Großheirater Gemeinderat Ein Haus für den Hausarzt

und Doris Weidner
Großheirath hat einen neuen Hausarzt. Allerdings scheiden sich die Geister, ob wirklich alles dafür getan wird oder wurde, damit der auch bleibt. Foto: picture alliance / Bernd Weissbr/Bernd Weissbrod

Großheirath unternimmt alles, um die Nachfolge für eine Praxis zu regeln. Dabei schlüpft der Bürgermeister sogar in die Rolle des Maklers. Trotzdem gibt es Unstimmigkeiten.

 
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Großheirath - Zu einem Scharmützel zwischen den Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, der Freien Wähler, der SPD und dem Bürgermeister Udo Siegel kam es bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in Großheirath. Die drei Fraktionen warfen dem Bürgermeister vor, dass er dem neuen Arzt nicht die erforderliche Aufmerksamkeit gewidmet habe – auch wenn Siegel betonte, sich glücklich zu schätzen, dass die Gemeinde einen gefunden habe. „Wir werden alles tun, ihn zu halten und für sein Wohl zu sorgen“, konstatierte der Bürgermeister.

In einem Antrag der drei Fraktionen heißt es, der neue Hausarzt Dr. Ahmad Elhussain, der zum 1. Oktober die Praxis von Eva-Maria und Hermann Hoos übernommen hat, habe bis dato keine Informationen zum aktuellen Stand seiner neuen Praxisräume erhalten. Diese sollen vom ersten Stock ins barrierefreie Erdgeschoss verlegt werden. Außerdem sei er von der Gemeinde „bisher nicht angemessen empfangen und willkommen geheißen“ worden. Auch habe die Gemeinde keine Glückwünsche übermittelt. Und: „Ihm wurde noch kein konkretes Angebot für den Kauf eines Baugrundstückes vorgelegt.“ Alle im Eigentum der Gemeinde befindlichen Grundstücke, so der Antrag, seien auf Bebaubarkeit zu prüfen. Im Amtsblatt soll ein Aufruf an Grundstückseigentümer erscheinen, freie Grundstücke zum Kauf anzubieten.

Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Bereits vorhandene Interessenten konnten nur in der nicht öffentlichen Sitzung bekannt gegeben werden.

Im Telefonat mit der Neuen Presse sagte Bürgermeister Siegel am Tag nach der Sitzung, er habe sich dafür entschuldigt, dass Dr. Ahmad Elhussain bislang noch nicht offiziell begrüßt worden sei. Dies werde aber auf jeden Fall noch erfolgen. Auch tue die Gemeinde alles, um die neuen Praxisräume auf den heutigen Stand zu bringen. Entsprechende Gespräche liefen bereits. „Aber wir können erst dann investieren, wenn wir das Gebäude auch besitzen“, betonte Siegel.

„Reine Privatsache“

Für ihn sei es selbstverständlich, dem neuen Hausarzt auf der Suche nach einem Haus oder einem Grundstück behilflich zu sein. Ausdrücklich stellte Siegel klar, dass es dabei lediglich um die Herstellung entsprechender Kontakte gehe. „Natürlich können wir als Gemeinde keinen Kaufvertrag oder dergleichen schließen. Das ist reine Privatsache“, sagte Siegel.

Dass Ärzten Praxisräume von Städten oder Gemeinden zur Verfügung gestellt werden, „ist inzwischen die Regel“, sagt Dr. Günther Kirchberg, der Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbandes Coburg. „Anders bekommen wir niemanden mehr hierher, schon gar nicht aufs flache Land“, so Kirchberg. Allerdings: Dass eine Kommune bei der Vermittlung von Häusern oder Grundstücken behilflich ist, sei in Bayern noch „die absolute Ausnahme“. Auf die Frage, ob Siegel auch anderen Interessenten bei der Suche nach einer Immobilie behilflich wäre, sagte dieser: „Grundsätzlich ja. Aber natürlich hat das Grenzen.“ Und: „Wenn eine kleine Gemeinde heutzutage einen neuen Hausarzt bekommen kann, ist das schon noch mal eine andere Nummer.“

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