Rentweinsdorf - Schon seit 30 Jahren sorgt das Theaterstück der argentinisch-deutschen Autorin Esther Vilar mit dem Titel "Die Antrittsrede der amerikanischen Päpstin" für Aufsehen. Mit der "amerikanischen Päpstin" schuf die Tochter deutsch-jüdischer Emigranten eine Figur, die bis heute provoziert.

In dieser Rolle konnten über 80 Besucher am vergangenen Samstag die Schauspielerin und evangelische Pfarrerstochter Charis Hager erleben. Zu Beginn der Theateraufführung hatte Manuela Lohm im Auftrag des Marktes als Veranstalter die Anwesenden begrüßt.

Die junge Schauspielerin schaffte es vor "faschingsverhangener" Kulisse im Marktsaal mit einer tollen Einzelleistung, die Zweifel und Reflexionen der Päpstin offenzulegen. Die interessierten Zuhörer verfolgten das niveauvolle und spannende Stück sehr konzentriert, zumal wenn es so souverän gespielt - und gesprochen - wird wie von Charis Hager.

Radikale Wandlung

Die Entwicklung von der rationalen Chefin eines Glaubensunternehmens zum weiblichen Kirchenoberhaupt in prachtvollem, weißen Gewand ist radikal, war aber durchaus nachvollziehbar. Es ging weniger um die aufwendige Gestaltung, als um die Inhalte. Dafür bestand auch das Bühnenbild im Saal nur aus wenigen Dingen - einem Schreibtisch, einen Stuhl und an der Seite ein besticktes Papstgewand.

Alles wirkte sehr irdisch, wie die Päpstin, eine Frau aus Fleisch und Blut. Sie bewundert Jesus wegen seines Humanismus und seiner Friedenslehre, nicht wegen seiner Wundertagen: "Er war ein Mensch, kein Gott, die Menschen kommen niemals wieder."

Ihr Verstand sagt ihr aber, wenn es keinen Gott gäbe, man ihn dann erfinden müsste, weil nur ein Allmächtiger die Menschen von ihren Sünden befreien und von ihrem schlechten Gewissen erlösen kann. Das Thema der Autorin wurde bei der Aufführung sehr deutlich, nämlich die Freiheit des Einzelnen und seine Unfähigkeit, damit umzugehen.

"Johanna II." übernimmt die Verantwortung für einen Kirchenapparat, dessen Wertesystem nach Jahrzehnten der Reformen und der Liberalisierung weitgehend zerstört ist. Die Päpstin kündigt eine radikale Umkehr an, zurück zu den alten Werten und zurück zu einem strengen, sinnstiftenden Gott. Sicher ein starker Tobak!

Ratlose Gesichter

Natürlich gab es auch im Marktsaal einige ratlose Zuschauer über das von Charis Hager und ihrem Regisseur Uwe Hoppe einstudierte Stück. Für Charis Hager gab es zum Schluss, dagegen als Anerkennung für ihre schauspielerische Leistung, einen Blumenstrauß. Das Theaterstück wirft aber auch viele Fragen auf. Daher wurde der Aufforderung von Dekan Hans Hager aus Thurnau, den Vater der "Päpstin", gern nachgekommen, in kleinen Gruppen über das Dargebotene und den Inhalt des Theaterstückes zu diskutieren.

Schauspielerin mit heimischen Wurzeln

Charis Hager, geboren am 15. Juni 1983, kam als Baby mit ihren Eltern Pfarrer Hans Hager und seiner Ehefrau Renate aus Kipfenberg in Mittelfranken nach Rentweinsdorf. Pfarrer Hager übernahm hier die Pfarrstelle der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Rentweinsdorf und Salmsdorf. Charis wuchs im Pfarrhaus auf, bis ihre Eltern im Jahr 1998 Rentweinsdorf in Richtung Thurnau verließen, wo Pfarrer Hager die Dekanstelle übernahm. Ursprünglich ist die jetzt 28-jährige Lehrerin. Seit mehreren Jahren macht sie aber Theater mit freien Gruppen - etwa in Klassikern von Shakespeare von Kleist oder von Aristophanes. Inzwischen hat sich Charis Hager für den Beruf der Schauspielerin entschieden. An einem Stuttgarter Theater spielt sie eine Rolle in Nathan der Weise.

Charis Hager erklärte, dass sie sich sehr wünscht, dass über das Theaterstück "Die Antrittsrede....." geredet und diskutiert wird. Ihre Verpflichtung nach Rentweinsdorf, wo sie den Großteil ihrer Kindheit verbrachte, durch Bürgermeister Sendelbeck und Manuela Lohm habe sie außerordentlich gefreut. sch