Handball HSC-Boot gerät in Seenot

Kein Durchkommen: HSC-Spieler Pontus Zetterman bleibt in der Ludwigshafener Abwehr hängen Foto: Iris Bilek

Die Lage verschärft sich für die Coburger Handballer. Der Abstand zum rettenden Ufer in der 1. Bundesliga wird immer größer. Am Sonntag kommen die Rhein-Neckar Löwen.

 
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Coburg - Das oberfränkische Handball-Flaggschiff hat Schlagseite. Nach der Niederlage in Ludwigshafen und den Punktgewinnen der Mitkonkurrenten ist das Boot des HSC 2000 Coburg im Abstiegskampf der 1. Bundesliga noch mehr ins Schlingern geraten. Das Kentern scheint vorprogrammiert. Bei noch 14 ausstehenden Spieltagen beträgt der Abstand zum sicheren Hafen mittlerweile schon sieben Punkte. Die Hoffnungen, dass die „Leichtmatrosen“ aus der Vestestadt das rettende Ufer vielleicht doch noch erreichen, schwinden zusehends. Um das Schiff wieder auf Kurs Klassenerhalt zu bringen, wäre schon eine kleine Erfolgsserie nötig. Dass diese ausgerechnet am Sonntag (16 Uhr/live bei Sky) im Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen startet, ist aber mehr als unwahrscheinlich.

Probleme in der Offensive

HSC-Steuermann Alois Mraz kämpft weiter mit den Unbilden der rauen Bundesliga-See. Auch nach 24 Runden hat seine Crew noch nicht zu der Konstanz gefunden, die notwendig ist, um letztendlich in ruhiges Fahrwasser zu gelangen. Es gibt mehrere Punkte, die ihn seit längerem beschäftigen. „Einer davon ist sicherlich auch der Kopf“, sagt der 42-Jährige. „Wir brauchen mehr Lockerheit. Sie ist nötig, um unsere individuellen Stärken besser zur Geltung bringen zu können.“ Die Ursachen für die weiterhin stark schwankenden Leistungen von Spieltag zu Spieltag sind vor allem im handballerischen Bereich zu suchen. „In Ludwigshafen haben wir zu wenig aus unserer guten Abwehrarbeit gemacht, weil das Umschaltspiel anfangs nicht funktioniert hat.“ In der zweiten Halbzeit sei es dann zwar besser geworden, unterm Strich seien die 19 Tore aber nicht genug gewesen, um zu bestehen. Sein Team habe neun klare Chancen vergeben, das seien eindeutig zu viele.

„Mit Tempo und Überzeugung“

Trotz der 19:22-Niederlage nimmt Mraz positive Dinge mit aus dem Kellerduell. Vor allem das Comeback von Jakob Knauer nach seiner langen Verletzungspause sei sensationell gewesen. „Er hat uns ein Signal gegeben, dass er sich sicher fühlt, und deshalb mehr gespielt als eigentlich geplant war“, sagt der Mann auf der Coburger Kommandobrücke über den dreifachen Torschützen. Zufrieden sei er auch mit Torhüter Jan Kulhanek und der Abwehr gewesen. Im Training unter der Woche rückte deshalb die Offensive und vor allem das Umschaltspiel in den Fokus. „Alle sechs Spieler müssen mit Tempo und Überzeugung nach vorne gehen. Wir brauchen zudem mehr Absprache im Angriff, nur so können wir effektiver werden“, fordert Mraz.

Suche nach Konstanz

Auch die Rhein-Neckar Löwen sind aktuell auf der Suche nach Konstanz. Zuletzt zogen die Handballer von Trainer Martin Schwalb in Wetzlar überraschend mit 32:34 den Kürzeren. Um das erklärte Ziel, Platz drei hinter Flensburg und Kiel, nicht in Gefahr zu bringen, sind Siege vor allem gegen Abstiegskandidaten Pflicht. „Das ist ein sehr starker Gegner“, meint Alois Mraz. „Die Löwen sind mit Topleuten besetzt, waren aber zuletzt nicht so stabil in ihren Auftritten. Hier müssen wir unsere Chance suchen und eine eventuelle Verunsicherung ausnützen.“ Zwar sei die Favoritenrolle ganz klar bei den Gästen, eine Außenseiterchance gebe es aber immer. „Als wir nach Melsungen gefahren sind, hat auch niemand damit gerechnet, dass wir gewinnen“, erinnert sich der HSC-Steuermann.

Uwe Gensheimer operiert

Allerdings steht sehr viel Qualität im Kader von Martin Schwalb und seinem Sportlichen Leiter Oliver Roggisch. Darunter befinden sich klangvolle Namen wie Jannik Kohlbacher, Patrick Groetzki, Andy Schmid, Jesper Nielsen, Lukas Nilsson oder Uwe Gensheimer. Letzterer wird allerdings nicht mit dabei sein in Coburg. Der deutsche Nationalspieler musste sich einer Meniskus-Operation unterziehen und fällt einige Wochen aus. Auch Torwart Mikael Appelgren und Abwehrchef Ilija Abutovic werden fehlen. Der European-League-Viertelfinalist – am 13. und 20. April geht es gegen Medwedi Tschechow aus Russland – dürfte die Ausfälle aber problemlos kompensieren können.

Fragezeichen beim HSC

Alois Mraz ist sich indessen bewusst, dass die Gesamtsituation für das HSC-Schiff nicht gerade rosig ist. Von Seenot will er persönlich aber (noch) nichts wissen. „Seit dem vergangenen Wochenende ist es nicht leichter geworden und mit der Niederlage bei den Eulen haben wir den Anschluss verloren. Solange wir aber rechnerisch noch die Chance haben, glaube ich an den Klassenerhalt“, gibt er sich kämpferisch. „Wir müssen endlich konstanter werden, das ist eine große Aufgabe.“

Mraz plagen personelle Sorgen vor dem Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen. Torhüter Konstantin Poltrum, der an einer Hüftverletzung laboriert, und Dominic Kelm (Leistenproblem) stehen definitiv nicht zur Verfügung. Fragezeichen stehen außerdem hinter den angeschlagenen Christoph Neuhold (Oberschenkel), Drasko Nenadic (Leiste) und Pontus Zetterman (Rücken).

Aufgebot

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Paul Dreyer – Pouya Norouzinezhad, Felix Sproß, Drasko Nenadic (?), Florian Billek, Dino Mustafic, Jakob Knauer, Pontus Zetterman (?), Tobias Varvne, Paul Schikora, Justin Kurch, Stepan Zeman, Milos Grozdanic, Andreas Schröder, Christoph Neuhold (?), Jakob Kassing, Felix Det-tenthaler, Max Preller. – Es fehlen: Konstantin Poltrum, Dominic Kelm, Fabian Apfel.

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