Gleusdorf/Untermerzbach Synagoge erstrahlt in neuem Glanz

Helmut Will
Im Dezember 2015 befasste sich der Gemeinderat Untermerzbach erstmals damit, was mit der Synagoge in Gleusdorf geschehen soll. Am 13. Juni wird sie eingeweiht. Das Foto zeigt links die Synagoge, rechts das Nebengebäude. Foto: /Helmut Will

Seit dem Jahr 2015 hat man sich damit befasst, das alte Gebäude zu sanieren. Damit möchte die Gemeinde einen touristischen Anziehungspunkt für sich und den Landkreis Haßberge setzen.

 
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Gleusdorf/Untermerzbach - Bald ist es soweit – die restaurierte Synagoge in Gleusdorf mit Nebengebäude als Informationsgebäude wird am 13. Juni 2021 eingeweiht. Das gab Bürgermeister Helmut Dietz bei der Sitzung des Gemeinderates am 10. Mai 2021 bekannt. Erstmals hatte man sich im Dezember 2015 mit dem Thema Synagoge Gleusdorf im Gemeinderat Untermerzbach beschäftigt. Seitdem wurde vieles, unter Mithilfe zahlreicher Personen, auf den Weg gebracht. Jetzt erstrahlt die Synagoge im neuen Glanz.

Einer, der sich hier sehr eingebracht hat, ist Edgar Maier, Heimatkundler und bis 2020 Geschäftsleiter bei der Gemeinde Untermerzbach. Mit ihm wird ein kurzer Blick auf die Geschichte geworfen. Maier sagt, dass zwischen der Synagoge und dem Nebengebäude zu unterscheiden wäre. „In Gleusdorf werden sogenannte Schutzjuden erstmals um 1520 erwähnt, ein erster Beleg für jüdische Einwohner in Gleusdorf stammt von 1611“, weiß Edgar Maier. In diesem Jahr kaufte ein Jude ein Haus und wurde damit zum zweiten jüdischen Hausbesitzer im Dorf. Insgesamt seien damals sechs von 29 Haushalten jüdisch gewesen. Die ersten von jüdischen Familien bewohnten Häuser standen nahe des Flussufers rund um die Synagoge. 52 jüdische Personen war die höchste Zahl, die in Gleusdorf lebte. Jahrelang hatte die jüdische Gemeinde Gleusdorf gesammelt und gespart, um 1857 eine neue Synagoge errichten zu können. Nach Auflösung der Kultusgemeinde Gleusdorf im Jahr 1909 fiel die Synagoge an die jüdische Gemeinde in Memmelsdorf. Lorenz Grosch, Besitzer zweier Nachbarhäuser, erwarb die ehemalige Synagoge und nutzte sie fortan als Lagerhalle. Das Gebäude blieb äußerlich weitgehend erhalten.

Im März 2017 bat Bürgermeister Helmut Dietz, Bilder und Schriftmaterial oder Wissen über die jüdische Bevölkerung in Gleusdorf der Gemeindeverwaltung für das Projekt „Jüdische Schule und Synagoge in Gleusdorf“ zur Verfügung zu stellen. Mit ins Boot genommen wurde die Kunsthistorikerin Adelheid Waschka, die für vorbereitende Aufgaben beziehungsweise ein Grobkonzept und vorbereitende Treffen mit interessierten Bürgern beauftragt wurde. Sie hat von Anfang an eine positive Rolle gespielt und sich mit dem Projekt identifiziert. Später übernahm Dr. Jochen Ramming, freiberuflicher Kulturwissenschaftler aus Würzburg, die entsprechenden Aufgaben.

Die Gemeinde Untermerzbach, seit 2016 Eigentümerin der ehemaligen Synagoge in Gleusdorf samt der zugehörigen Judenschule mit ihren Orts- und Gemeindeteilen, ist eine Flächengemeinde im Landkreis Haßberge mit großem Reichtum an Geschichte, Kulturgütern und Natur. Mit der Sanierung der Synagoge will die Gemeinde einen touristischen Anziehungspunkt für sich und den Landkreis Haßberge setzen.

Im Oktober 2017 wurde vom Gemeinderat beschlossen, dass durch die Gemeinde 130 000 Euro für die Synagoge investiert werden sollen. Damals erklärte der für Gleusdorf gewählte Ortssprecher Norbert Lohneiß, dass der sogenannte ‚Hochzeitsstein’ der Synagoge in seiner Gartenmauer verbaut sei. Das habe jedoch keinen Einfluss auf die Maßnahme, wie ihm von Experten des Denkmalamtes erklärt wurde. Er erklärte, dass dieser Stein zur Verfügung stünde.

Im Dezember 2017 lag eine Bestandsanalyse des Synagogengebäudes vor und das Nutzungskonzept wurde im Gemeinderat diskutiert. In seiner Sitzung am 7. August hatte d“didaktischen Nutzungskonzeptes“ an die Agentur für kulturhistorische Recherchen zum Preis von 11 900 Euro vergeben. Die Agentur mit Adelheid Waschka hatte den Auftrag bekommen, zusammen mit der Verwaltung den Antrag für eine Leader-Förderung auszuarbeiten. Hierfür waren viele Recherchen, auch in der Bevölkerung, notwendig.

