Doch natürlich wirft die immense Sammelwut erhebliche moralische Probleme auf, zumal es in China keinen funktionierenden Rechtsstaat gibt. Dabei hat sich Peking durchaus eigene Gesetze zur Reglementierung auferlegt. Erst im letzten Jahr führte man das sogenannte Gesetz zum Schutz personenbezogener Daten ein, welches sich in vielen Aspekten am Vorbild der Europäischen Union orientiert. Doch während der Staat beispielsweise seine Bürger vor den exzessiven Datenkraken innerhalb der Privatwirtschaft schützt, gibt es keine transparenten Kontrollmechanismen, die die staatlichen Behörden selbst überprüft.
Unklar ist, was mit den Daten geschieht
Bislang wird von vielen Experten nur spekuliert, was mit all den gesammelten Daten überhaupt geschieht. Fakt ist: Einzelne Provinzen lassen mittlerweile Kameras mit Gesichtserkennung in Klassenzimmern installieren, um den Unterricht laut eigener Ansicht „fairer“ zu gestalten und Lehrer zu evaluieren. Andere Städte wiederum überprüfen mithilfe von öffentlichen Überwachungskameras, ob staatliche Sozialdienstleistungen missbräuchlich beantragt werden. Doch inwiefern jene Informationen in einem zentralen System zusammengefügt werden – oder doch im chinesischen Bürokratie-Nirwana verpuffen – , ist bislang noch vollkommen unklar.