Großer Unmut in Neustadt Grüngut-Sammelstelle platzt aus allen Nähten

Peter Tischer
An Wochenenden türmt sich das Grüngut an der Neustadter Sammelstelle in der Eisfelder Straße derzeit oft so hoch, dass ein Anfahren der Glascontainer nicht mehr möglich ist. Foto: Peter Tischer

Wohin mit Laub, Gras und Ästen? Vor dieser Frage stehen derzeit viele Gartenbesitzer. Enorme Mengen landen in der Neustadter Sammelstelle.

 
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Neustadt - Einige Wochen im Frühjahr und im Herbst herrscht Ausnahmezustand in den Grüngutsammelstellen im Landkreis: Dann quellen sie über vor Material. Auch diejenige in der Eisfelder Straße in Neustadt. Mit „out of order“, beschreibt Christian Kern, Bereichsleiter kommunale Abfallwirtschaft am Landratsamt Coburg, die Situation, die sich alljährlich wiederholt und immer wieder für Unverständnis sorgt – auf allen Seiten.

Kern appelliert in diesem Zusammenhang an den gesunden Menschenverstand der Nutzer. „Wir sehen die Grüngutsammelstellen als Solidargemeinschaftsplätze“, sagt er. Mehr Arbeitskräfte dort oder ausgedehntere Öffnungszeiten würden sich in den Müllgebühren widerspiegeln. Von zu vielen beziehungsweise weiteren Verboten verspreche man sich keinen Erfolg, so der Fachmann. Er appelliert deshalb an die Hobbygärtner und Gartenbesitzer, mit Augenmaß zu handeln.

Doch das scheint manchen Gartlern abhandengekommen zu sein, wie auch Rainer Schmiedeknecht, Kämmerer der Stadt Neustadt, berichtet. „Zwar ist auch hier in Neustadt der Landkreis zuständig, aber wir sind als Stadt natürlich daran interessiert, dass das hier alles in geordneten Bahnen abläuft“, sagt er. Das Grüngut werde in Neustadt nur gesammelt, verwertet werde es dann auf der Deponie in Blumenrod.

Besonders an Wochenenden stehen die Sammelstellen jedoch vor dem Kollaps. An der Einrichtung in der Eisfelder Straße werden die Äste und Pflanzenreste mittlerweile bis an die Biegung vor dem Wertstoffhof abgelegt, ein Durchkommen zu den Glascontainern ist nicht mehr möglich. „In solchen Phasen wäre mehr Personal ratsam, zudem möglicherweise beschränkte Öffnungszeiten“, sagt Kern. „Aber alle Kosten finden sich in den Müllgebühren wieder und müssen über die Abfallgebühren getragen werden.“ Das wiederum wollen die Landkreisbewohner nicht.

Das beauftragte Unternehmen Panzer hat indes zugesichert, dass seine Mitarbeiter nun mehrmals täglich die Plätze anfahren, um dem Grüngut Herr zu werden. Kern spricht sich gegen weitere Anordnungen aus: „Wir sind eine ländliche Gegend, wir wollen das so, zumal der Umweltaspekt sehr hoch ist.“ Bislang gilt, dass maximal zehn Kubikmeter Grüngut pro Haushalt im Jahr kostenfrei abgegeben werden darf, dass an Sonn- und Feiertagen sowie abends und nachts Anlieferverbot herrscht und dass nur Landkreisbewohner die Sammelstellen nutzen dürfen. Bei der Einhaltung dieser Bestimmungen sei man aber auf die Mitwirkung der Bürger angewiesen, räumt Kern ein. Das funktioniert nur bedingt. Es komme durchaus vor, dass Thüringer die Neustadter Einrichtung nutzten oder dass Bewohner der Stadt Coburg ihr Grüngut einfach in Meschenbach abkippten, weiß der Bereichsleiter. Wer gegen die Anordnungen verstoße, müsse jedoch mit einem Bußgeld rechnen, mahnen Kern und Schmiedeknecht. Bei vollen Sammelstellen solle am besten der Betreiber informiert werden. Um eine größere Menge aufnehmen zu können, bitten Kern und Schmiedeknecht die Nutzer, „das Grüngut nicht einfach abzukippen, sondern auf vorhandene Haufen zu schütten“.

Auch Bewohner der angrenzenden Straßen in Neustadt leiden unter der derzeitigen Situation, berichtet Anliegerin Petra Engelhardt, die in der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße lebt. Selbst spätabends und an Sonn- und Feiertagen werde Grüngut in Einachsanhängern in die Eisfelder Straße gebracht, hat sie beobachtet: „Das grenzt schon an Ruhestörung.“

In wenigen Wochen wird der Spuk wieder vorbei sein, doch die Verantwortlichen wissen, dass es im kommenden Frühjahr wieder losgeht. Immerhin: Im Gegensatz zu früher fällt an den Sammelplätzen kein lästiges Sickerwasser mehr an. „Denn das Grüngut wird ja schnell wieder wegtransportiert, ohne dass es kompostieren kann“, erläutert Rainer Schmiedeknecht.

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