Hamsterkäufe in Kronach Wieder sind die Regale leer

Wer zurzeit bestimmte Lebensmittel kaufen will, muss Glück haben. Denn so einiges ist vergriffen. Foto: picture alliance/dpa/Tom Weller

Die Deutschen hamster wieder. Auch im Landkreis Kronach sind einige Produkte knapp. Schuld ist diesmal nicht Corona, sondern der Ukraine-Konflikt.

 
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Fassungslos steht eine Frau vor dem Nudelregal in einem Kronacher Supermarkt. Wo man sonst zwischen Spaghetti, Rigatoni, Farfalle und Co. in verschiedensten Varianten wählen kann, befindet sich – nichts. Die Regalfächer sind wie leer gefegt. „Das gibt’s doch nicht. Sind jetzt alle verrückt geworden?“, entfährt es der Frau etwas lauter, als sie es vermutlich beabsichtigt hatte. Zumindest drehen sich einige Leute nach ihr um, ein Mann stimmt ihr zu: „Alle völlig irr.“ Ein anderer Kunde mit drei Pack Toilettenpapier und mehreren Mehltüten im Einkaufswagen sucht lieber schnell das Weite.

Bundesverband appelliert zur Solidarität

So wie der Frau geht es momentan vielen Leuten. Denn die Deutschen hamstern wieder. Diesmal allerdings nicht wegen Corona, sondern weil sie fürchten, aufgrund des Ukraine-Konflikts könnten manche Nahrungsmittel knapp werden. Bereits vor wenigen Tagen appellierte der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels, solche Hamsterkäufe zu unterlassen, sich untereinander solidarisch zu verhalten und Produkte nur in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen. „Auf diese Größenordnung sind die Produktionsmengen und die Lieferlogistik der gesamten Lebensmittelkette ausgerichtet. Daher ist es auch richtig, dass dort, wo es die Situation erfordert, Handelsunternehmen knappe Produkte auf die Abgabe in haushaltsüblichen Mengen beschränken“, hieß es.

Vor allem Speiseöle sind knapp

Doch daran scheint sich nicht jeder zu halten – auch nicht im Landkreis Kronach. „Die Situation ist gerade sehr dynamisch. Daher können wir noch keine Prognosen über zukünftige Mengenentwicklungen abgeben“, sagt auf Anfrage beispielsweise Stefanie Schmitt von der Unternehmenskommunikation von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen. Aktuell könne man in enger Zusammenarbeit mit den Lieferanten eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln der Grundversorgung oder Gütern des täglichen Bedarfs sicherstellen. „In Einzelfällen kann es allerdings bei bestimmten Produkten zu kurzzeitigen Lieferengpässen kommen“, informiert sie. Dies betreffe insbesondere Speiseöle, die zum Teil auch aus der Ukraine stammten. Je nach Situation vor Ort riefen selbstständige Kaufleute ihre Kundschaft dazu auf, nur haushaltsübliche Mengen bestimmter Artikel einzukaufen. „Es gibt weiterhin keinen Anlass, zusätzliche Vorräte anzulegen“, stellt Schmitt klar.

Bitte nur haushaltsübliche Mengen kaufen

„Wir sehen momentan eine stärkere Nachfrage bei einigen Warengruppen und so kann es sein, dass einzelne Artikel kurzzeitig vergriffen sind“, berichtet auch Aldi-Süd-Pressesprecherin Nastaran Amirhaji. Selbstverständlich stehe man in engem Kontakt mit den Lieferanten und reagiere auf diese Entwicklungen. „Wir bitten unsere Kunden immer, Waren nur in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen. Bei größeren Nachfragen behalten wir uns wie immer vor, die Abgabemenge pro Kunde vorübergehend einzuschränken“, betont sie.

Genügend Alternativen

Ganz ähnlich sieht es bei Lidl aus. „Wir sind bestürzt über das Geschehen in der Ukraine und verfolgen die weiteren Entwicklungen sehr aufmerksam“, sagt Unternehmenssprecherin Isabel Lehmann. Die Warenversorgung in den Filialen sei grundsätzlich sichergestellt. Lediglich bei einzelnen Produkten könne es zu Lieferverzögerungen kommen. Es stünden aber immer genügend Alternativen zur Verfügung. „Unabhängig von der aktuellen Situation geben wir unsere Waren wie bisher nur in haushaltsüblichen Mengen ab“, erklärt auch sie. Mit den Lieferanten und Logistik-Dienstleistern stehe man in enger Abstimmung.

Von Rewe sowie vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels gingen am Donnerstag bis Redaktionsschluss keine Stellungnahmen ein.

INFOKASTENTITEL
Als viele Menschen zu Beginn der Corona-Pandemie begannen, in großen Mengen Toilettenpapier zu horten, haben Psychologen und Ökonomen der Universitäten Münster und St. Gallen sowie vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig mehr als 1000 Erwachsene über die sozialen Medien kontaktiert und untersucht, wie Klopapier-Kauf und Persönlichkeitszüge zusammenhängen. Eine große Rolle spielte dabei scheinbar das eigene Angstempfinden. Wer sich von dem Virus besonders bedroht fühlte, neigte demnach eher zu Hamsterkäufen. Dieses Verhalten war unabhängig von Einkommen und der Entfernung zum nächsten Supermarkt. Aber auch Charakterzüge wie Perfektionismus und Gewissenhaftigkeit können den Drang zur Vorratshaltung bestärken. Wer akribisch plant und vorausschauend handelt, tendiert offenbar in Zeiten der Ungewissheit dazu, übertriebene Vorsorge zu treffen. Wer hamstert, handelt demnach weder rational, noch bewusst egoistisch. Quelle: www.sueddeutsche.de

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