Haßberge-Kliniken Kampf gegen den Kostendruck

Günther Geiling
Als eine wichtige Maßnahme gilt die Zusammenführung der Haßberg-Kliniken mit den Medizinischen Versorgungszentren; hier ein Blick auf die drei Häuser des MVZ Haßfurt. Foto: Günther Geiling

Die Haßberg-Kliniken sind seit jeher das Sorgenkind im Landkreis. Stetig rote Zahlen machen immer wieder Finanzspitzen erforderlich. Vorständin Regina Steenbeck-Schacht erläuterte dem Kreistag nun Maßnahmen und Pläne, um Einsparungen vorzunehmen und neue Einkommensquellen zu generieren, um dem Problem Herr zu werden.

 
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„ Di e Jahresabschlussarbeiten laufen aktuell und die Hochrechnungen wurden mit einem Minus von rund 7,5 Mio Euro, plus/minus 250 000 Euro, berechnet. Die Fallzahlen liegen über dem Vorjahr, aber noch deutlich unter Plan. Die bis März behandelten 832 Patienten zeigen aber, dass das Haus in der jetzigen Ausstattung den Plan erfüllen kann.“ Diese Bilanz zog die neue Vorständin Regina Steenbeck-Schacht über die „Haßberg-Kliniken“ vor dem Gremium des Kreistages. Dabei nahm sie auch zu ersten Maßnahmen Stellung, etwa der Zusammenlegung von Kliniken und Medizinischen Versorgungszentren oder der Bewirtschaftung des Parkraumes.

Die neue Klinikmanagerin erinnerte an die Betriebskosten im Jahre 2021, in dem das Defizit ohne Betriebskostenzuschuss auf 3,387 Millionen Euro veranschlagt war. Dabei müsse man bedenken, dass man für das Jahr auch Corona-Ausgleichszahlungen in Höhe von 1,9 Millionen Euro bekommen habe. Beim Haus Ebern habe man im März die Sollzahlen überschritten. Allerdings habe man dort auch sehr zurückhaltend geplant.

Positiv sah Steenbeck-Schacht die Entwicklung der Geburtenzahlen im Hause Haßfurt, wo man sich zum Ziel gesetzt habe, die Zahl von 500 Geburten zu schaffen. Das sei eine Marke, die durchaus auch Qualität aufweise. Dabei komme der Geburtsabteilung zugute, dass das Haus St. Josef in Schweinfurt seine Geburtsabteilung aufgegeben habe.

Klinikmanagerin mit Maßnahmenplan

Regina Steenbeck-Schacht ging zudem auf den Maßnahmenplan und das Erlösmanagement ein, das mit der Besetzung eines Klinikmanagers verbessert werden sollte. So sei man derzeit im Aufbau der Bewirtschaftung des Parkraumes und Besucherparkplatzes, wodurch man sich ab dem Jahre 2024 jährliche Einnahmen von 300 000 Euro verspreche. Die bisherige Trennung von MVZ und Kliniken sei schon geändert worden mit Abbau der Verwaltung, Umstellung der Radiologie und anderem. Hier rechne man mit einer Einsparung von 500 000 Euro. Dazu kämen Stellenanpassungen und Einsparung von 20 Vollzeitkräften.

In den MVZ sollen auch die Praxisabläufe und die Vereinheitlichung der Praxen angegangen werden. Schließlich werde man die „Pforte“ am Krankenhaus Haßfurt zwischen 22 und 5 Uhr nicht mehr besetzen und dies über die Notaufnahme erledigen, womit man weitere 50 000 Euro einsparen könne. Hinsichtlich der Baumaßnahmen wie dem OP-Bau in Haßfurt stünden Baugenehmigung und Förderbescheid noch aus, die finale Abstimmung mit dem Gesundheitsamt zum Hygienekonzept habe aber schon stattgefunden. Für das Haus Ebern sei das Konzept „Pflegesonah“ mit der Behindertenvertretung abgestimmt und wurde die Durchführung des VGV-Verfahrens für Planungsleistungen beauftragt. Der Start für diese Baumaßnahmen sei voraussichtlich im September 2023 und die Fertigstellung soll 2024 erfolgen.

