Haßberge Neues Leben für alte Trafohäuschen

Günther Geiling
Früher waren die Häuser unverzichtbar für die Energieversorgung. Doch mittlerweile haben sie ausgedient - Symbolbild. Foto: Heiko Matz

Früher waren die Häuser unverzichtbar für die Energieversorgung. Doch mittlerweile haben sie ausgedient. Doch statt abgerissen zu werden, gestalten viele Städte und Gemeinden die Gebäude um.

 
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Ebelsbach - Jahrzehntelang haben in vielen Gemeinden „Trafohäuser“ die Orte geprägt. Nun sind sie aber an vielen Stellen durch eine neue Technologie zu „Auslaufmodellen“ geworden. Teilweise werden sie abgerissen oder werden einer anderen Nutzung zugeführt. So dienen sie als „Nistort“ oder als „Vogelhotel“, sie erfahren eine Umgestaltung zu einem Kunstobjekt oder es „nisten“ sich dort sogar Menschen ein. Auch in der Gemeinde Ebelsbach wartet das alte Trafohaus in der Maingasse auf eine Entscheidung.

Über viele Jahre hinweg sind diese Trafohäuser Zeugnisse der strukturellen Energieversorgung gewesen und sie prägten teilweise das Bild von Ortschaften. Selbst für Kleinkinder waren sie ein besonderes Bauwerk und führten nicht selten sprachlich zu einer „Stolperfalle. Aus dem doch recht schwer zu sprechendem Wort „Transformatorenhäuschen“ wurde nicht selten bei manchem Buben oder Mädchen einfach ein „Tomatenhäuschen“, wobei weit und breit dort nichts von Tomaten zu sehen war.

Hintergrund für diese „Trafos“ war die Elektrifizierung. Eine dort eingebaute Schalt- und Umspannanlage im Innern setzte die Mittelspannung in Niederspannung um, mit welcher die Häuser oder die Straßenbeleuchtungen versorgt wurden.

In Ebelsbach gab es schon seit dem 30. November 1880 eine Straßenbeleuchtung. Aber es waren zuerst nur 6 Petroleum-Lampen, die von dem im Ort aufgewachsenen und nach Triest in Italien ausgewanderten jüdischen Kaufmann Seligmann Goldschmiedt gestiftet worden waren mit der Auflage, sie binnen drei Wochen aufzustellen. Die Gemeinde Ebelsbach bestellte dazu einen „Laternenanzünder“, der jeden Abend seine Runde im Dorf machte.

Ab 1908 ist dann die Rede von einem Kaspar Lochner, der die Straßenlaternen anzündete und das war vermutlich kurz vor der Elektrifizierung. Laternenanzünder war der nicht sein Hauptberuf, sondern er war „Wasenmeister“, eine Bezeichnung für Abdecker, also Beseitiger von Tierkadavern. So ist es Unterlagen aus der Chronik und anderen Quellen zu entnehmen.

Von einem Trafohaus ist in dieser Zeit noch nicht die Rede und gibt es nach Gemeindearchivar Roland Mayer auch keine weiteren Hinweise, erst wieder aus der Zeit des 2. Weltkrieges. Hier wurde das Werksgelände der Firma Kugelfischer zwischen Ebelsbach und Eltmann von den alliierten Streitkräften schwer bombardiert. Grund für die Angriffe war die Kugellagerproduktion, insbesondere auch für die Rüstung.

Beim 2. Angriff am 21. Juli 1944 auf das Werk wurde eine der beiden Fertigungshallen schwer beschädigt, die zweite Fertigungshalle und zwei Trafostationen total zerstört. Hier ist also ein erster Hinweis auf Trafohäuser zu finden und in der Gemeinde dürfte deswegen erstmals in den 30-er Jahren ein solches Haus errichtet worden sein.

Ein solches steht jedenfalls heute noch in der „Maingasse“, sprengt sogar den quadratischen Grundriss und ist größer in einer rechteckigen Bauweise entstanden. Dazu weist es auch auf das Sandsteinvorkommen in der Gegend hin, denn die Außenmauern sind damit gestaltet entstanden. Dieses hat aber in seiner Funktion seit Jahren ausgedient und unmittelbar daneben wurden durch das Bayernwerk/EON eine kleinere neuzeitlichere Station errichtet.

Im Nachbarort Stettfeld wurde das Trafohaus ebenfalls vor 12 Jahren aufgelassen und die Gemeinde Stettfeld hat es übernommen, wobei es sogar auf dem Grundstück der Brauerei Merklein steht. Allerdings hat sich die Wandergruppe des SC Stettfeld um eine andere Nutzung bemüht und es zu Nistmöglichkeiten für Vögel umgestaltet. Auch die weitere Pflege dieses wertvollen Lebensraumes für Tiere hat die Wandergruppe nach den Worten von Bürgermeister Alfons Hartlieb übernommen.

In anderen Orten des Landkreises hat die Bayernwerk Netz GmbH mit „Kunst am Trafo“ einen künstlerischen Blickfang geschaffen. Spraykünstler sorgten in Aidhausen für einen sichtbaren Jahresverlauf mit dem Motiv „Frühling, Sommer, Herbst und Winter“ und in der Stadt Ebern hat man anlässlich des Rückert-Jahres die Verbindung des Dichters zur Stadt mit ihrem berühmten Kegelspiel gelungen in Szene gesetzt. Ebenso hat man in Hofheim ein solches Haus künstlerisch gestaltet.

Was geschieht also nun mit dem alten „Trafohaus“ in Ebelsbach in der „Maingasse“? Leser unserer Zeitung interessierten sich dafür und wir gingen der Frage nach. Nachbar Georg Engel spricht von einem „sehr schönen Trafohaus aus Sandsteinen“, das sich allerdings auf der Westseite abgesetzt und einen Riss bekommen habe und deswegen langsam baufällig werde. Es müsste also auf jeden Fall etwas unternommen werden. Marco Bühl von der Bauverwaltung der Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach spricht von Bemühungen der Gemeinde, hier etwas zu machen. Die Gemeinde habe deswegen das Trafohaus vom Bayernwerk gekauft, weil ja insbesondere die Sandsteine einen besonderen Nutzen darstellten. Das Gebäude sei nämlich mit einer Betoninnenwand geschaffen, um das ein schönes Sichtmauerwerk mit aus Sandsteinen gelegt worden sei. Allerdings habe das Haus in den letzten Jahren einen deutlichen Riss erhalten, sodass es einsturzgefährdet sei. So denke die Gemeinde daran, das Haus abzureißen und die Sandsteine anderweitig zu verwenden.

Diese Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Es scheint also mit einer anderen Nutzung nichts zu werden. Man kann deswegen höchstens nur staunen, was aus anderen Trafos in den letzten Jahren entstanden ist. Neben Vögel- und Insektenhotels wurden solche nämlich zu „Lofts“ und Einzelunternehmen umgebaut. Ein Ehepaar schaffte es in Oberursel, eine solche ehemalige Trafostation für sich als „Wohnhaus“ zu nutzen mit Schlaf-, Wohnzimmer, Küche und Bad auf 14 Quadratmetern, das auf einer Grundstücksfläche von 23 Quadratmetern als kleinstes frei stehendes Haus Deutschlands zählt.

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