Haßberg-Kliniken Hilfe bei Übergriffen

Helmut Will
So wie auf diesem nachgestellten Foto saß Tanja Kiesinger-Meyer (rechts) ihrer Kollegin Katja Kaspar (links) gegenüber, um mit ihr über sie belastende Probleme zu sprechen. Foto: /Helmut Will

Die Eberner Krankenschwester Katja Kaspar ist als Deeskalationstrainerin ausgebildet. Sie bietet ihrenKollegen Kurse an, damit diese sich im Fall der Fälle richtig verhalten können.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ebern/Haßfurt - Probleme die belasten, die an die Psyche gehen, gibt es in vielen Berufen. Dann ist es hilfreich, wenn sich Personen an jemanden wenden und sich austauschen können, auf Verständnis stoßen, Ratschläge und Hilfsangebote zur Bewältigung ihrer Probleme erhalten. Bedienstete im Gesundheitswesen, wie zum Beispiel auch in Kliniken, sehen sich häufig mit unterschiedlichsten Klientel und Problemen konfrontiert.

Die Haßberg-Kliniken, mit ihren Häusern in Haßfurt und Ebern, haben mit der examinierten Krankenschwester Katja Kaspar eine Mitarbeiterin in ihren Reihen, die als Deeskalationstrainerin für Gewaltvermeidung und Selbstverteidigung ansprechbar ist. Für ihre Arbeit ist sie an drei Tagen im Monat freigestellt.

Sie stellt von vorneherein klar, dass sie keine Psychologin oder Therapeutin ist, ihre Arbeit als Hilfestellung und Ergänzung gedacht ist. „Ich bin Krankenschwester und arbeite im Haus Ebern auf der Chirurgie 1“, sagt die Mutter von zwei Kindern. Sie hat im September 2018 eine einjährige Weiterbildung zur Deeskalationstrainerin für Gewaltvermeidung und Selbstverteidigung nach Absprache mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Stephan Kolck, absolviert. „Nun kann ich Schulungen zum genannten Thema anbieten. Meine Kurse sind für Pflege-, ärztliches Personal und allen Fachbereichen in unseren Kliniken ausgelegt“, sagt Katja Kaspar.

Als Schwerpunkt ihrer Sonderaufgabe sieht sie es zu vermitteln, wie Gewalt vermieden oder wie man sich bei übergriffigen Verhalten zur Wehr setzen kann. „Die Hemmschwelle für Gewalt ist in den letzten Jahren ziemlich gesunken, was leider auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Haßberg-Kliniken miterleben müssen. Um dem entgegen zu wirken, möchte ich Mitarbeitern Werkzeuge und Hilfe zur Selbsthilfe bieten“, so Katja Kaspar. Sie habe die Möglichkeit, von Übergriffen oder anderen Belastungen betroffenen Mitarbeitern flexibel und schnell helfen zu können und sie freue sich, dass die Haßberg-Kliniken auf diesem Gebiet eine echte Vorreiterrolle einnehmen, sagt die 42-Jährige.

Auch von der neuen Chefin der Haßberg-Kliniken, Dr. Vera Antonia Büchner, wird Katja Kaspar bei ihrer Arbeit unterstützt. „Diese Aufgabe ist uns sehr wichtig. Viele Probleme in diesem Bereich können durch das Erlernen von Handlungsmustern schon im Vorfeld entschärft werden“, sagt die Vorstandsvorsitzende. Katja Kaspar engagiert sich auch bei der einzig bundesweiten Opferhilfsorganisation des Weissen Ring, was sie als wertvolle Ergänzung zu ihren dienstlichen Tätigkeiten an den Haßberg-Kliniken sieht. Ihre sportliche Freizeitaktivität, sie gehört der Kampfsportschule Rögner in Ebern an, befähigt sie, in ihren Kursen auch angepasste Selbstverteidigung anzubieten, was den Teilnehmern in gewissen Situationen Handlungssicherheit bringt.

Tanja Kiesinger-Meyer ist im Haus Ebern der Haßberg-Kliniken Stationsleitung auf der Inneren und hat die Hilfe von Katja Kaspar gesucht. „In unserem Berufsalltag erleben wir manches, was nicht so nach außen bekannt wird“, sagt die 47-Jährige, die seit vielen Jahren Krankenschwester ist und seit einigen Jahren eine Stationsleitung inne hat. „Als ich von der Arbeit meiner Kollegin Katja hörte, war ich am Anfang etwas skeptisch“, gesteht die Stationsleiterin. Aber sie habe schnell gemerkt, dass es gut tat, mit ihr über Probleme sprechen zu können. Von ihr kämen Vorschläge, wie man mit solchen Situationen umgehen kann. „Katja beleuchtet alles in verschiedenen Richtungen, gibt Präventionsvorschläge für mögliche Übergriffe und Situationen unseres Berufsalltages, das finde ich gut und sehr wichtig“, sagt Tanja Kiesinger-Meyer. Die Kollegin sei auch bei Fallbesprechungen mit Ärzten und weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dabei und bringe hier ihre Erfahrung und Wissen ein. Bisher würde Katja Kaspar von sich aus auf Kolleginnen und Kollegen zu gehen und ihre Unterstützung anbieten. „Auch das Deeskalationstraining mit dem Angebot der Selbstverteidigung finde ich gut, ich jedenfalls bin von ihrer Arbeit überzeugt, auch weil sie alles, wie ich es erlebt habe, überzeugend rüber bringt und ich stehe deshalb hinter ihrer Tätigkeit“, so Tanja Kiesinger-Meyer.

Katja Kaspar ruft ihre Kolleginnen und Kollegen, die Übergriffe, Gewalt oder andere belastende Ereignisse im Dienst erleben, auf, sich zeitnah vertrauensvoll an sie zu wenden. „Wir werden gemeinsam nach Wegen der Verbesserung suchen“, sagt sie. Ihre Kurse, die sie anbietet, beinhalten das breite Spektrum aller notwendigen Handlungsfelder, um sich bei Übergriffen zu schützen und im Umgang mit Patienten oder anderen Personen im beruflichen Alltag gewappnet zu sein oder Erlebtes besser aufarbeiten zu können. Sie bereitet in ihren Kursangeboten die Teilnehmer auch darauf vor, was im Fall von Straftaten gegen sie als Opfer oder Zeugen zukommen kann.

Bilder