Grundschule Mönchröden Gemeinsam in die Zukunft

Yannick Seiler

Weniger Barrieren, mehr Nutzen für Schüler und Lehrer soll Mönchrödens Grundschule nach ihrer Erneuerung bieten. Nun erklären die Planer, wie das gelingt.

 
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Rödental - Die Schülerin greift die Hand der Frau, als sie Stufe für Stufe eine Treppe in der Grundschule Mönchröden hochläuft. Die Frau, ihre Assistenz, führt sie die Treppe aus dem Keller von Räumen der Nachmittagsbetreuung hinauf und unterstützt sie während des Schulalltags. Kinder, die körperlich beeinträchtigt sind, fällt es schwer, Treppen hinaufzugehen. „Mit Ranzen auf dem Rücken ist das fast unmöglich“, sagt Tina Lobenstein, Rektorin der Erich-Luther-Grundschule. Sie leitet die inklusive Einrichtung des Rödentaler Stadtteils. Bald soll ein Aufzug dem Mädchen helfen. Er ist nur ein Teil der Neuerungen, durch die das Gebäude nun zeitgemäßer werden wird.

Da müsse man etwas machen, sagt Rödentals Bürgermeister Marco Steiner (Freie Wähler), als er auf die spröden Holzfensterrahmen des Gebäudes deutet, von denen weiße Farbe abblättert. Die Zufahrt zur Schule aufzugraben, Wasser-, Abwasser-, Strom- und Glasfaseranschlüsse zu verlegen, sei ab Ostern der erste Schritt, erklärt Steiner. Ab den Sommerferien wird das Hauptgebäude samt Klassenzimmern, Verwaltung und Bibliothek umgebaut.

Man muss nicht alles versiegeln

Das Bauwerk werde weitestgehend in den Zustand eines Rohbaus zurückversetzt und grundlegend neu gestaltet, sagt Architekt Christian Wutke. Der Coburger Fachmann plant die Bauarbeiten. Demnach möchte man einen Teil des Innenhofs, derzeit ein Spielplatz, zu einem Mehrzweckraum umgestalten, sagt er. Auf dessen Dach sollen laut Wutke Pflanzen wachsen, um während heißer Sommer zu kühlen. „Wir wollen ein Statement setzten: Man muss nicht alles versiegeln“, meint er.

Den Mehrzweckraum hatte sich die Rektorin gewünscht. Man brauche statt vieler Räume nun Flächen, die man vielseitig nutzen könne, erklärt sie. Laut Lobenstein können dort künftig Theater- und Elternabende abgehalten werden. Wichtiger, ergänzt sie, sei jedoch, dass sich das Zimmer als sogenannter Differenzierungsraum nutzen lasse. Man möchte demnach Platz bieten, um Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die Gleichaltrigen in Sachen Lernen, geistige Entwicklung oder körperlichen Fähigkeiten nachstehen, außerhalb der Unterrichtszeiten zu betreuen. Seit rund drei Jahren darf sich Lobensteins Schule „Profilschule Inklusion“ nennen. Heißt, Schüler mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen werden dort zusammen mit Kindern ohne Benachteiligungen unterrichtet. Ein Erfolgsmodell, sagt sie, der Bedarf nach inklusiven Klassen sei groß. Eltern aus dem gesamten Landkreis fragten demnach bei ihr nach Plätzen an. Für das kommende Schuljahr ergebe sich aus dem Schulsprengel jedoch nur eine neue 1. Klasse, sodass die Plätze begrenzt sind. 133 Schüler verteilt auf sieben Klassen besuchen derzeit laut Lobenstein die Schule. 13 davon betreue man demnach bedarfsgerecht.

1962 gebaut

Laut Lobenstein sind nicht nur die Stockwerke ein Problem, auch wie die Räume verteilt sind. Klassenzimmer möchte man nun näher zusammenrücken, erklärt Wutke. Stichwort: kurze Wege. Computerraum und Werkräume werden also in eine neue Etage umziehen. Als die Schule 1962 gebaut worden sei, sagt Steiner, habe das Gebäude andere Anforderungen erfüllen müssen. „Früher gab es mehr Schüler, jetzt mehr Nutzungen“, ergänzt er. Nachmittagsbetreuung etwa war noch nicht erfunden. Nun werden Zugänge barrierefrei. Der Laubengang muss weichen.

Nachhaltig müsse die Schule auch werden, meint Steiner. Holzpellets sollen in einer neuen Heizung verbrannt werden und Klassenzimmern einheizen. Die Regierung von Oberfranken unterstütze nur noch erneuerbare Energien finanziell. Eine Gasheizung werde nicht bezuschusst, sagt er.

Gut aufgestellt

Auf dem Dach möchte man durch Fotovoltaik Energie aus Sonnenstrahlen gewinnen. Die Holzfenster sollen durch neue gleichgroße ersetzt werden. Statt Vorhängen werden Rollläden eingebaut. Die Bauarbeiten werden rund acht Millionen Euro kosten, erwartet er. Sechs Millionen Euro könnte demnach die Regierung bezahlen.

Auch wolle man Räume mit Anschlüssen für elektronische Tafeln ausstatten, um für „alle Eventualitäten der Digitalisierung“ gewappnet zu sein, erläutert Gerhard Eller, Bauamtsmitarbeiter. Damit sei man für die kommenden 30 Jahre „gut aufgestellt“.

In rund zwei Jahren werden die Bauarbeiten abgeschlossen sein, erwartet Architekt Wutke. Dann soll die letzte Barriere in der Schule gefallen sein. Die Turnhalle wird während der Bauarbeiten nutzbar sein. Gleiches gilt für die Kindertagesstätte des Areals. Die Turnhalle ist laut Bürgermeister Steiner ein „Zukunftsprojekt“. Sie werde demnach während der kommenden Jahre saniert.

Nützliche Schlichtheit

Die Schüler sollen während der Erneuerung des Hauptgebäudes weitestgehend in Mönchröden unterrichtet werden, müssten jedoch für einige Zeit in die Grundschule im Stadtteil Einberg umziehen, meint Steiner. Wenn sie wieder in ihre Schule einziehen werden, wird der Pausenhof neugestaltet und der rissige Teer gewichen sein.

Ein Abriss des Gebäudes ist laut Steiner nicht in Frage gekommen. Doch sollen die meterhohen Wandbilder des Treppenhauses, Zeugnisse der neuen Schönheit, die während des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg in öffentlichen Gebäuden ihren Platz fanden, nun einer nützlicheren Schlichtheit weichen – wie einem Aufzug. Bald lässt sich die Schülerin durch ihn zu ihrem Klassenzimmer fahren – per Knopfdruck. „Es wird sich vieles ändern, das Gebäude wird aber seinen Charme behalten“, sagt Wutke.

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