Im Mai 2018 ging die Suche nach alten Fotos oder Postkarten los. „Historische Familien-, Schul- und Kommunionbilder sind wichtige Zeugnisse innerhalb des Itzgrundes“, sagte damals Adelheid Waschka. Für ihre Recherchen wurden die „Gleusdorfer Heimatgespräche“ ins Leben gerufen, an denen sich viele interessierte Gleusdorfer mit ihren historischen Dokumenten und übermittelnden Wissen ihrer Angehörigen beteiligten.

Im November 2018 stand dann fest, dass das Projekt „Synagoge Gleusdorf“ vom Leader-Projekt des Landkreises beziehungsweise der Europäischen Union unterstützt wird. Für das Informationszentrum für die Orts- und jüdische Geschichte „’Synagoge Gleusdorf“ konnte die Gemeinde Untermerzbach auf eine Förderung von 87 600 Euro bauen. Im April 2019 beschäftigte sich der Gemeinderat bereits mit einem Umbau der Synagoge, wozu bereits vorher der Bauausschuss zu einem Ortstermin sich umgesehen hatte. Bürgermeister Dietz erläuterte damals den bisherigen Baufortschritt. Das Bauliche musste bis September dieses Jahres fertiggestellt sein.

Die Restaurierung des Synagogengebäudes war im Mai 2020 schon fast fertig, wovon sich damals der Bauausschuss überzeugen konnte. Im Raum der Synagoge wurde mit viel Mühe ehemaliges Originales an Decken und Wänden sichtbar gemacht und erhalten. “Erfreulich ist, dass der Kostenrahmen niedriger ist, als geplant war“, sagte der Bürgermeister damals. Auch das Innenleben nahm Fahrt auf und erste Infotafeln und Bänke waren angebracht. Weitere Arbeiten wurden in Auftrag gegeben.

Auch Hansfried Nickel vom Synagogenverein Memmelsdorf, brachte sein Wissen und seine Kontakte mit ein. Mit viel Engagement half er mit, die Gemeinde Untermerzbach in ihren Bemühungen die Geschichte der Synagoge aufzuarbeiten. Hierbei konnte er durch seinen Kontakt zu Prof. Dr. Rohrbacher von der Uni Düsseldorf profitieren. „Ich selber war für die Beantwortung historischer Einzelfragen und Archivrecherchen zuständig“, sagt Edgar Maier.

Die Hauptlast habe Dr. Jochen Ramming, freiberuflicher Kulturwissenschaftler von Frankonzept aus Würzburg getragen. Er hat nach den Worten von Edgar Maier ein Feinkonzept samt geschichtlicher Aufarbeitung und historischer Recherchen übernommen und Vorbereitungen für Ausschreibungen erstellt. Eine gute Beratung erfolgte nach den Worten Maiers auch durch das Landesamt für Denkmalpflege und der Landesstelle für nicht staatliche Museen in Bayern, deren bauliche Vorschläge bei dem Projekt umgesetzt wurden. Für die bauliche Planung und Betreuung, sowohl für die Synagoge als auch für das Nebengebäude, zeichnete Architektin Renate Schubart-Eisenhardt aus Setzelsdorf verantwortlich.

Zuschüsse für alles, was die Öffentlichkeitsarbeit, Grob- und Feinkonzept für den laufenden Betrieb sowie für die Ausstattung angeht, gab vom LEADER-Programm. Die Sanierung der Synagoge wird vom E-Fonds des Landesamtes für Denkmalpflege großzügig bezuschusst, die Bauarbeiten am Informationsgebäude werden über die Städtebauförderung bei der Regierung von Unterfranken gefördert. Künftig wird die Synagoge Gleusdorf in das Konzept des Synagogenvereins Memmelsdorf integriert. Der Verein, unter der Vorsitzenden Iris Wild, übernimmt den herannahenden Betrieb der Synagoge (Führungen, Veranstaltungen, Vorträge und sonstige Öffentlichkeitsöffentlichkeit).

Nach Auskunft der Gemeinde Untermerzbach belief sich die Kostenschätzung der Maßnahme auf 660 540 Euro. Alle Abrechnungen seien noch nicht erfolgt, jedoch würden die Ausgaben wohl bei 597 000 Euro liegen, also günstiger als angedacht. Fördergelder von voraussichtlich 131 000 Euro kommen von der Regierung von Unterfranken für den Umbau des Nebengebäudes. 130 000 Euro kommen aus dem Entschädigungsfond des Denkmalschutzes, das Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt wird sich im Rahmen der Leader-Förderung mit voraussichtlich 87 000 Euro beteiligen.

Bürgermeister Helmut Dietz abschließend: „Ich bedanke mich bei allen Beteiligten die das Projekt zum Gelingen geführt haben für ihre Hilfe, Unterstützung, Beratung und ihr großes Engagement.“

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