Hassberge Glockenklänge an der Grotte

Von Janina Reuter

Nach vierwöchiger Renovierung steht der Glockenturm wieder an seinem gewohnten Platz im Steinert: Viel Manneskraft ist beim Aufstellen des schweren Gebildes nötig.

 
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Jesserndorf - Im Steinert, dem Waldgebiet bei Jesserndorf, gibt es eine Dankesgrotte, die auf eine Legende zurück geht: "Im Jahr 1903 gab es in Jesserndorf einen Kaplan, der an Krebs erkrankte. Er ging wohl immer zu dem Felsen im ,Steinert' und betete zur Linderung seiner Krankheit. Aus Dankbarkeit zu Gott hat er dann in eine kleine Mulde in dem Felsen eine Madonnen-Figur gestellt", weiß Heinz Fausten, der Wanderwart des Haßbergvereins Jesserndorf. Seither befindet sich dort im Wald die sogenannte "Mariengrotte".

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Die Eiszeit schobein einen hausgroßen Gesteinsbrocken aus dem übrigen Felsen heraus. Dieser Platz wurde wohl schon zur heidnischen Zeit genutzt. Durch die vielen Felsen im Wald kam dieser dann auch zu seinem Namen: "Steinert". "Der Name kommt ursprünglich vom Wort "steinhart", was auf die vielen Steinbrüche im Felsen zurückzuführen ist", erklärt der Wanderwart.

Im Jahr 1962 hat sich der Haßbergverein in Jesserndorf dazu entschlossen, bei der Mariengrotte einen Glockenturm zu errichten, um den Platz weiter aufzuwerten. Der Turm wurde aus Eisen zusammengeschweißt und trägt ein Kupferdach. Die Glocke, die ursprünglich aus dem Geläut von Hofstetten kommt, stammt aus dem Jahr 1750. Der Haßbergverein kaufte sie 1962 für den Glockenturm.

Fünfzig Jahre später war der Glockenturm stark renovierungsbedürftig, weshalb der Haßbergverein beschlossen habe, ihn abzubauen und zu renovieren, wie dessen erster Vorsitzender Otmar Schmitt berichtet. Zunächst wurde der Turm durch Sandstrahlen gereinigt und dann feuerverzinkt. Schließlich wurde er frisch lackiert und erhielt ein neues Kupferdach. Die Kosten dafür beliefen sich auf zirka 1500 Euro, die der Haßbergverein Jesserndorf trug. "Schön ist es, dass wir einen Zuschuss von 500 Euro von der ehemaligen Jugendgruppe des Vereins bekamen", freut sich der Vorstand.

Nach nun fast vier Wochen Renovierungszeit war es am Dienstag endlich so weit, und die fleißigen Helfer, haben den Turm wieder bei der Grotte aufgestellt. Auf einem Anhänger wurde der Glockenturm in den Wald gefahren. Dort wartete schon ein Traktor, der ihn vom Anhänger hob und ihn noch einige Meter hin zur Grotte transportierte. Hierbei war große Vorsicht geboten, um dem frisch renovierten Teil nicht gleich Kratzer hinzuzufügen. Doch die letzten Meter war "Manpower" gefragt, da der Traktor nicht direkt bis zur Grotte fahren konnte. So mussten die Helfer mit anpacken und ihn zur Mariengrotte schleppen. Nach einigen Pausen war der 300 Kilogramm schwere Turm an seinem Platz und musste nur noch aufgestellt werden. Auch hier war wieder die Kraft und vor allem auch Vorsicht der Männer gefragt. Der Turm wurde beim Aufstellen durch Seile gesichert, damit er nicht rückwärts den Abhang hinunterfallen konnte.

Nun steht der Glockenturm in neuem Glanz und wieder felsenfest an seinem alten Platz und kann von den Besuchern bewundert werden. Nur auf den Anblick der Madonnen-Figur, die normalerweise in der Grotte steht, müssen die Besucher derzeit noch verzichten, denn die wird noch von einer Künstlerin aus Schonungen restauriert.

Am ersten Mai findet dann, wie in jedem Jahr, ein Gottesdienst bei der Mariengrotte statt, bei dem der renovierte Turm offiziell eingeweiht wird. "Früher wurden hier im Mai jeden Sonntagnachmittag Maiandachten abgehalten, die von den Leuten aus den umliegenden Dörfern besucht wurden", erinnert sich Heinz Fausten. "Da kamen schon mal bis zu 100 Leute zur Andacht."

Bei der Mariengrotte steht auch der alte Altarstein der Jesserndorfer Kirche. "Die Kirche wurde umgestaltet, und dann ist der Altar hierher versetzt worden", erzählt der Wanderwart des Haßbergvereins Jesserndorf. Die Mariengrotte sei auch immer schön geschmückt: Viele Besucher bringen hierher frische Blumensträuße mit. Generell sei die Mariengrotte immer gut besucht, und viele Leute kämen dorthin, um zur Ruhe zu kommen, zu entspannen, nachzudenken und den Alltagsstress zu vergessen, berichten die Jesserndorfer. Heinz Fausten ergänzt: "Viele Menschen schreiben auch ihre Wünsche oder Bitten auf kleine Zettel und stecken sie dann in den Felsen."

Früher kamen bis zu 100 Menschen zur Andacht.

Heinz Fausten


Maiandacht

Am 1. Mai findet in jedem Jahr ein Gottesdienst an der Mariengrotte statt. In diesem Jahr wird der renovierte Turm offiziell eingeweiht.