"Wir müssen nach vorne schauen und einfach schneller werden", sagte Vettel, der offen zugab: "Ich merke, dass ich gerade nicht mein Bestes zeige." Auch der Ferrari tut das nicht, und so war von der vermeintlichen Überlegenheit des Scuderia-Motors nicht viel zu sehen.
Am Start war für Vettel kein Vorbeikommen an den Silberpfeilen. Bottas verteidigte geschickt Platz eins vor Hamilton und fuhr schnell ein kleines Polster auf den Briten heraus. Auf Vettel betrug der Vorsprung des Finnen nach zehn Runden bereits satte zehn Sekunden. Deutlich besser lief es in dieser Phase für seinen Teamgefährten Leclerc. Von Startplatz acht führte der Monegasse eine starke Aufholjagd auf und lag später sogar zwischenzeitlich vorne, weil er anders als das Toptrio mit der härteren und damit länger haltbaren Reifenmischung losgefahren war.
Gegen die Silberpfeile reichte es aber nicht. Zwei der zuvor drei Rennen am Kaspischen Meer hatte das Werksteam gewonnen. 2016 siegte Nico Rosberg auf dem Weg zu seinem WM-Titel, im Vorjahr profitierte Lewis Hamilton vom Pech seiner Rivalen und gewann. Ferrari und Vettel verbinden eher Frust-Erlebnisse mit Baku. 2017 entlud sich der Ärger des Hessen sogar in einem Rammstoß gegen Hamilton.
In einem lange spannungsarmen Rennen nahm Vettel am Ende noch einmal Schwung für die Jagd auf Hamilton. Doch gegen die Mercedes war für den 31-Jährigen einmal mehr nichts auszurichten. "Sie waren sehr stark", musste Vettel anerkennen. Mit Blick auf den nächsten Grand Prix in zwei Wochen in Barcelona sei Ferrari nun "kein Favorit mehr", obwohl die Italiener dort vor der Saison bei den Testfahrten dominiert hatten. "Wir müssen sie jagen", sagte Vettel angesprochen auf die nächsten Rennen: "Es wird sehr schwierig, sie einzufangen und die Sache noch herumzudrehen."
Bottas und Hamilton gehen das erste Europa-Rennen in Spanien derweil mit viel Optimismus an. "Es ist unglaublich, auf welchem Level wir performen. Das ist sehr, sehr gut und fühlt sich sehr gut an", sagte Bottas. Ihn ärgerte ein wenig, dass die starken Leistungen nur auf das starke Auto reduziert werden. "Nach vier Rennen kann man sagen, das ganze Team macht eine ausgezeichnete Arbeit", sagte Bottas. Und Hamilton ergänzte: "Alle arbeiten ohne Pause, der Hunger ist immer noch da. Ich bin stolz auf alle."