Graffiti am Judenberg Starkes Zeichen vom Coburger Sprayer

Sprayer Alex hat wieder ein Zeichen gesetzt: Ein Wandbild an der Judenbergunterführung zeigt Hitler und Putin – je nachdem aus welcher Richtung man blickt.

 
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Alex Reuther ist da, wenn Coburg Samba-Festival feiert, wenn die Tanzsportgarden Mohr und Effect’s in die fünfte Jahreszeit starten oder wenn man für Veranstaltungen und Events einfach mal ein Werbebanner benötigt. Aber dann kann er auch noch ganz besondere Zeichen setzen. So wie gerade wieder in der Unterführung am Coburger Judenberg.

„Geschichte“ „ wiederholt sich?!“ steht da mit fettem Frage- und Ausrufezeichen geschrieben jeweils über den Konterfeis von Adolf Hitler und Wladimir Putin. Je nachdem von welcher Seite man auf das Bild schaut, sieht man einen der beiden Männer. „Ich habe so was schon ewig vorgehabt“, erzählt Alex Reuther im Gespräch mit der Neuen Presse und erklärt den Ursprung des Gedankens: Als Russland die Ukraine überfiel und damit weltweit Entsetzen auslöste, reckten bei Demonstrationen viele Ukrainer Plakate in die Höhe, auf denen Putin mit Hitler-Schnurrbart und Scheitel zu sehen war. Diese sogenannten „Putler“-Bilder hat auch Alex Reuther gesehen und sie nun in abgewandelter Form in Coburg umgesetzt.

„Das Thema hat schon lange in mir gegärt“, gibt er zu. Am Freitag letzter Woche hätte dann das Wetter gepasst und er legte an „seiner“ Wand in der Unterführung los. Dort, wo auch das „Je suis Paris“-Graffiti hängt, das er umgehend nach den Pariser Terroranschlägen im November 2015 angefertigt hat. Achtmal hat er es schon repariert, weil es verunstaltet wurde.

Für die Vorlage seines aktuellen Bildes habe er gut eineinhalb Stunden Zeit benötigt und dazu Porträts von Putin und Hitler aus dem Netz gezogen, erzählt er. Mit einem Projektor wurde die Vorlage auf das Mauerwerk geworfen und nachgesprayt. „Ich hätte das auch freihändig hinbekommen“, so Alex Reuther, doch gerade bei Putin müsse jeder Strich passen, damit er erkennbar ist.

Auf seinem Facebook-Account sind die Reaktionen auf die Aktion enorm. Ein Video, das Sprayer Alex am Samstag in der Unterführung gedreht und dann online gestellt hat, war am Dienstagnachmittag bereits mehr als 2000 Mal abgerufen worden. Am Dienstagmorgen hat er auch schon im Radio Auskunft über sein Anliegen gegeben. „Die Leute sollen sich einen Kopf machen und wir alle aus der Geschichte lernen“, mahnt er. Das Fragezeichen sei außerdem bewusst gewählt worden, „weil wir einfach noch nicht wissen, wie das alles ausgehen wird.“

Aber passt der Vergleich Hitler und Putin wirklich? „Es gibt Kommentatoren, die meinen, ich hätte besser Stalin als Hitler nehmen sollen“, erzählt er. Doch das sieht der Künstler anders. „Wer weiß überhaupt noch, wie der aussieht. Und Hitler liegt uns einfach näher als der russische Diktator.“

Wenn es nach Sprayer Alex gegangen wäre, hätte das Bild viel größer werden können. „Leider ging die Leiter nur drei Meter. Aber es ist trotzdem eine gewaltige Aktion.“

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