Absolut auf Augenhöhe
Das, was sich die Coburger vorgenommen hatten, konnten sie schon in der ersten Halbzeit hervorragend umsetzen. Beweglich und körperlich präsent in der Defensive, selbstbewusst und mit schönen Kombinationen im Angriff hielten sie das Spiel gegen den hohen Favoriten absolut offen. 8:8 stand es nach 16 Minuten. Mit einem 4:0-Lauf zogen die Löwen auf 12:8 davon. Aber mit einem sich nun steigernden Torhüter Jan Kulhanek im Rücken und viel Kampfgeist kam der HSC wieder heran. Vier Minuten vor der Pause und nach vier Treffern in Folge durch Jakob Knauer, Tobias Varvne (2) und Milos Grozdanic hieß es 12:12.
Kuriose Situation in Minute 28: Die Rhein-Neckar Löwen standen während einer Zeitstrafe mit einem Spieler zu viel auf der Platte, Tollbring kassierte zusätzlich zwei Minuten. Coburg nutzte dies zum 13:13 durch Pontus Zetterman, vergab danach sogar die Chance, mit einer Führung in die Kabine zu gehen. Niclas Kirkelokke machte es besser und traf zum 13:14-Halbzeitstand.
Der überraschend enge Spielverlauf veranlasste RNL-Coach Schwalb, nun doch Andy Schmid und den angeschlagenen Jannik Kohlbacher (Rückenprobleme) zu bringen, die er zunächst geschont hatte. Nach einer Parade des HSC-Torwarts gelang Andreas Schröder das 14:14. Nun nahm die Partie Fahrt auf. Die beiden Torhüter rückten in den Blickpunkt. Andreas Palicka entschärfte zwei Riesenchancen des HSC, Kulhanek stand seinem Gegenüber aber in nichts nach. Am Ende hatte Palicka 15 Paraden zu verzeichnen und Kulhanek elf.
Pech beim Abschluss
Dennoch lagen die weiterhin furchtlos auftretenden Coburger nach 41 Minuten mit 18:21 hinten, weil sie gleich drei Mal an Pfosten und Latte scheiterten. Einfach Pech! Der Kampfgeist des HSC war unbändig. Nach zwei tollen Toren von Jakob Knauer hieß es 21:22 und die Sensation lag plötzlich im Bereich des Möglichen. Schwalb nahm eine Auszeit und forderte seine Spieler höflich auf, doch „endlich die Tore reinzumachen“.
Coburg blieb bis zum 22:23 dran, dann konnten Tollbring und Nilsson auf 22:25 stellen. Aber auch jetzt gab der HSC nicht auf, sodass das Spiel auf Augenhöhe weiterging. Nach Kohlbachers 23:27 zehn Minuten vor Ende schien es, dass die Hausherren langsam, aber sicher ihrem großen Kampf Tribut zollen müssten. Die Löwen bissen nun gnadenlos zu und ruckzuck stand es 23:29. Doch Pustekuchen – der HSC gab sich noch lange nicht geschlagen. Pouya, Grozdanic und zwei Mal Schröder verkürzten auf 27:29 (57.).
Der Favorit wackelte gewaltig. Nun parierte Kulhanek gegen Lagergren, aber im Gegenzug auch Palicka gegen Knauer. Das folgende Gegenstoßtor von Patrick Groetzki zum 27:30 rund 70 Sekunden vor der Schlusssirene sorgte schließlich für die Entscheidung zugunsten der unterm Strich enttäuschenden Löwen, die am Ende froh sein durften, dass sie die Partie nach Hause schaukeln konnten.
Kulhanek in Topform
Für den HSC 2000 hingegen ist die gezeigte Leistung ein echter Mutmacher für die kommenden Wochen. Eines zeigte sich am Sonntag deutlich: Die Coburger Handballer haben sich im Abstiegskampf keinesfalls aufgegeben. „Wir werden weiterhin Gas geben und sehen dann am Ende, was rauskommt“, versprach Torhüter Jan Kulhanek, der großen Anteil daran hatte, dass die sehenswerte Begegnung bis zum Schluss offen blieb.
Statistik
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (11 Paraden), Paul Dreyer (n.e.) – Pouya Norouzi Nezhad (3), Felix Sproß (n.e.), Drasko Nenadic (n.e.), Florian Billek (1), Dino Mustafic (n.e.), Jakob Knauer (3), Pontus Zetterman (3), Tobias Varvne (6), Paul Schikora, Justin Kurch, Stepan Zeman (3), Milos Grozdanic (6; 2 7-Meter/2 Versuche), Andreas Schröder (3), Christoph Neuhold (n.e.). – Trainer: Alois Mraz.
Rhein-Neckar Löwen: Andreas Palicka 15), David Späth (n.e.), Nikolas Katsigiannis (n.e.) – Andy Schmid (1), Kaspar Veigel, Niclas Kirkelokke (3), Romain Lagarde, Mait Patrail (1), Jerry Tollbring (8), Philipp Ahouansu, Albin Lagergren (2), Patrick Groetzki (5), Ymir Örn Gislason, Jesper Nielsen, Lukas Nilsson (6), Jannik Kohlbacher (5). – Trainer: Martin Schwalb.
SR: Julian Fedtke (Berlin)/Nils Wienrich (Berlin).
Zeitstrafen: 3 (Varvne, Zeman 2) – 4 (Patrail 2, Tollbring, Nilsson). – Siebenmeter: 2/2 – 0/1.
Spielfilm: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2 (4.), 2:3, 3:3, (6.), 4:3, 4:4, 5:4 (9.), 5:5, 5:6, 6:6, 6:7 (13.), 6:8, 7:8 (15.), 8:8, 8:9(18.), 8:10, Auszeit HSC 2000 Coburg; 8:11, 8:12 (21.), 9:12, 10:12 (24.); Auszeit Rhein-Neckar Löwen; 11:12, 12:12 (26.), 12:13, 13:13 (28.), 13:14 (30.); Halbzeit; 14:14, 14:15, 15:15 (33.), 15:16, 16:16 (35.), 17:16 (36.), 17:19 (39.), 17:20 (40.), 18:20, 18:21 (41.), 19:21, 20:21, 20:22 (44.), 21:22; Auszeit RNL; 21:23, 22:23 (46.), 22:25, 23:25, 23:26 (49.), 23:29 (53.); Auszeit HSC 2000 Coburg; 24:29, 25:29 (55.), 26:29 (57), 27:29; Auszeit RNL; 27:30 (59.); Auszeit HSC; 27:31, 28:30, 28:31 (Spielende).