Vor allem digitale Angebote bieten weitere Möglichkeiten
Wie lässt sich gegensteuern? Ehmig sieht einen großen Einflussfaktor: Eltern, denen früher selbst vorgelesen wurde, machen das mit höherer Wahrscheinlichkeit auch bei ihren eigenen Kindern. „Und dieser Zusammenhang, den sieht man besonders deutlich bei formal gering gebildeten Eltern.“ Außerdem sei die Verfügbarkeit von Büchern in den Haushalten der Kinder wichtig. Denn: Je mehr Bücher es in einem Haushalt gibt, desto mehr Eltern lesen ihren Kindern regelmäßig vor. 44 Prozent der Familien haben aber maximal zehn Kinderbücher zuhause - bei 56 Prozent sind es mehr. „Die Bücher sind ein Faktor, aber man kann auch mit wenigen Büchern regelmäßig vorlesen.“
Vor allem digitale Angebote böten weitere Möglichkeiten. 40 Prozent der befragten Familien benutzen demnach regelmäßig Apps für Kinder - die Hälfte davon nutzt auch Apps zum Lesen und Vorlesen. Durch digitale Angebote könnten „Eltern, die nicht viele Bücher haben“ eine Hürde überspringen, sagte Ehmig.
Der Vorlesemonitor ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung „Die Zeit“ und der Deutsche Bahn Stiftung. Seit 2007 ist er jährlich mit einem Schwerpunkt als Vorlesestudie erschienen - ab diesem Jahr soll der Monitor durch ein neues Studiendesign bessere Vergleiche ermöglichen.
Unter den 839 befragten Eltern waren nur 42 Männer. Das Institut, mit dem man zusammenarbeite, befrage in der Regel die „Mutter als Schlüsselperson“ erklärte Ehmig. Es sei aber immer nach dem eigenen Vorleseverhalten und dem des Partners oder der Partnerin gefragt worden. Die Ergebnisse seien bundesweit repräsentativ für Familien mit Kindern im Alter zwischen einem und acht Jahren, sagte Ehmig.