüssel für Verbesserungen. Sonst würden dort so viele Medizinerinnen und Mediziner sowie Pflegekräfte gebraucht, dass sie insgesamt fehlten.
Was getan werden soll
Heute landet laut den Gutachtern jede und jeder zweite Patient einer Notaufnahme am Ende stationär im Krankenhaus, international ist das sehr viel. Da trifft es sich, dass Lauterbach seine Notfallreform "noch vor der Sommerpause" auf den Weg bringen will, wie er ankündigte. Sie sieht vor, dass Hilfesuchende bereits am Telefon oder vor Ort im Krankenhaus verstärkt in eine nahe Praxis geschickt werden. Die Notaufnahmen sollen künftig in neue Notfallzentren aufgehen, zu denen auch ambulante Notdienstpraxen in der Nähe gehören sollen.
In der Pflege sollen laut dem SPD-Politiker gleich mehrere Gesetze helfen, den Beruf attraktiver zu machen. Bei den Hausärzten solle unter anderem die angekündigte Befreiung von strikten Budgets bei der Vergütung der Behandlungen für eine Entlastung sorgen. Digitalisierung solle Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte landauf, landab Zeit sparen, die heute für Dokumentation draufgeht. Telemedizin solle verstärkt zum Einsatz kommen. Vorbeugung vor Schlaganfällen und Herzinfarkten solle stark ausgebaut werden. Und vor allem verwies Lauterbach auf die geplante große Krankenhausreform: Standorte würden abgebaut, Versorgung werde konzentriert.