„Ich habe das sicher schon gut 300 Mal gemacht und es gab noch nie Komplikationen“, berichtet er und schmunzelt. „Für mich ist eine Beckenendlage nicht komplizierter als eine Schädellage.“ In seiner Heimat Syrien – wo er an einem Krankenhaus mit 9000 Geburten im Jahr gearbeitet hatte – hat er sich in einer Fortbildung die Technik für eine Spontangeburt aus der Beckenendlage angeeignet und seitdem regelmäßig angewendet.
„Wenn man es gelernt hat, ist das überhaupt kein Problem“, findet er. Eine Mischung aus vorsichtigen Drehungen und Zugbewegungen hilft dem Säugling, auch mit dem Steiß und den Beinen voraus sicher auf die Welt zu kommen. Einzige Voraussetzung: Bei der werdenden Mama wird die PDA-Spritze gesetzt, damit sie nicht verkrampft. Bei seiner Haßfurter Premiere war es dabei gewiss kein Nachteil, dass der kleine Bruno eigentlich schon ein richtig großer war. 4300 Gramm brachte er als Neugeborener auf die Waage und erleichterte es dem Chefarzt durch sein Gewicht, die Drehungen richtig anzusetzen.
„Das Kind wird quasi von mir durch den Geburtskanal geführt“, beschreibt der erfahrene Gynäkologe seine Technik, die Birgitta Wohner äußerst faszinierend fand. „Er hat das sehr routiniert und sehr professionell gemacht“, lobt sie ihren Chef. Beckenendlagen werden wohl in der Ausbildung und auch in Fortbildungen besprochen. Aber live erleben dürfen Hebammen eine solche Geburt nur selten. „Es gibt nicht so viele Kliniken, die das machen“, berichtet die langjährige Geburtshelferin.
Die Möglichkeit auch bei einer Beckenendlage ohne Kaiserschnitt zu gebären, passt perfekt ins Spektrum der „Behutsamen Geburtshilfe“, für die die Haßberg-Kliniken seit vielen Jahren stehen. In der familiären Atmosphäre und mit der sehr persönlichen Zuwendung des ebenso erfahrenen wie einfühlsamen Teams aus Hebammen, Pflegekräften und Ärzten können werdenden Müttern mögliche Bedenken leichter genommen werden als in großen Kliniken. „Wir versuchen den angehenden Eltern, die Zeit der Schwangerschaft, die Geburt, aber auch die ersten Tage danach so angenehm wie möglich zu machen“, erklärt Muhammad Nayef.
Ein Ziel, das bei Familie Geuß auf jeden Fall erreicht wurde. Schon das erste Kind brachte die Mama von Bruno in Haßfurt auf die Welt und war sehr zufrieden. Dass auch der kleine Bruder im Kreißsaal der Kreisstadt auf die Welt kommen sollte, war keine Frage. „Ich fühle mich hier einfach wohl“, bringt sie es auf den Punkt. Und Bruno? Der lächelt im Schlaf dazu.