Hafenpreppach Bürger ärgern sich über marode Gebäude

Helmut Will

Der Ortskern von Hafenpreppach ist für viele Bewohner des Ortes ein großes Ärgernis, denn er zerfällt zusehend. Und auch die Linden bereiten weiter Probleme.

 
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Diese Linden an der Schlossgasse in Hafenpreppach schaden mit ihrem Wurzelwerk der Filteranlage am Dorfbrunnen. Über eine Versetzung oder Kürzung der Bäume wird nachgedacht. Foto:  

Aufgeheizte Stimmung herrschte bei der Bürgerversammlung im voll besetzten Mehrzweckgebäude in Hafenpreppach am Dienstagabend. Die Gemüter erhitzten sich am „unschönen Ortskern“, der den Hafenpreppachern ein Dorn im Auge ist. Wie soll es da weitergehen? Das wurde teils emotional diskutiert und die Frage in den Raum gestellt, ob ein Kommunales Denkmalkonzept (KDK) auf den Weg gebracht wird.

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Nachdem der örtliche Gemeinderat Martin Berwind (JCU) seine Mitbürger begrüßt hatte, stellte Bürgermeister Wolfram Thein (SPD) Judith Sandmeier vor. Diese ist stellvertretende Referatsleiterin für Städtebauliche Denkmalpflege am Amt für Denkmalpflege auf Schloss Seehof. Sandmeier betonte, dass Hafenpreppach es verdient habe, dass mit den alten Gebäuden im Ortskern etwas passieren sollte, damit man hier investieren könne. Sie erläuterte, wie sich der Ortskern von Hafenpreppach mit einem Kommunalen Denkmalkonzept, welches relativ neu sei, entwickeln könne. Das Konzept gliedere sich in Wissenserforschung, Planen und Bauen. Partner dieses Konzeptes seien für Förderung, fachliche Beratung und organisatorische Unterstützung das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und das Amt für Ländliche Entwicklung. Für Soforthilfe bei akuten Gefahren stehe eine Taskforce Denkmalpflege des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege zur Verfügung. Inhaltlich werde das Konzept von Studiengängen der Universität Bamberg und der Hochschule Coburg unterstützt.

Sandmeier erläuterte, dass die Bürger von Anfang an eingebunden werden, mit Eigentümern betreffender Gebäude gesprochen und das Projekt aus finanzieller- und baulicher Sicht erörtert werde. Ausgangssituation sei, dass sich in der Ortsmitte wenig verändert habe und ein gefestigter Ortskern vorhanden sei. Sie erwähnte, dass es einige bedeutende Gebäude gebe, die zu schützen seien. „Jetzt sollte gemeinsam eine Entwicklung beginnen. Die Bürger sollen sagen, wie der Ortskern künftig genutzt werden kann“, sagte Judith Sandmeier. Bei der Wissenssammlung sollten alle betroffenen Eigentümer der alten Anwesen mitwirken und zwölf ortsansässige Personen aller Generationen sowie aus der Gemeindeverwaltung mitwirken. Das Erarbeitete soll dann mit den Eigentümern diskutiert werden, mit dem Ziel, einen gemeinsamen Plan, der rechtlich und ökonomisch umsetzbar ist, zu erarbeiten. Die Projektlaufzeit sei auf sechs bis neun Monaten ausgerichtet und der Start ist mit Ende November, Anfang Dezember, ins Auge gefasst. Erforderlich sei hier auch, dass ein objektiver Berater zugezogen wird, etwa ein Stadtplaner oder Architekt. Die Förderung der Maßnahmen hänge von der künftigen Nutzung der betreffenden Gebäude ab. „Die heutige Veranstaltung soll der Information dienen, mit Abfrage der Interessen. Die Zukunft des Ortskerns von Hafenpreppach liegt nun in der Hand der Bürger“, so Judith Sandmeier. Im Anschluss an ihren Ausführungen erfolgte eine rege Diskussion.

Vorwürfe wurden gegen die Gemeinde laut, weil diese im Ortskern Grundflächen und Gebäude auf einer Fläche von 3000 Quadratmetern gekauft habe, ohne vorher die Bürger und mögliche Interessenten zu informieren. Das Ganze sei ein „Fass ohne Boden“, so ein Bürger, und, „was die Gemeinde gekauft hat, ist für uns nur abrisswürdig.“ Er plädierte dafür, Gebäude abzureißen, um an deren Stelle neue Bauplätze für junge Bauwillige schaffen zu können. Vorgebracht wurde, dass in den vergangenen 15 Jahren viele bauwillige junge Leute den Ort verlassen hätten, weil sie für sich keine Perspektive sahen, in ihrem Heimatdorf einen geeigneten Bauplatz zu finden.

„In den letzten 15 bis 20 Jahren ist in dieser Hinsicht nichts passiert“ und Hafenpreppach interessiert weder den Bürgermeister noch den Gemeinderat“, so ein weiterer Vorwurf in Richtung Marktgemeinde. Auch der Denkmalschutz wurde in den Fokus gerückt: „Die Gebäude fallen schneller ein, wie der Denkmalschutz arbeitet“, was mit Beifall quittiert wurde. Immer wieder wurde der Bauplatzmangel im Ort angeprangert.

Gemeinderätin Heidi Müller-Gärtner (CSU), eine gebürtige Hafenpreppacherin, plädierte leidenschaftlich dafür, dass der Zeitpunkt gekommen sei, um mit dem Kommunalen Denkmalkonzept etwas verändern zu können. „Jetzt sollten wir diese Chance nutzen, um mit dem Problem in Hafenpreppach voranzukommen“, sagte die zweite Bürgermeisterin, wobei sie in ihrer Aussage von Bürgermeister Wolfram Thein unterstützt wurde. Judith Sandmeier zeigte sich zuversichtlich, eine Lösung zu finden, mit der alle leben könnten. Allerdings müssten sich die Bürger von Hafenpreppach einig sein, ob das Konzept mit den möglichen Förderungen angepackt werden soll oder nicht. „Sicher kann man auch etwas anderes machen, aber wenn alles abgerissen werden soll, brauchen wir uns nicht um das KDK bemühen.“ Schließlich einigte man sich, das KDK voranzutreiben. Vor Ort erklärten sich sogleich einige bereit, sich in dem zu bildenden zwölfköpfigen Gremium einzubringen.

Diskussionsgeladen war auch das Thema „Linden am Dorfbrunnen.“ Hierzu erklärte der Bürgermeister, dass ein Antrag vorliege, die Linden zu entfernen. Sie wurden gepflanzt, als der Dorfbrunnen angelegt wurde. Mittlerweile wären Wurzeln der Bäume in die Filteranlage des Brunnens eingewachsen, sodass diese nicht mehr funktioniere. Ein weiteres Problem seien die Blüten und Blätter, die bisher immer von Privatpersonen, die an dieser Stelle wohnen, beseitigt wurden, die das aber künftig nicht mehr leisten sollen. Thein schlug vor, die Bäume von einer Fachfirma an eine andere Stelle im Ort versetzen zu lassen. Das stieß nicht auf generelle Zustimmung, da angezweifelt wurde, ob die Bäume woanders anwachsen würden. Nach langer Diskussion hat man sich entschieden, Angebote für ein Umsetzen und auch für eine Kürzung der Bäume einzuholen.