Güterbahnhof Coburg Alte Halle mit neuer Zukunft

Am Güterbahnhof in Coburg wird gebaut: am modernen Globe-Theater ebenso wie auch an einem historischen Gebäude in dessen Nachbarschaft. Beide stehen künftig in enger Beziehung zueinander.

 
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Coburg - 1903 ist die Stückguthalle am Güterbahnhof errichtet worden. Schon 1912, als die Bahn das wichtigste Transportmittel über weite Strecken war, folgte die Erweiterung. In den 1960er Jahren kamen Anbauten hinzu. Dann begann der Siegeszug des Lkw. 1997 stellte die Bahn die Güterabfertigung in Coburg ein, und seit der Jahrtausendwende stehen die historischen Gebäude leer. Sie waren dem Verfall preis gegeben. Der Abriss schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Bis das Coburger Designforum Oberfranken (CDO) unter seinem Vorsitzenden Auwi Stübbe die Halle entdeckte. Das CDO richtete im und um das Gebäude, zu dem ein Bauteil mit dem markanten „Zollinger-Dach“ gehört, die Designtage aus. Die waren ein voller Erfolg, Gäste rundum begeistert: nicht nur von dem, was Studierende der Hochschule Coburg dort ausstellten, sondern auch von dem Ambiente der Halle. Das war die Geburtsstunde für das Projekt „Coburger Süden“.

Auf dem ehemaligen Güterbahnhof- und Schlachthofareal entsteht jetzt der „Prinz-Albert-Campus“ der Hochschule: im Norden mit deren Zukunftsprojekt „Creapolis“, im Süden mit dem Globe, der Ausweichspielstätte für das Landestheater, und mitten drin die alte Stückguthalle, der die Stadt Coburg jetzt neues Leben einhaucht. Dieses Projekt haben Mitarbeiter des städtischen Hochbauamts, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Coburg (Wifög) und des Architekturbüros Archi Viva am Freitag vorgestellt.

Die Stadt hat das gut sechs Hektar große Gelände im Coburger Süden im Jahr 2013 von der Bahn erworben und mit ihr die Stückguthalle, die – nicht ganz korrekt – oft als „Alte Pakethalle“ bezeichnet wird. Wifög-Geschäftsführer Stephan Horn erinnert sich noch genau an die lange Diskussion im Bausenat vor vier Jahren, als es darum ging, das Gebäude abzureißen oder zu erhalten. Am Ende stand die Entscheidung: Die Halle soll eine Zukunft als dauerhafter Veranstaltungsort haben. Die zunächst hochtrabenden Pläne für die neue Location, deren Kosten sich Richtung zehn Millionen Euro bewegten, mussten abgespeckt werden. Gelandet ist man bei 3,78 Millionen Euro, wie Tim Braunersreuther vom Hochbauamt mitteilt.

Jetzt haben die Bauarbeiten begonnen, um eine dauerhafte Genehmigung als „Versammlungsstätte“ zu erhalten. Dabei soll, wie Architekt Lutz Wallenstein vom Büro Archi Viva betont, am Gebäude so wenig wie möglich verändert werden, um dessen „maroden Charme“ (Wallenstein) zu erhalten. „Wir wollen die Vorgaben für eine Versammlungsstätte, beispielsweise für den Brandschutz, Fluchtwege und Barrierefreiheit, so unauffällig wie nur möglich integrieren“. Das heißt: Nach Abschluss der Bauarbeiten, der für Ende 2022 geplant ist, „soll man die Veränderung nicht sehen“, so der Architekt.

Auch für Lutz Wallenstein sei es spannend zu erfahren, wie das Vorhaben ankommt. Entstehen werde „ein extrem nachhaltiges Gebäude“. Dass die Kosten trotzdem bei fast vier Millionen Euro liegen, begründet Wallenstein mit dessen großer Fläche. Sie nimmt laut Tim Braunersreuther rund 1300 Quadratmeter ein. Wallenstein: „Auch wenn man da wenig macht, kommt einiges zusammen.“ Zum Beispiel für die Abdichtung des Daches, die Erneuerung der Elektrik, den Einbau sanitärer Anlagen oder die Schaffung von Fluchtwegen, ohne dabei die alten Rolltore ausbauen zu müssen.

Ende 2022 soll die Halle für Veranstaltungen zur Verfügung stehen: Ausstellungen, Tanz- und Musikevents, Produktpräsentationen, Designtage, Firmenfeiern, erklärt Wifög-Geschäftsführer Stephan Horn. Er sei zuversichtlich, dass das Gebäude im Veranstaltungsmanagement der Stadt in enger Beziehung zum benachbarten Globe-Theater und dem Kongresshaus Rosengarten stehen wird. Horn kann sich unter anderem ein Zusammenspiel bei Theateraufführungen vorstellen.

Das Ganze komplettiert der Panorama-Wagen der legendären „Rheingold“-Zuggarnitur der Bahn. Seine Sanierung ist abgeschlossen, ergänzt Rolf Krebs von der Wifög. Der Wagen kann für kleinere Veranstaltungen gebucht werden, sobald die Bauarbeiten an der Stückguthalle, in deren unmittelbarer Nachbarschaft er steht, abgeschlossen sind.

In dem alten Gebäude mit neuer Zukunft werden zudem Büros eingerichtet. Eines davon wird die Wifög beziehen, kündigte deren Geschäftsführer Horn an. Sie verwaltet die neue Veranstaltungshalle.

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