Haßberge Auch das Tierheim hat einen Wunschzettel

Das Tierheim in Zell kämpft mit steigenden Kosten und sinkenden Spenden. Nun hofft man auf die Kommunen – und vielleicht doch noch das ein oder andere Weihnachtsgeschenk.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wer hat ein Herz für diese treuen Seelen? Das Tierheim braucht Unterstützung. Foto: Britta Merkel

Tierarztkosten? Durch die neue Gebührenordnung gut und gern doppelt so hoch. Energiekosten? Schon seit dem Ukrainekrieg nahezu kaum noch zu bezahlen. Personalkosten? Durch Anpassung der Mindestlöhne enorm gestiegen. Futterkosten? Wer selbst ein Tier hat, weiß es selbst: Die Inflation hat nicht bei Butter und Brot Halt gemacht, sondern auch die Futterregale erreicht. Es herrscht Katzenjammer im Tierheim Haßberge, und das ausgerechnet zu Weihnachten. Das ist gemeinhin die Zeit, in der die Menschen auch im Haßbergkreis ihre Herzen und Geldbeutel öffnen, um zur Bescherung auch an die Kreaturen zu denken, denen das Glück nicht beschienen war, das Fest unterm eigenen Weihnachtsbaum zu verbringen. Doch die wirtschaftliche Situation, die gerade auch im Landkreis so schlecht ist wie lange nicht, hat die Spendenbereitschaft geschmälert. „Massiv“, wie Britta Merkel, Vorsitzende der Tierschutzinitiative (TI) Haßberge e.V. und Leiterin des Tierheims in Zell bei Knetzgau, bestätigt. Dabei hatte man eigentlich gehofft, nach den mageren Pandemiejahren wieder etwas zulegen zu können. Ohne Straßenfeste, Kuchenverkauf und Tombola waren damals kaum Spenden eingegangen, ohne die (sowie Beiträge der Vereinsmitglieder) die Tierschutzinitiative ihre Arbeit gar nicht leisten könnte. Eine Corona-Prämie hatte es gegeben, doch auch hier war die vermeintliche Hilfe nur heiße Luft – und muss nun, obwohl es kaum besser geht, Cent für Cent zurückgezahlt werden.

Nach der Werbung weiterlesen

Eine der zuckersüßen Fellnasen, die aktuell im Tierheim Haßberge auf neue Besitzer warten: Die zwölfjährige Hundedame Ella, die nur gestreichelt werden möchte. Aktuell ist Vermittlungsstopp, ab 7. Januar darf gern angefraght werden. Foto: Britta Merkel/TI

20 Hunde und 40 Katzen müssen im groben Durchschnitt im Tierheim Haßberge täglich versorgt werden. Aus miserablen Zustände beschlagnahmte Tiere oder solche, die abgegeben werden, aber auch Fundtiere. Deren Betreuung und Versorgung ist ursprünglich Aufgabe der Kommunen, wurde von diesen aber inklusive Tierheimbetrieb an die Tierschutzinitiative übertragen. Über einen Zweckverband werden dafür die Kosten umgelegt. Seit Beginn dieser Vereinbarung vor sechs Jahren sind dies 1,20 Euro pro Einwohner – erhöht wurde diese Umlage trotz steigender Kosten bislang nicht. Von diesen 1,20 Euro pro Kopf bekommt die TI allerdings nur einen Euro, 20 Cent werden für Verwaltungskosten abgerechnet. Bei gut 84 000 Einwohnern sind es also rund 84 000 Euro pro Jahr, die den Tierheimbetreibern von den Kommunen zufließen. Theoretisch. Denn darauf werden noch einmal 7 Prozent Steuern fällig, weil auch der Freistaat sich leider noch nicht dazu durchringen konnte, diese Beiträge steuerfrei zu belassen. Summa summarum landen also gut 78 000 Euro im Topf – ein Tropfen auf den heißen Stein. Allein die Personalkosten schlagen im Jahr 2023 mit gut 87 000 Euro zu Buche. „Alles andere wird durch den Verein getragen“, erklärt Britta Merkel. Und auch wenn dieser viel leistet, die inflationären Steigerungen sind mittlerweile nicht mehr aufzufangen. Deshalb hat die TI im September auch einen Antrag auf Erhöhung an den Zweckverband gestellt. Noch wird darüber beraten.

Im Tierheim in Zell gibt es einen Patenschaftsbaum. Noch ist er ziemlich leer – doch Wulfi etwa (hier mit Tierheimleiterin Britta Merkel) würde sich über einen Paten riesig freuen. Foto: Tanja Kaufmann/NP

Wer jetzt schon helfen möchte, sollte sich zum einen die Homepage der Tierschutzinitiative (www.tierheim-hassberge.de) anschauen. Dort findet sich eine Wunschliste mit Futter und Dingen, die aktuell dringend benötigt werden. Dankbar sind die Tierschützer natürlich immer auch über Geldspenden, um etwa die Tierarztkosten begleichen zu können (Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, IBAN: DE84 7935 0101 0009 1044 64, BIC: BYLADEM1KSW). Und wer noch ein Weihnachtsgeschenk auf die Schnelle brauchen könnte: Möglich sind auch Tier-Patenschaften, bereits ab 5 Euro monatlich, für einen speziellen Schützling. Deren Porträts sind ebenfalls auf dem Internetauftritt der TI zu finden. Wulfi beispielsweise, der schon seit Start des Tierheims hier sitzt und vergeblich auf ein eigenes Zuhause wartet. Oder Ein-Ohr-Rüde Aik. Oder lieber Pate werden von einem der vorwitzigen Waschbären? Paten bekommen als Dankeschön einen Eintrag auf dem Patenschaftsbaum im Tierheim sowie eine Urkunde mit einem Bild ihres Patentieres.

Ein Tipp noch für Gewerbetreibende: Ein Werbeschild am Tierheim-Zaun, günstig am Autobahnzubringer zur A 70 gelegen, könnte für beide Seiten ein Gewinn sein. Einfach mal nachfragen! Keine Anfragen werden dagegen aktuell zur Tiervermittlung angenommen. Denn: Tiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum, sondern dauerhaft in die Herzen und Stuben neuer Besitzer. Ab 7. Januar startet die Vermittlung wieder.