Großalarm in Ebersdorf Feuer im Asylbewerberheim

Wolfgang Braunschmidt

In Ebersdorf bei Coburg wird am Samstagnachmittag Großalarm ausgelöst. In einer Flüchtlingsunterkunft brennt es. Über 100 Menschen sind in Gefahr.

 
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Ein Großaufgebot von Rettungskräften war am Samstagnachmittag beim Brand in einer Asylbewerberunterkunft in Ebersdorf bei Coburg im Einsatz. Foto: Steffen Ittig/proofpic.de

Die Rettungsleitstelle in Ebersdorf löst am Samstag um 12.48 Uhr Großalarm aus. Nur wenige hundert Meter entfernt, in der Hinteren Wilhelmstraße, brennt es in einem Zimmer in der Asylbewerberunterkunft. Mehrere Anwohner haben gesehen, wie dichter Qualm aus einem Fenster ins Freie dringt. In dem Gebäude sind über 100 Menschen untergebracht. Niemand weiß, wie viele von ihnen sich dort am Samstagnachmittag aufhalten.

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Die Feuerwehren Ebersdorf, Sonnefeld, Grub am Forst, Zeickhorn, Oberfüllbach, Großgarnstadt, Rödental, Frohnlach und Niederfüllbach werden angefordert, dazu das Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariterbund, das Technische Hilfswerk und die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung des Landkreises Coburg. Natürlich ist auch die Polizei vor Ort. Über 120 Einsatzkräfte werden es schließlich sein, die das Feuer bekämpfen und sich um die Bewohner kümmern, die sich rechtzeitig auf die Straße haben retten können. Darunter sind viele Kinder.

Einsatzleiter ist Thorsten Langbein, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Ebersdorf. Er berichtet, dass der Zimmerbrand im zweiten Obergeschoss schnell gelöscht werden konnte. Polizeibeamte sprechen vom „beherzten Eingreifen der Feuerwehr“, die Schlimmeres verhindert habe.

Die Etage ist völlig verraucht, ergänzt Kreisbrandinspektor Stefan Zapf. Das bedeutet, die acht Wohnungen in diesem Bereich können vorerst nicht wieder bezogen werden.

In der Unterkunft sind über 100 Flüchtlinge gemeldet. „Wir wussten nicht, wie viele sich im Haus aufhalten“, so Thorsten Langbein weiter. Deshalb habe man das Gebäude durchsucht. Dabei mussten auch einige verschlossene Türen aufgebrochen werden. „Es hätten sich ja Menschen in den Zimmern befinden können“, erklärt der Einsatzleiter. Gefunden wurde glücklicherweise niemand. Alle Bewohner – beim Brandausbruch waren, wie sich später herausstellt, 76 im Gebäude – konnten sich rechtzeitig ins Freie retten. Zwei Feuerwehrleute werden im Einsatz leicht verletzt: Einer trägt eine Rauchgasvergiftung davon, ein zweiter wird von einer Wespe gestochen. Die Versorgung übernimmt ein Notarzt. „Die Insekten sind bei dieser Hitze nun mal unterwegs und aggressiv. Es ist prügelheiß“, wird Volker Drexler-Löffler vom BRK Coburg, Einsatzleiter des Rettungsdienstes, später berichten. Insbesondere für die Atemschutzgeräteträger ist das Wetter eine Herausforderung.

Für Drexler-Löffler und sein etwa 70 Helferinnen und Helfer umfassendes Team, zu dem der ASB gehört, beginnt die eigentliche Arbeit, als die Feuerwehr auch mit ihren zwei Drehleitern aus Ebersdorf und Rödental wieder abrückt. Die Bewohner müssen registriert werden, um hundertprozentig ausschließen zu können, dass bei dem Brand niemand zu Schaden gekommen ist. Sie werden mit Getränken versorgt, und es wird ein Betreuungszelt aufgebaut, das mit einer Klimaanlage ausgestattet ist. Bei den schwül-heißen Temperaturen am Samstag eine echte Erleichterung. Stellvertretender Landrat Christian Gunsenheimer würdigt am Abend die herausragende Leistung der Rettungs- und Betreuungskräfte.

Bernd Reisenweber, Bürgermeister der Gemeinde Ebersdorf, informiert sich über den Ablauf des Einsatzes und stellt den Kontakt zum Landratsamt und zur Stadt Coburg her. Weil über 20 Flüchtlinge ihre Zimmer vorerst nicht beziehen können, benötigen sie eine Unterkunft. Dafür könnte die alte BGS-Halle auf der Lauterer Höhe in Coburg dienen, die bereits für die Aufnahme von Ukraine-Flüchtlinge ausgestattet ist. Die Stadt, so Reisenweber am späteren Nachmittag, würde die Sporthalle zur Verfügung stellen, doch die Regierung von Oberfranken ordnet anderes an: Die vom Brand Betroffenen werden vorübergehend im Ankerzentrum in Bamberg untergebracht.

Das Feuer ist auf einer Herdplatte in der Küche einer Wohnung ausgebrochen, ergeben die ersten Ermittlungen der Kriminalpolizei. Der Sachschaden wird auf bis zu 50 000 Euro geschätzt, teilt Achim Ernst, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken in Bayreuth, mit.