Am Ausbildungsmarkt habe man derzeit aber eine Besetzungsquote von nur 78 Prozent und damit seien rund 25 Prozent der Ausbildungsstellen nicht besetzt. Auch im Landkreis Haßberge hätten die Ausbildungsstellen von 283 im Jahre 2011 auf nunmehr 209 im Jahr 2021 um mehr als 25 Prozent abgenommen.
Jürgen Bode wies schon auf die „Demografie-Falle“ hin, bei der man ab 2025 einen Jahrgang weniger habe und sich auf diese Situation einstellen müsse. Die IHK gehe mit Ausbildungs-Scouts in die Schulen, um über die veränderte Arbeitswelt und die Berufe zu informieren. Man dürfe aber auch ausländische Fachkräfte nicht aus den Augen verlieren, die aus dem Westbalkan und aus der Türkei kommen und derzeit auch aus China, zum Beispiel im Gastronomiebereich.
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Dieter Sauer (Sozialamt) und Werner Mahr (Jobcenter) berichteten dann über die Aufnahme und Integration der Vertriebenen aus der Ukraine. Seit Februar habe man eine sehr große Anzahl von Menschen aufnehmen müssen. „Dies war eine große Herausforderung, weil wir nicht darauf eingestellt waren. Inzwischen sind rund 650 Menschen aus diesem Gebiet bei uns und wir stehen dabei vor einer ständigen Fluktuation“, betonte Dieter Sauer. Viele gingen weiter zu Verwandten oder Bekannten oder kehrten auch in ihre Heimat zurück. Vordringlich sei die Bereitstellung von Unterkünften gewesen und hierfür habe man 479 Plätze angeboten. Die Aufnahmebereitschaft aus der Bevölkerung sei groß und die Notplätze wie in der Frauengrundhalle in Ebern seien aber nie voll ausgenützt worden. Aktuell habe der Zustrom nachgelassen und es kämen nur noch vereinzelt Personen aus der Ukraine zu uns.
Werner Mahr teilte mit, dass 169 Anträge auf Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II gestellt wurden und über 92 Anträge schon entschieden wurden. Eine nahtlose Leistungsgewährung sei aber sichergestellt. Es seien bereits 189 erwerbsfähige Ukrainer im Fachverfahren erfasst worden und man habe auch einen „Integrations- und Sprachkurs“ mit 65 Plätzen eingerichtet, wobei man insgesamt mit einem Bedarf von 400 Plätzen rechne. Manche pendelten auch zu solchen Kursen nach Schweinfurt oder Bamberg aus und das sei wichtig, denn nur mit einem solchen Kurs hätten sie eine Chance auf dem Arbeitsmarkt.
Mahr berichtete in diesem Zusammenhang von einige positiven Beispielen vom Übergang von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt. „Ein Ukrainer, der in der Schule Deutsch lernte, wurde schon zum 1. Juni von der Post als Zusteller eingestellt. Ein weiterer Ukrainer habe in Bamberg eine Arbeit als Kfz-Mechaniker (es war sein erlernter Beruf) in Teilzeit aufgenommen und besuche dort zusätzlich in Teilzeit einen Integrationskurs. Zwei Lehrerinnen unterstützen als Förderlehrer den Schulunterricht an Grundschulen im Landkreis.“