Handwerkskammer für Oberfranken Genussmensch mit „Stallgeruch“

Roland Töpfer
Reinhard Bauer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken, zeigt ein Poster, auf dem die Bayreuther Orthopädieschumachermeisterin Hannah Knott abgebildet ist. Mit ihrem Gesicht wirbt das oberfränkische Handwerk um Nachwuchs. Foto: /Roland Töpfer

Der 59-jährige Pegnitzer arbeitet seit fast 30 Jahren für die Handwerkskammer und kennt die Strukturen, die handelnden Personen und die Probleme.

 
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Bayreuth - Er hat lange überlegt, dann hat er sich doch beworben. Nun ist Reinhard Bauer Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken. Einen Tag vor Ende der Frist hat er seine Bewerbung abgegeben – und sich dann gegen über 70 Mitkonkurrenten durchgesetzt. Warum erst auf den letzten Drücker? „Das muss reifen“, erzählt er. „Das war nichts Spontanes.“

Bauer glaubt, dass es vielleicht sogar Andere gab, die formal besser qualifiziert waren. Aber: „Das Wichtige war der Stallgeruch, dass ich aus der Organisation komme.“ Der 59-Jährige arbeitet seit fast 30 Jahren für die Handwerkskammer und kennt die Strukturen, die handelnden Personen, die Probleme. Und Probleme gab es zuletzt genug. Der Millionenskandal um Veruntreuungen bei der Steuerberatungstochter GTO hat die vormalige HWK-Spitze hinweggefegt. Bauer war zu dieser Zeit noch Geschäftsstellenleiter der Kreishandwerkerschaften Bayreuth und Kulmbach. Und, wie er sagt, „nah genug dran, aber auch weit genug weg“.

Zahlreiche Klagen auf Schadenersatz wurden eingereicht. Die Verfahren gegen den früheren Präsidenten, Hauptgeschäftsführer und weitere leitende Mitarbeiter laufen. Bauer spricht von einer „ungewöhnlich langen Dauer“. Die Erwartungshaltung in der Handwerkerschaft sei groß. Doch so wie die Gerichte entscheiden werden, müsse man das akzeptieren. Fragen müsse man sich, warum die millionenschweren Veruntreuungen niemand aufgefallen sind. Wenn die Verfahren auf den Instanzenweg gingen, könne sich das noch Jahre hinziehen.

Ein Dauerproblem der Handwerker bleibt der Nachwuchs. Zwar nehmen die Lehrlingszahlen aktuell wieder etwas zu, doch dies auf Basis des schwachen Vorjahres, als es in Oberfranken ein Minus von fast neun Prozent gab. Lieber Studium als Berufsausbildung, sagen viele, obwohl ein Bachelor-Abschluss keine Garantie für einen guten Job ist. Auch wollen die Kinder oft den elterlichen Handwerksbetrieb nicht übernehmen. Dabei hätten viele Unternehmen hervorragende Chancen, „auch von der Ertragslage her“, sagt Bauer. Die Geschäfte der oberfränkischen Betriebe laufen meistens gut, eine überwiegende Zahl sei sehr zufrieden. Das Handwerk habe großes Potenzial für junge Menschen, die mit Meisterprüfung und betriebswirtschaftlicher Ausbildung zum Unternehmer werden können. Gerade auch für kleine, flexible Betriebe sei „ein unglaublicher Markt da“.

Bauer kennt die Region und die oberfränkische Wirtschaft. Er ist ein bodenständiger Pegnitzer, verheiratet, zwei Kinder. In Pegnitz wurde er geboren, in Pegnitz lebt er noch heute. Schon immer wollte er in eine Behörde, in die Verwaltung oder Regierung. Nach einem Jurastudium in Bayreuth (1981 bis 1987) merkt er, dass er die erforderliche Staatsnote wohl nicht schafft. Er absolviert ein zweites Studium (BWL an der FH Nürnberg), wird Diplom-Betriebswirt, macht ein Praktikumsseminar bei der HWK. „Danach ist der Kontakt nie abgerissen.“ Bauer wird 1992 betriebswirtschaftlicher Berater der Kammer, leitet die Rechtsabteilung und später die Kreishandwerkerschaften Bayreuth und Kulmbach. Etwas Handwerkerblut sei ihm schon auch in die Wiege gelegt worden, erzählt er. Seine Großväter seien Schreiner und Schmied gewesen.

Viel fürs Leben gelernt hat der HWK-Chef beim Sport. 25 Jahre hat er Handball gespielt, zu besten Zeiten in der Bayernliga. „Da lernst du alles: Verausgaben, unterordnen, zurückstecken.“ Handball geht nicht mehr, wegen der künstliche Hüfte. Er selbst bezeichnet sich als lebensfroh und unternehmungslustig. Er reist gerne nach Italien oder ins Baltikum. Und: „Ich möcht‘ mal nach Hawaii.“

Ach ja, in der Küche steht Bauer auch oft. „Ich bin ein Genussmensch, ich koche gern.“ Braten, Klöße, Fisch – eigentlich fast alles. Und seine Frau, die kocht dann mit? „Zu zweit eher nicht, das ist zu konfliktbehaftet.“

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