Geschlecht und Geschlechtsidentität
Die Einteilung zwischen Frau und Mann orientierte sich bisher vor allem anhand der biologischen Geschlechtsmerkmalen. Allerdings zeigt sich, dass die Geschlechtsidentität – das empfundene Zugehörigkeitsgefühl zu einem Geschlecht – nicht mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmen muss. Ein Mensch, der also aufgrund der angeborenen Geschlechtsmerkmale ein Mann ist, kann sich eher als Frau erleben – und umgekehrt. Die Entwicklung der Geschlechtsidentität ist multifaktoriell. Hormonelle Einflüsse vor und kurz nach der Geburt, psychische und soziale Bedingungen und kulturelle Normen können eine Rolle zu spielen.
Homophobie bezeichnet eine gegen nicht heterosexuelle Menschen gerichtete Abneigung. Sie zeigt sich als Diskriminierung, Benachteiligung, Beleidigung, Mobbing, Körperverletzung oder Sachbeschädigung. Sozialwissenschaftler ordnen Homophobie wie Sexismus, Rassismus und Antisemitismus als „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ ein. Anders als in vielen westlichen Staaten gibt es in keinem islamisch geprägten Land eine staatliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paarbeziehungen. In vielen Staaten Osteuropas registrieren Wissenschaftler eine zunehmende Homophobie.
Identitätspolitik
. . . beschreibt politisches Handeln, bei dem die Interessen bestimmter Gruppen im Mittelpunkt stehen, die sich benachteiligt oder ausgegrenzt fühlen. Die Mitglieder dieser Gruppen sehen sich durch ein markantes Merkmal, ihre „Identität“, miteinander verbunden. Das kann zum Beispiel die ethnische Herkunft sein, die sexuelle Orientierung, das Geschlecht oder auch eine körperliche Einschränkung.
Ziel der Identitätspolitik ist, den Einfluss und die Stellung der jeweiligen Gruppe zu stärken, die angenommene oder tatsächliche Benachteiligung abzubauen. Die erste Verwendung des Begriffs in der heutigen Bedeutung geht vermutlich auf eine Gruppe schwarzer lesbischer Frauen zurück, die sich 1977 in Boston gegründet hat.
Ein Einwand gegen Identitätspolitik ist, dass sie die Merkmale einer Gruppe zu sehr betont und damit die Ausgrenzung noch verstärkt, statt Identitäten (wie Geschlecht oder Hautfarbe) aufzubrechen. Außerdem neige Identitätspolitik dazu, mehr symbolische Akte wie das Gender-Sternchen hervorzubringen, während gravierende Missstände wie die Ungleichheit zwischen Arm und Reich ausgeblendet werden.
Intersexualität
Intersexuelle Menschen können anhand ihrer Körpermerkmale nicht eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugeordnet werden. Dabei kann es durchaus sein, dass eine intersexuelle Person äußerlich zwar einem Geschlecht entspricht, genetisch oder hormonell aber dem des anderen. Diese Uneindeutigkeiten des Körpergeschlechts sind biologisch möglich, weil die Geschlechtsorgane beim männlichen und weiblichen Embryo im Mutterleib aus denselben Anlagen entstehen. Seit dem Jahr 2009 kann darauf verzichtet werden, in die Geburtsurkunde das Geschlecht aufzunehmen. Eine weitergehende Neuregelung von 2013 besagt, dass die Geschlechtsangabe im Geburtseintrag offenbleiben kann, wenn sie nicht zweifelsfrei feststeht.
LGBTI oder LGBTQ+
LGBTI ist die Abkürzung für die englischen Begriffe Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexuell/Transgender und Intersexual (deutsch: Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transsexuell/Transgender und Intersexuell). Ihren Ursprung hat die Bezeichnung in den USA der neunziger Jahre. Sie ist quasi ein Code für Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Geschlechtsidentität oder ihres Körpers von den heterosexuellen Normen abweichen. Häufig werden Buchstaben ergänzt, etwa T wie transgeschlechtlich oder Q wie queer (oder questioning).
Nichtbinär
Nichtbinäre Menschen identifizieren sich weder als Mann noch Frau. Am 13. Dezember 2018 hat der Bundestag die dritte Geschlechtsoption „divers“ beschlossen und zumindest Intersexuellen damit rechtlich ermöglicht, sich außerhalb des binären, also zweigeteilten Geschlechtssystems zu positionieren.
Queer
Das einstige Schimpfwort für Homosexuelle und Menschen, die sich abweichend von ihrem biologischen Geschlecht eher als Frau oder Mann fühlen, ist zum Sammelbegriff vieler verschiedene Arten von sexueller Orientierung und Identität geworden. In einem Manifest Anfang des Jahres 2021 etwa haben sich 185 Schauspieler bekannt aus Film und Theater als „queer“ geoutet. Ihr Anliegen: mehr Sichtbarkeit von vermeintlichen Randgruppen. Zugleich kritisiert die Queer-Bewegung engstirnige Ansichten von heterosexuellen Normen und bestehenden Identitätsmustern.
Transgender
Bei Transgender-Identitäten handelt es sich um Menschen, die sich weder eindeutig auf das Männliche noch das Weibliche festlegen wollen – meist, weil sie sich damit nur unzureichend beschrieben fühlen.
Transsexuell
Transsexualität bedeutet, dass das eigene Geschlecht nicht mit den körperlichen Merkmalen übereinstimmt. In Deutschland – so besagen es Schätzungen – trifft dies etwa auf 40 000 bis 80 000 Menschen nicht zu. Sie möchten ihren Körper dem eigenen empfundenen Geschlecht anpassen, um diese Diskrepanz aufzulösen. Man spricht daher von Geschlechtsangleichung. Diese beginnt meist mit einer psychotherapeutischen Therapie, auf die eine Indikation erfolgt, dass ein Mensch tatsächlich trans ist. Anschließend ist eine Hormonbehandlung oder gar eine geschlechtsangleichende Operation möglich.
Trigger-Warnung
Um Mitglieder bestimmter Gruppen vor Inhalten zu bewahren, durch die sie sich verletzt fühlen könnten, gibt es vermehrt sogenannte Trigger-Warnungen – auf Buchdeckeln, in Programmankündigungen oder in Museen. Das englische Wort Trigger heißt Auslöser. Es wird also davor gewarnt, dass ein Buch oder ein Film bei einigen Menschen das Gefühl der Diskriminierung auslösen könnte.
Woke
Der englische Begriff bedeutet wörtlich übersetzt: aufgewacht. In der politischen Diskussion steht er für wachsam – und zwar gegenüber Missständen, besonders solche, die als Rassismus, Sexismus, Frauenfeindlichkeit und Ähnliches eingeordnet werden. Aber auch Umweltaktivisten gelten als woke. Als politische Forderung (Seid wachsam!) wurde der Begriff erstmals Mitte des 20. Jahrhunderts von afroamerikanischen Bürgerrechtlern in den USA verwendet.
Kritiker wie der ehemalige US-Präsident Barack Obama bemängeln, dass die Woke-Bewegung sich mittlerweile darin erschöpft, Menschen mit anderen Meinungen an den Pranger zu stellen. Dadurch werde Fortschritt eher erschwert.