Großgarnstadt Die Struwwelpeter vom Schneybach

Thomas Neder
Kopfweiden-Idylle am Schneybach bei Großgarnstadt Foto: /Thomas Neder

Kopfweiden prägten einst das Landschaftsbild der Region. Heute findet man sie wieder im Coburger Land.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kopfweiden sind auch heute noch belebende Charakterelemente der Kulturlandschaft im Coburger Land. Zu den Hochzeiten der fränkischen Korbmacherei und der zahlreichen prachtvollen Fachwerkbauten, für die man große Mengen der biegsamen Ruten verarbeitete, waren die Bestände an feuchten Gräben und Flussufern noch wesentlich beeindruckender.

Auch ohne die Pracht farbiger Blüten leuchten die jungen Weidentriebe zeitig im Frühjahr, wenn wieder Saft in die Ruten schießt. Regelmäßig geschnitten, erfreuen sie Natur- und Wanderfreunde mit ihrer etwas an Struwwelpeter erinnernden Frisur mit angenehmen Gelb- oder Rottönen auch an trüben Tagen.

Nicht nur optisch eine gute Figur

Kopfweiden machen aber nicht nur optisch eine gute Figur, sondern bieten – besonders wenn sie alt sind und zahlreiche Höhlungen und Einmorschungen mit Holzmulm aufweisen – zahlreichen Insekten- und Tierarten einen willkommenen Lebensraum. Für Bienen sind Pollen und Nektar der Kätzchen eine willkommene Frühlingsnahrung. Spezialisten haben über 100 Käferarten auf Kopfweiden entdeckt, darunter den bedrohten Käfer- und Moschusbock. Unter den Vögeln schätzen vor allem (halb)höhlenbewohnende Arten wie der Hausrotschwanz, der Grauschnäpper oder der Trauerschnäpper die schützenden Höhlen. Früher, als der Wiedehopf auch in der Region noch vorkam, nutzte dieser ebenfalls gerne Kopfweiden für seine Kinderstube. Auch Steinkäuzchen nahmen Kopfweiden im Umfeld extensiver Grünlandflächen als Brutplätze, als Tagverstecke und als Sitzwarten gerne an. Unter den Säugetieren findet man im Biotop Kopfweide bisweilen Fledermäuse in ihrem Sommerquartier, ebenso Bilche und Marder.

Mit 30 Steckhölzern

Viele Argumente, die dafür sprechen, die Coburger Kopfweidenbestände wieder anwachsen zu lassen. Gesagt, getan: Bereits im Jahr 2010 bestückte der Gartenbauverein Großgarnstadt mit Unterstützung von Kreisgartenfachberater Thomas Neder den Schneybach am Ortsrand mit etwa 30 Steckhölzern. Nach vielen Jahren sind aus den schwachen Ruten mittlerweile stattliche „Struwwelpeter“ geworden.

Um den Schnitt kümmern sich vor allem Bernd Carl, Hartwig Schleifenheimer und Roland Martin. Hierbei hat sich mittlerweile ein alternierendes Schnittsystem etabliert, bei dem man nicht allen Weiden gleichzeitig die Köpfe abnimmt, sondern einige zunächst weiterwachsen lässt, bevor dann auch sie an der Reihe sind.

Der Schnitt erfolgt nach einigen Erfahrungen mittlerweile durchaus sorgsam. Die jungen Weidentriebe werden nicht komplett abgenommen, sondern es wird immer ein Astring belassen, aus dem sich neue Triebe wieder gut regenerieren können.

Bilder