Ebern - Die Nachricht, dass Sven Steffan von Bischof Friedhelm Hofmann von seinem Amt als Ständiger Diakon mit sofortiger Wirkung suspendiert worden ist, hat an den Ostertagen in Ebern für Aufregung gesorgt. Steffan hatte dem Bischof mitgeteilt, dass er wieder heiraten wolle. Als Ständiger Diakon gehört er jedoch dem Klerus an, ist damit dem Zölibat verpflichtet und darf somit keine geistlichen und seelsorgerischen Aufgaben mehr wahrnehmen, wenn er in den Stand der Ehe tritt. Diese Regelung besteht übrigens nicht, wenn ein Mann bereits verheiratet ist, ehe er zum Diakon geweiht wird. Nicht nur dieser Umstand hat in den vergangenen Tagen die Debatte über Sinn und Unsinn des Zölibats in der katholischen Kirche neu entfacht.

An erster Stelle kritisierte Pater Rudolf Theiler selbst am Karfreitag das Vorgehen der Diözesanleitung. Theiler bedauert sehr, dass Steffan überhaupt sein Amt niederlegen und damit als enger Mitarbeiter der Pfarreiengemeinschaft "Gemeinsam unterwegs" gehen wird. Er verliere mit Sven Steffan einen engagierten, sympathischen und loyalen Mitarbeiter. Konkret aber missfällt dem Stadtpfarrer die sofortige Suspendierung, die dem freiwilligen Schritt des Diakons Richtung Würzburg folgte. "Dieser radikale Schnitt ist einfach nicht mehr zeitgemäß", so Theiler gegenüber der Neuen Presse, der auch von einer "Ohrfeige" spricht. Man hätte eine Übergangslösung bis zum Sommer finden können, die es Steffan hätte ermöglichen müssen, seine Verpflichtungen in der Gemeinde abzuschließen. Unter anderem stünden noch einige Hochzeiten an, die der ehemalige Diakon mit künftigen Brautpaaren eigentlich vereinbart habe. Sven Steffan will nun erst einmal einige "Dinge ordnen", ehe er sich nach einem Kurzurlaub Ende April dann auch selbst zur Sache äußern werde, wie er im Gespräch mit der Neuen Presse ankündigt.

Und auch für das Gemeindeleben ist die sofortige Entpflichtung ein schwerer Schlag: Sven Steffan erfüllte viele Aufgaben und übernahm Gottesdienste, für die nun Ersatz her muss. Was sicher nicht schnell zu erledigen sei, wie Pater Theiler mutmaßt: "Die Stelle wird zunächst einmal ausgeschrieben." Nach Ebern einfach "versetzt" werde niemand, ein künftiger Diakon müsse sich schon selbst dafür bewerben und hierherziehen wollen. Ebern als östlichstes Randgebiet der unterfränkischen Diözese Würzburg haben dabei aber wohl die wenigsten sofort auf dem Schirm.

Persönlich wünscht Rudolf Theiler seinem langjährigen Mitarbeiter natürlich alles Gute für seinen neuen Lebensweg. Dem schließt sich die Gemeinde einstimmig an, wie nach den Gottesdiensten an den Kar- und Osterfeiertagen zu hören war. Hier hatte Pater Theiler den kurzen Satz mitgeteilt, wie er auch als Pressemitteilung aus dem Dözesanbüro am Karfreitag die Öffentlichkeit erreichte: "Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hat Sven Steffan, Ständiger Diakon in der Pfarreiengemeinschaft ,Gemeinsam unterwegs - Ebern-Unterpreppach-Jesserndorf', mit sofortiger Wirkung aus persönlichen Gründen von der Aufgabe als Ständiger Diakon entpflichtet." Dass seine persönliche Lebensführung der Grund dafür sein könnte, damit hatten allerdings die wenigsten gerechnet. "Mir war nicht klar, dass ein Diakon nicht verheiratet sein darf", hieß es. Ein Geheimnis war es in Ebern nämlich nicht, dass der Diakon nach einer ersten Ehe seit längerer Zeit nun sein neues Glück gefunden hatte.

Gegönnt hatte es ihm jeder, Sven Steffan gilt als überaus beliebt bei Jugendlichen wie bei Senioren, er "wird eine große Lücke in der Gemeinde hinterlassen", ist aus der Gemeinde zu hören, "ein Riesenverlust" oder "das ist sehr, sehr traurig". Und auch im sozialen Netzwerk wird hitzig diskutiert: "1. Ehe ist ok. Scheidung ist ok. "Wilde Ehe", Beziehung oder ähnliches wird toleriert bzw. bewusst weggeschaut ... 2. Ehewunsch hat sofortige Suspension zur Folge. Die Logik muss mir mal jemand erklären", wundert sich eine Ebernerin beispielsweise, ein anderer schließt sich an: "In welcher Zeit leben wir denn eigentlich?" Dass sich die katholische Kirche einmal mehr mit einer ihrer starren Regelungen keinen Gefallen getan haben könnte, ist aus diesem Post herauszulesen: "Da braucht sich die Kirche wirklich nicht mehr wundern." Nicht nur einmal heißt es: "Schade, dass die katholische Kirche noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist", vor allem aber auch: "Respekt vor dieser Entscheidung von Sven Steffan." Auf den Punkt gebracht bedeutet das für ihre Mitglieder, wie ein weitere Beitrag formuliert, aber vor allem eines: "Wann endlich checkt die katholische Kirche, dass die Lebenswirklichkeit der Menschen größtenteils völlig anders als ihre Lehre ist?"

Der Eberner Pfarrer und seine verbliebenen Mitarbeiter werden es in nächster Zeit schwer haben, nicht nur was das künftige größere Arbeitspensum angeht.