Haßberg-Kliniken Studienfach: Hebamme

Karin Kramer
Geburtshelferinnen wurden bislang an Hebammenschulen ausgebildet, nun ist ein Studium erforderlich. Foto: picture alliance/dpa/Annette Riedl

Die Haßberg-Kliniken begrüßen die ersten beiden Studentinnen der Hebammenkunde auf der Geburtenstation in Haßfurt. Den Studiengang gibt es seit Herbst an der Coburger Hochschule.

 
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Bislang sind Hebammen in Deutschland drei Jahre lang an Hebammenschulen ausgebildet worden. Aufgrund neuer EU-Richtlinien wurde die Ausbildung akademisiert – und zum Wintersemester 2021/22 startete der neue duale Studiengang Hebammenkunde an der Hochschule Coburg in Zusammenarbeit mit den Bamberger Akademien für Gesundheitsberufe. Als eine von nur neun Kliniken in Nordbayern sind die Haßberg-Kliniken als Praxispartner mit dabei und stolz darauf, Teil eines akademischen Studiums zu sein. Mit der Haßfurterin Hanna Müller und Julia Binn aus Freising konnten die ersten beiden Studentinnen zur praktischen Ausbildung auf der Geburtsstation am Haßfurter Krankenhaus begrüßt werden.

„Die Anforderungen an Hebammen sind in den letzten Jahren komplexer geworden. Die Hebamme ist heute stärker gefordert, die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung in ihren beruflichen Alltag zu integrieren“, betonte Prof. Dr. Andreas Helmut Grün, Gründungsdekan der Fakultät Ganzheitliche Gesundheitswissenschaften an der Hochschule Coburg, bei seinem Antrittsbesuch in Haßfurt. Tatsächlich stellt die Verknüpfung von Wissenschaft an der Hochschule und intensiver Praxis in Einrichtungen des Gesundheitssystems die Grundlage des Studiums dar, welches nach sieben Semestern mit einem Bachelor-Abschluss als Hebamme oder Entbindungspfleger endet. Voraussetzung für den Studiengang ist ein (Fach-)Abitur bzw. eine abgeschlossene Ausbildung in der Pflege.

„Wir freuen uns sehr, dass wir im Zuge unseres Kooperationsvertrags mit der Hochschule Coburg erstmals zwei Studierende bei uns ausbilden können“, sagt Klinik-Vorstand Wilfried Neubauer: „Unser Ziel ist es, den beruflichen Nachwuchs in der Geburtshilfe für die Region und die Kliniken sicherzustellen und dem latenten Hebammenmangel eigeninitiativ entgegenzutreten. Der Kreißsaal ist eines unserer Aushängeschilder und wir werden alles daran setzen, dass es so bleibt.“

Die gynäkologische Station am Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken unter Chefarzt Muhammad Nayef genießt einen guten Ruf als familienfreundliche Geburtshilfe, auch über die Landkreisgrenzen hinweg. Sie erhält seit dem Jahr 2019 vom Bayerischen Gesundheitsministerium eine jährliche Sonderförderung für Geburtshilfestationen im ländlichen Gebiet in Höhe von knapp 1 Million und konnte mit 442 Neugeborenen im vergangenen Jahr die Geburtenanzahl von jährlich deutlich über 400 stabilisieren.

Nach Beginn ihres Studiums mit einem theoretischen Block am Schulstandort Bamberg im Oktober 2021 konnten die zwei angehenden Hebammen nun endlich ihre erste zehnwöchige Praxisphase auf der Geburtsstation am Krankenhaus Haßfurt beginnen. Sie wurden herzlich begrüßt von der Leitenden Hebamme Birgitta Wohner sowie den Praxisanleiterinnen Manuela Pöschl-Handwerker und Nicole Braunreuther, die sich gezielt um die praktische Ausbildung im Kreißsaal und auf der Geburtsstation kümmern.

Die Studentinnen werden, wie alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch, im Schichtsystem eingesetzt und durften auch schon gleich bei den ersten Geburten mit dabei sein. „Mein Kindheitstraum ist wahr geworden“, schwärmt die 18-jährige Hanna Müller aus Augsfeld, die direkt nach dem Abitur am Regiomontanus-Gymnasium diesen neuen Studiengang eingeschlagen hat. „Schon als junges Mädchen konnte ich gut mit Babys umgehen. Durch spätere Praktika in den Haßberg-Kliniken und im Leopodina Krankenhaus in Schweinfurt hat sich der Wunsch, dies zum Beruf zu machen, noch verstärkt.“ Sie findet diesen besonderen Beruf sehr abwechslungsreich und fordernd.

Dem kann sich die 24-jährige Julia Binn nur anschließen. Sie selbst wurde durch eine Bekannte, die Hebamme ist, auf diesen Beruf aufmerksam. „Ich fand es immer total spannend, was meine Freundin aus ihrem Alltag erzählt hat und so habe ich mich während meines Sozialpädagogen-Studiums zu einem Studiengang-Wechsel entschieden“, erzählt sie. Die angehende Hebamme ist dafür von Freising nach Bamberg gezogen, was sie nicht bereut.

Es scheint eine Win-Win-Situation für beide Seiten zu sein. Die leitende Hebamme Birgitta Wohner ist voll des Lobes angesichts der raschen Eingewöhnung der beiden Hebammen-Studentinnen: „Sie haben beide ein offenes Wesen und gleichzeitig den vollen Respekt vor den Gebärenden und Müttern sowie dem Geburtsvorgang an sich. Sie passen wunderbar in unser Team und wir sind froh, dass sie da sind.“

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