Grabungen am Muppberg Auf den Spuren uralter Siedlungen

Peter Tischer

Jahrtausendealte Mauern stehen im Fokus. Was hat man entdeckt?

 
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Der Muppberg bei Neustadt ist nicht nur bei Wanderern beliebt, sondern auch für Archäologen spannend. Denn dort gibt es Reste uralter Siedlungen, die auf eine Art Wehrberg hinweisen. Schließlich hat er eine dominante Stellung in der hiesigen Schichtstufenlandschaft und war deshalb schon für Menschen in vorchristlicher Zeit interessant. Denn: „Man konnte von dessen Gipfel, der sich zu damaliger Zeit als flaches Plateau ohne Bewaldung präsentierte, die ganze Region überblicken“, erläutert Philipp Schinkel, der nach 2016 nun erneut archäologische Untersuchungen auf dem Gelände durchführt. Der Muppberg sei wohl „das bedeutendste Bodenmerkmal der Region.“

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Die aktuelle Lehr- und Forschungsgrabung des Instituts für Fränkische Landesgeschichte (IFLG) an den Universitäten Bamberg und Bayreuth befasst sich mit der vorgeschichtlichen Befestigung des Bergplateaus. Letztere konnte 2016 mit Hilfe geophysikalischer Prospektionen durch die Uni Würzburg nachgewiesen werden. Die Frage nach der Datierung konnte auf diese Weise aber bislang nicht geklärt werden. Lesefunde mehrerer Heimatforscher belegen Siedlungsschwerpunkte in der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur (etwa 1300 bis 1100 vor Christus) und in der Frühlatènezeit (um 450 vor Christus). Beide Siedlungsphasen kommen für eine umlaufende Befestigung in Frage. „Mithilfe eines gezielten Grabungsschnittes sollten nun die Fragen nach Zeitstellung und Konstruktionsweise dieser Befestigung, die immerhin rund 17 Hektar Fläche des Hochplateaus und des südöstlichen Sporns der sogenannten ‚Linder Ruh‘ umschloss, geklärt werden“, zeigt Schinkel auf. „Wie groß muss der Einfluss der damaligen Bewohner gewesen sein, um so eine Mauer zu bauen?“, fragt er sich.

Kurz vor Abschluss der Grabungen zeichnet sich ab, dass es wohl zwei Bauphasen gab. Demnach wurde eine spätbronzezeitliche Mauerkonstruktion – wahrscheinlich in Holz-Erde-Bauweise – einige Jahrhunderte nach ihrem Verfall beziehungsweise ihrer Zerstörung bei einem Brand von einer eisenzeitlichen Pfostenschlitzmauer mit steinerner Außenfront und hölzernen Querankern überbaut. Auch die zweite Befestigungsmauer fiel offenbar einem Brand zum Opfer. „Die ältere Phase, von welcher nur noch eine flache Brandschicht und zwei Pfostengruben erhalten geblieben sind, konnte mittlerweile über eine C14-Analyse durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) datiert werden“, erklärt der Experte. Die jüngere Phase sei aufgrund ihrer Bauweise und vieler weiterer Funde – vor allem Siedlungskeramik – vermutlich als frühlatènezeitlich oder eisenzeitlich einzuordnen. „Die Gegenstände wurden dort wohl entweder versteckt, um sie vor Angriffen zu schützen oder aus religiösen Gründen“, erläutert Schinkel.

Noch bis Ende dieser Woche dauern die Grabungsarbeiten an, bevor letzte Dokumentationen vor Ort durchgeführt werden und die Auswertung beginnt. Letztere wird in die Dissertation von Philipp Schinkel einfließen, der den Muppberg zusammen mit weiteren bronze- und eisenzeitlichen Befestigungen am Südrand des Thüringer Schiefergebirges erforscht.

Unterstützt wird die Grabung auch von der Stadt Neustadt, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, den Bayerischen Staatsforsten und zahlreichen Ehrenamtlichen aus der Region, etwa vom Arbeitskreis Geschichte und Archäologie Coburg. Sogar aus München und Baden-Württemberg reisten Helfer an. Der Geschichtsverein Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) war ebenfalls mit einer großen Gruppe an der Grabungsstelle, auch Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan. „Die Stadt hat natürlich ein Interesse daran, zu wissen, wie ihre Vorfahren einst lebten“, sagt er.

Der Landkreis Coburg ist reich an archäologischen Funden und Fundplätzen, deren Erforschung aber noch in den Kinderschuhen steckt. Auch das Interesse der Bevölkerung daran ist groß, was etwa an den gut besuchten Vorträgen und Führungen zu entsprechenden Themen zeigt. „Es wäre daher wünschenswert, wenn die Archäologie im Coburger Landkreis in den nächsten Jahren ihren festen Platz findet und sich auch das politische und gesellschaftliche Bewusstsein dazu weiter festigt“, sagt Schinkel.

Für andere Interessenten, sogenannte Sondengänger, soll die Grabungsstätte indes tabu bleiben. „Ihre Funde würden wichtige Erkenntnisse zerstören“, verweist Schinkel darauf, dass für diese Art der Suche in Deutschland eine Genehmigung der Grundeigentümer sowie der Denkmalbehörde notwendig sei. Dennoch seien am Muppberg schon zahlreiche Raubgräber zu finden. Hausherr des Geländes sind die Bayerischen Staatsforsten. „Wir werden jeden Sondengänger zur Anzeige bringen, den wir hier antreffen“, betont Albert Schrenker, Leiter des Forstbetriebs Coburg.