Großer Andrang an der Zapfsäule Tankrabatt sorgt für Chaos an den Tankstellen

Die Steuersenkung sorgte am Mittwoch für großen Andrang an den Coburger Tankstellen. Für Experten ist der Benzinpreis aber noch zu hoch

 
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Auf diesen Tag haben viele Coburger Autofahrer sehnsüchtig gewartet. Dabei war am Mittwoch selbst in den frühen Morgenstunden nicht eindeutig klar, ob die Mineralölkonzerne die angekündigte Steuersenkung von ungefähr 30 Cent weitergeben oder ob die Preise zunächst unangetastet bleiben. Doch spätestens am Vormittag konnten die Autofahrer aufatmen: Die Zwei auf der Preistafel wurde zum ersten Mal seit Wochen wieder von der Eins vor dem Komma abgelöst. Alle Coburger Tankstellen zogen nach und gaben den Tankrabatt an ihre Kunden weiter. Mit 1,82 Cent war der Preis für E10 sogar mehr als 40 Cent günstiger als am Dienstag. Der Preis für Diesel pendelte sich bei 1,82 bis 1,90 Euro pro Liter ein.

Für viele Coburger bedeutete das: so schnell und so viel Kraftstoff zapfen wie möglich. „Das ist Wahnsinn. In den vergangenen Tagen haben die Leute nur so viel getankt, wie absolut notwendig. Manche sogar nur für fünf Euro“, berichtete etwa Tankstellenpächter Hans-Joachim Büttner. „Jetzt tanken alle ihre Fahrzeuge randvoll.“ Das größte Problem sei dabei die Logistik. „Wenn das so weitergeht, dann wird bald der Treibstoff knapp. Die nächste Lieferung kommt erst wieder am Abend. Dabei ist der Benzinpreis sogar schon wieder um fünf Cent im Vergleich zu heute Morgen gestiegen.“

Wer sich durch den Stadtverkehr quälen musste, der brauchte in erster Linie viel Zeit und Geduld. Vor den Höfen der Tankstellen bildeten sich am Vormittag lange Warteschlangen. Die Sorge, die Zeit des vergünstigten Benzinpreises könnte nur von kurzer Dauer sein, war einfach zu groß. „Eben wurde im Radio durchgesagt, dass der Tankpreis in anderen Städten bereits nach kurzer Zeit wieder auf sein vorheriges Niveau gestiegen ist. Deswegen stelle ich mich jetzt hier an, egal wie lange es auch dauert“, betonte Peter Althoff.

Gerade steht ein Kombi ganz vorne an der Zapfsäule. Lucja Nowak hat vier Reservekanister aus dem Kofferraum geholt, die sie alle befüllen möchte. „Es ist schon irgendwie grotesk. Das Benzin ist im Vergleich zum Vorjahr noch immer extrem teuer. Aber Preise von mehr als zwei Euro kann sich doch kein Mensch auf Dauer leisten“, schimpft sie. „Daher tanke ich jetzt so viel Diesel wie irgend möglich.“

Auf der Lauterer Höhe fährt Unternehmer Frank Reißenweber gleich mit seinem gesamten Fuhrpark vor: „Eigentlich tanke ich die drei Transporter wöchentlich, aber durch die hohen Spritpreise habe ich mich von Tag zu Tag gehangelt. Weit hätte ich mit den Lieferwagen nicht mehr fahren können.“

Verkehrsteilnehmer, die am Mittwoch nicht eine der Tankstellen ansteuern wollten, brauchten starke Nerven. Wegen der gesunkenen Preise auf den Anzeigetafeln richtete sich die Aufmerksamkeit mancher Fahrer weniger auf die Straße. Dadurch kam es teilweise zu gefährlichen Situationen. „Das ist doch unglaublich. Die Leute verhalten sich so, als würde es morgen kein Benzin mehr geben“, resümierte Isabell Richter. „Der Tankrabatt ist doch auf drei Monate angelegt. Vielleicht ist der Preis ja morgen sogar noch günstiger. Eigentlich wollte ich auch heute tanken, aber wo ich dieses Chaos hier sehe, warte ich lieber noch ein paar Tage.“ Auch der ADAC warnt davor, sich von der ersten Reduzierung der Spritpreise täuschen zu lassen. „Die Senkung heute Morgen ging schneller als erwartet“, informierte ADAC-Experte Christian Laberer in einer Pressemitteilung. So sei E10 rund 30 Cent pro Liter günstiger gewesen als noch am Dienstag. „Das ist schon mal ein guter Schritt in die richtige Richtung. Es fehlt aber noch ein gutes Stück.“ Laut Angaben des Automobilclubs müsste E10 rund 1,80 Euro pro Liter kosten, wenn die Steuersenkung vollständig an die Verbraucher weitergegeben wird. Der Preis von Diesel müsste bei 1,87 bis 1,88 Euro pro Liter liegen. Unabhängig von der Steuersenkung, die drei Monate lang wirksam ist, gäbe es bei beiden Kraftstoffsorten somit weiterhin deutliches Potenzial für Preissenkungen. Daher könne es sich durchaus lohnen, mit dem Tanken noch etwas abzuwarten.

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