Landrat Wilhelm Schneider meinte: „Wir sind auf dem Wege, unsere Hausaufgaben zu machen. Dabei müssen wir auch sehen, was aus dem Entwurf von Gesundheitsminister Lauterbach kommt. Allein werden wir es nicht schaffen.“ Mit Ebern liege man im Soll, auch die Geburtenentwicklung sei positiv. „In manchen Abteilungen müssen wir noch aufholen, insgesamt müssen wir uns mehr nach dem Vergleichsjahr 2019 orientieren.“

Drittes Gleichstellungskonzept

Christine Stühler stellte das neue Gleichstellungskonzept für die Beschäftigten im Landratsamt vor, dem schon zwei weitere in den Jahren 2011 und 2017 vorausgegangen waren. Das Ziel sei es, auf die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Gremien hinzuwirken und dies auch in den Vorgesetzten- und Leitungsfunktionen. Beim kommunalen und staatlichen Personal seien derzeit 499 Personen beschäftigt, 308 Frauen und 191 Männer, was einen Frauenanteil von 61,72 Prozent darstelle.

Bereits erfolgt seien die Erhöhung des Frauenanteils im IT-Office, die Aus- und Weiterbildung bei Frauen sowie ein höherer Frauenanteil bei den Nachwuchsführungskräften. Einen Handlungsansatz stellte sie bei den Frauen in der Abteilungs- und Sachgebietsleitungsebene fest, wo es derzeit 22 Männer und 5 Frauen gebe. Auch sollte das Angebot von Führungsstellen in Teilzeit erhöht werden und auch mehr Männer in Elternzeit und Teilzeit geben.

Landrat Wilhelm Schneider machte hierzu zwei Anmerkungen. Zum einen seien „jetzt schon bei den Nachwuchs-Führungskräften von zehn Personen neun Frauen und nur ein Mann.“ Zum anderen zeigte er bei „Teilzeit für Männer“ eine andere Meinung. Er habe nichts gegen Teilzeit, „aber wir müssen auch an den Fachkräftemangel denken und da ist mir eine Vollzeitstelle lieber.“

Gleichstellungsbeauftragte Christine Stühler informierte, dass es am Landratsamt derzeit 133 verschiedene Modelle für Männer und Frauen gebe, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erfüllen. Im Jahre 2011 seien es erst 67 Modelle gewesen. Man habe eine hohe Teilzeitbeschäftigungsrate mit 39 Prozent, individuelle Homeoffice-Regelungen, die Ausweitung der Ferienbetreuung in den Sommerferien auf vier Wochen und weitere Programme.

Vertrauenspersonen gewählt

Für die Wahl der Schöffen für die Amtszeit ab 2024 wurden die Vertrauenspersonen gewählt, die von den Fraktionen vorgeschlagen wurden. Es waren dies Reinhold Giebfried und Gerhard Zösch (für die CSU), Stefan Paulus (SPD), Peter Klein (WG), Julian Müller (Junge Liste), Christian Ruser (Bündnis 90/Grün) und Bernhard Jilke (AG).

Ebenfalls genehmigte das Kreisgremium die Beschlussfassung zur Gesellschafterversammlung der „Gesundheitspark Zeil am Main gGmbH“, die in Zeil entstehen soll, und die Besetzung des Aufsichtsrates der Gesellschaft, der aus 6 Mitgliedern besteht. Auf den Landkreis Haßberge entfallen drei Aufsichtsratsmitglieder: 1. Sitz Landrat Wilhelm Schneider (1. Vertreter Michael Ziegler, 2. Vertreter Oskar Ebert); 2. Sitz Thomas Stadelmann (1. Vertreter Bernhard Ruß, 2. Vertreter Harald Kuhn); 3. Sitz Birgit Bayer (1. Vertreter Günther Werner, 2. Vertreter Michael Zehe).

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