Handwerk boomt 40 Jahre Schreiner-Meisterschule in Ebern

Günther Geiling
Geschmückt von herbstlichen Farben liegt das neue Schülerwohnheim in Ebern, das 20 Zimmer und ansprechende Aufenthaltsräume bietet und gerade von auswärtigen Meisterschülern gerne bewohnt wird. Foto: /Geiling

Die Eberner Schreiner-Meisterschule blickt auf 40 erfolgreiche Jahre zurück. Doch auch die Gegenwart kann sich sehen lassen: Alle 19 Absolventen im Kurs 72 haben bestanden.

 
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Ebern - 40 Jahre Schreiner-Meisterschule sind eine Erfolgsgeschichte: In dieser Zeit absolvierten rund 2500 Schüler in Ebern ihre Meisterprüfung im Schreiner-Handwerk. „Damit haben wir einen großartigen Beitrag für die regionalen Schreiner, aber auch weit darüber hinaus, geleistet“, befand der Verbandsvorsitzende des „Zweckverbandes Meisterschule Ebern für das Schreinerhandwerk“, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, bei der jüngsten Verbandsversammlung am Montag in Ebern: „Wir haben mit dieser Ausbildung so manche Existenz gesichert und auch mitgeholfen, dass das Schreinerhandwerk blüht und gedeiht.“ Dotzel erinnerte daran, dass mit Beschluss des Bezirkstages von Unterfranken vom 29. Januar 1981 die Gründung eines Zweckverbandes erfolgte. Die konstituierende Verbandsversammlung fand im Dezember 1981 unter Leitung des damaligen Regierungspräsidenten Philipp Meyer statt. Im Jahre 1998 war dieser Zweckverband dann wieder aufgelöst und gleichzeitig neu gegründet worden. Wesentliche Änderungen waren, dass nun der Landkreis Haßberge und die Stadt Ebern in den Zweckverband aufgenommen wurden, die bis dahin nur vertraglich eingebunden waren.

Die langjährige Bezirksrätin Karin Renner bezeichnete die Gründung der Schreiner-Meisterschule als eine gute Entscheidung, zu welcher vor allem auch der damalige Finanzstaatssekretär Dr. Albert Meyer und MdB Eduard Lintner beigetragen hätten. Es sei nämlich eine sinnvolle Nachnutzung für die ehemalige Landwirtschaftsschule gewesen. Die Meisterschule in Ebern habe heute einen guten Ruf. Der Präsident des „Fachverbandes Schreinerhandwerk in Bayern“, Konrad Steininger, ging auf die Neugründung des Zweckverbandes im Jahre 1998 ein und wies darauf hin, dass damals gleichzeitig der Bundesverband des holz- und kunststoffverarbeitenden Handwerks austrat. Dafür sei aber der Fachverband Bayern eingetreten, welcher der Meisterschule Ebern als einziger einen Zuschuss gewähre.

Schulleiter Dr. Oliver Dünisch gab seiner Freude Ausdruck, dass seit Schuljahresbeginn nun für alle Kurse wieder Präsenzunterricht stattfinde und seit Oktober auch die Maskenpflicht im Unterricht aufgehoben sei. Zuvor sei doch der Schulalltag sehr zerrissen gewesen mit Wechselunterricht online oder in Präsenz. Da die Schüler volljährig seien, habe man auch eine hohe Impfquote von über 85 Prozent. Im Blick zurück hob Dünisch hervor, dass zum Abschluss des Meisterkurses 72 alle 19 Absolventen die Meisterprüfung bestanden haben und fünf von ihnen sogar Preisträger des Meisterpreises der bayerischen Staatsregierung wurden. Unter den Absolventen sei auch eine „Meisterschülerin“ gewesen und man hoffe, dass sich dieser Trend fortsetze.

Auch die aktuellen Kurse 73, 74 und 75 seien mit neun Meisterschülerinnen und 50 Meisterschülern gut belegt. 45 von 59 Meisterschüler kämen aus Bayern, wobei diesmal Oberfranken mit 14 ein Übergewicht gegenüber Unterfranken mit 11 Schülern habe. In Ebern gebe es aber auch Schüler aus Thüringen (4), Rheinland-Pfalz (3), Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg (je 2), Berlin, Niedersachsen und Sachsen (je 1). Die Meisterschule in Ebern ist derzeit in Unterfranken die einzige Einrichtung für die Meisterausbildung im Schreinerhandwerk.

Der Schulleiter stellte das offene Schulkonzept und das soziale Schulleben vor und zeigte sich sehr zufrieden damit, dass die digitale Infrastruktur mit Verlegung der Glasfaserkabel und Internetsituation bis zum Jahresende abgeschlossen werden kann. Für die Öffentlichkeitsarbeit biete man einen virtuellen 3D-Rundgang an. Dieser sei wichtig für interessierte Schüler von außerhalb. Mit Fachlehrer Willi Brokbals habe man kürzlich „den letzten von den ersten Lehrern“ nach 37 Jahren in den Ruhestand verabschiedet (die Neue Presse berichtete). Als Nachfolger begrüßte er Johannes Müller.

Das neu gebaute Wohnheim sei für die Schüler ganz wichtig, so Dünisch: „Wir haben höhere Anfragen als wir Zimmer anbieten können.“ Das liege daran, dass es sehr preiswert und komfortabel sei. „Dazu kommt für die Schüler ein sozialer Aspekt, wenn man abends oder in der Freizeit mit den anderen 19 oder 20 Mitschülern in Kontakt kommen kann.“ Nur etwa ein bis zwei von den erfolgreichen Meisterprüflingen pro Kurs schlagen laut Schulleiter den weiteren Weg zum Hochschulstudium ein.

Der Obermeister der Schreinerinnung Haßberge, Klaus Döllner, bezeichnete den Schreiner als einen der attraktivsten Berufe. Man sei derzeit mehr als ausgebucht. Dabei wies er aber auf aktuelle Material- und Holzprobleme hin, außerdem seien die Bürokratie und Dokumentation teilweise „überbordend“.

„Das Handwerk hat nach wie vor goldenen Boden“, betonte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel zum Abschluss und lenkte dabei den Blick in das Ahrtal, wo über 30 Milliarden Euro investiert werden sollen. Niemand wisse dabei aber, wer das machen solle. „Wir brauchen gute Handwerker“, so Dotzel: „Sie sind die Grundlage für unser gutes Leben.“

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